"Jugend Eine Welt": Bildung für ukrainische Kinder in Republik Moldau
Auf die dramatische Lage für schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine macht "Jugend Eine Welt" (JEW) aufmerksam. Für mehr als vier Millionen schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine startete am Donnerstag das Schuljahr. "Home Schooling" sei inzwischen die einzige Möglichkeit, das ukrainische Bildungssystem aufrechtzuerhalten, berichtete die Hilfsorganisation in einer Aussendung am Donnerstag. JEW ermöglicht schulpflichtigen Kindern via Distance Learning, weiterhin am ukrainischen Schulsystem teilzunehmen, etwa am Don Bosco-Standort in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau. Das Angebot soll wegen großer Nachfrage ausgebaut werden, informierte Geschäftsführer Reinhard Heiserer.
"Die Kinder und Jugendlichen leiden psychisch massiv unter dem Krieg in ihrer Heimat. Sie wurden aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und mussten schreckliche Dinge mitansehen", schilderte Heiserer die dramatische Situation. Kinder hätten jedoch ihre Zukunft noch vor sich. "Sie dürfen aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen nicht ihrer Bildung beraubt werden", betonte der JEW-Geschäftsführer. Durch Unterstützung von Spendern, Förderern, Partner-Institutionen und Unternehmen sei es möglich, zumindest einen Teil der Betroffenen via Distance Learning weiterhin am ukrainischen Schulsystem teilhaben zu lassen.
Die Nachfrage nach dem Angebot ist riesig: Wolfgang Wedan, JEW-Nothilfe-Koordinator, berichtete, dass die Plätze für Distance Learning binnen zwei Tage vergriffen gewesen seien. "Wir würden auch gerne mehr Plätze anbieten. Doch leider fehlt uns noch die entsprechende Infrastruktur. Es mangelt an Computern und schnellem Internet", so der Experte.
Die fremde Unterrichtssprache in den Nachbarländern stellt eine große Barriere dar, wird doch etwa in der Republik Moldau auf Rumänisch unterrichtet. Zudem werden Schulzeugnisse aus der Republik Moldau in der Ukraine nicht anerkannt. "Viele Mütter, die mit ihren Kindern in Chisinau Zuflucht gefunden haben, wollen diese daher nicht hier in die Schule schicken", erzählte Wedan. Bei vielen sei die Hoffnung auf Rückkehr groß.
Neben dem Standort in Chisinau unterstützt JEW mit seinen Don Bosco-Partnern in der Republik Moldau eine zweite Nothilfe-Einrichtung. In Cretoaia, einem kleinen Ort rund eine Stunde südöstlich der Hauptstadt, finden Frauen mit ihren Kindern Zuflucht. "Eigens geschaffene Rückzugsmöglichkeiten helfen den traumatisierten Kindern bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse. Zusätzlich können sie den angeschlossenen Kindergarten besuchen, ebenso die Vorschulklasse sowie die Nachmittagsbetreuung", schilderte Wedan.
Nachdem die ukrainische Regierung am Mittwoch an die Bevölkerung appelliert hatte, aus den umkämpften Gebieten im Osten und Süden des Landes noch vor Beginn der kalten Jahreszeit zu flüchten, befürchtet Heiserer weitere Flüchtlingsströme bereits in den kommenden Wochen. "Jugend Eine Welt" treffe aktuell mit Projektpartnern vor Ort alle Vorkehrungen, um vorbereitet zu sein.
JEW leistet seit Kriegsbeginn in der Slowakei, Polen, Rumänien, der Republik Moldau und in der Ukraine Nothilfe für Kriegsflüchtlinge. Diese erhalten in den Einrichtungen der Don-Bosco-Partner unter anderem Schlafplätze, Lebensmittel, Transporthilfen und medizinische sowie psychologische Betreuung. Aber auch Betroffenen, die in privaten Unterkünften untergebracht sind, stehen die Türen offen.
Drei von vier ukrainische Kinder werden aufgrund des Krieges der Schule fernbleiben müssen. Zu dieser Schätzung gelangt das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten. Einerseits beschädigten bzw. zerstörten russische Angriffe viele Schulen, andererseits werden noch intakte Bildungseinrichtungen oft als Notunterkünfte genutzt. Nach Informationen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF mussten bisher mehr als zwei Millionen ukrainische Kinder aus ihrer Heimat flüchten und fanden in Nachbarländern einen sicheren Zufluchtsort. (Spendenkonto JEW: IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000, Kennwort: Ukrainehilfe, Infos: www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress