Katholische Kirche trauert um früheren Nuntius Zurbriggen
Update: 30. August, 13.00 Uhr
Die katholische Kirche in Österreich trauert um den früheren Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen. Der vatikanische Diplomat, der von 2009 bis zu seiner Emeritierung 2018 Repräsentant des Heiligen Stuhls in Österreich war, ist am Sonntag, einen Tag nach seinem 79. Geburtstag, in seinem Schweizer Heimatort Brig verstorben, bestätigte die Diözese Sitten. Der Geistliche sei am Sonntagmorgen offenbar nach einem Sturz tot in seinem Zimmer aufgefunden worden. Die Beisetzung findet am 5. September um 10.15 Uhr in der Pfarre Brig statt.
Kardinal Christoph Schönborn, in dessen Zeit als Vorsitzender der Bischofskonferenz auch die Amtszeit Zurbriggens fiel, würdigte den Verstorbenen als versierten und zugleich herzlichen Brückenbauer zwischen Österreich und dem Vatikan. Zurbriggen habe sich durch "große Herzlichkeit" und ein "tiefes Verständnis für die kirchliche Situation in Österreich" ausgezeichnet, so Schönborn in einer Reaktion gegenüber Kathpress. "Er hat ganz dem entsprochen, was ich bei seiner Amtsübernahme im Stephansdom gesagt habe: Dass schon sein Nachname Zurbriggen auf den Brückenbau zwischen Österreich und dem Vatikan verweist und dies auch die Vornamen zum Ausdruck kommt - Stephan für die Anliegen der Ortskirche und Peter für die Weltkirche und die Tatsache, dass es keinen nationalen Sonderweg geben kann."
Am Montagabend teilte zudem Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit, dass ihn der Tod Zurbriggens tief betroffen mache. "Als Doyen des diplomatischen Corps habe ich ihn als versierten Diplomaten und engagierten Seelsorger kennengelernt", erklärte der Bundespräsident gegenüber Kathpress. Er sei in Gedanken bei Zurbriggens Familie.
Am Dienstag folgten zahlreiche weitere Trauerbekundungen von Vertretern von Kirche und Politik. So würdigte der Salzburger Erzbischof und aktuelle Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, Zurbriggen als einen herzlichen wie offenen Gesprächspartner, "mit dem auch schwierige Themen in Aufrichtigkeit klar benannt und beredet werden konnten". Der frühere Nuntius "wusste auch über unruhige Ströme sichere und feste Brücken zu schlagen", so Lackner, wofür er ihm ausdrücklich danke.
Gern gesehener Gast im Burgenland und Vorarlberg
Als einen "Brückenbauer in unsere junge Diözese" bezeichnete der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics den Verstorbenen. Zurbriggen sei "oft und gern" ins Burgenland gereist - einer seiner ersten Besuche galt dort etwa der Erhebung der Stadt- und Pfarrkirche Güssing zur Basilika minor, erinnerte Zsifkovics in einer Aussendung. Auch als Firmspender sei Zurbriggen ein gern gesehener Gast gewesen. "Mit dem Land und mit den Leuten war er zudem nahe verbunden. Konzerte und Ausstellungen hat er besucht und die burgenländische Gastfreundschaft und Kulinarik geschätzt."
Tief betroffen äußerte sich in einer Aussendung der Diözese Feldkirch auch Bischof Benno Elbs: "Ein Freund ist gestorben. Nuntius Zurbriggen hat den Heiligen Stuhl in Österreich mit großer Klugheit, viel Herzlichkeit und Freundschaft repräsentiert. Auch mit Vorarlberg und vielen Familien im Land war er eng verbunden. Für diese Verbundenheit wie auch für seinen großen Einsatz für die Kirche in Österreich sage ich herzlich danke." Zurbriggen selbst habe immer wieder seine besondere Verbundenheit mit Vorarlberg zum Ausdruck gebracht, erinnerte Elbs. Nicht zuletzt deshalb sei er 2016 von Landeshauptmann Markus Wallner mit dem Großen Montfortorden des Landes ausgezeichnet worden.
Menschlich und humorvoll
Tief betroffen vom Tod Erzbischof Zurbriggens haben sich auch Militärbischof Werner Freistetter und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl gezeigt: Zurbriggen hat Freistetter 2015 zum Bischof geweiht. Der frühere Nuntius sei der Militärdiözese sehr verbunden gewesen, erinnerte Freistetter, der Zurbriggen auch persönlich eng verbunden war. Der Verstorbene sei neben seinem diplomatischen Dienst auch ein ausgewiesener Seelsorger gewesen, "mit einer sehr menschlichen und humorvollen Seite", so Freistetter.
Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl würdigte Zurbriggen als Freund und Motivator. So erinnerte Krautwaschl daran, von Zurbriggen persönlich darüber informiert worden zu sein, dass ihn Papst Franziskus 2015 zum Bischof berufen hatte. "Das Telefonat wird mir mein Leben lang in Erinnerung bleiben: Die Herzlichkeit und Freundlichkeit konnte ich tags darauf beim persönlichen Kennenlernen nach meiner Zusage, diesen Dienst für die Diözese Graz-Seckau anzutreten, gleichsam 'überprüfen'", so Krautwaschl. "Er hat mich ermutigt und als Bruder betrachtet. Diese Art des Umgangs haben dann sowohl offizielle wie auch private Begegnungen - bis hin zu einem Besuch in Brig - geprägt."
Auch MKV und Paneuropajugend trauern
An Zurbriggen als "Förderer der Jugend" und als einen "warmherzigen Mitchristen" erinnerte in einer Stellungnahme der Vorsitzende des Mittelschüler-Kartell-Verbandes (MKV), Thomas Weickenmeier. Zurbriggen habe stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Jugend und für die dem MKV so wichtigen Fragen der Bildung und der christlichen Identität Mitteleuropas gehabt. Zudem habe er wichtige Impulse für das Laienapostolat gesetzt, insbesondere in vielen Gesprächen mit Schülern und Studenten aus den Reihen des MKV.
An die "völkerverbindende Art" Zurbriggens erinnerte weiters der Paneuropajugend-Vorsitzende Philipp Jauernik: "Als vatikanischer Diplomat hatte er einen weiteren Horizont und erkannte die Stärke, die im Miteinander statt im Gegeneinander liegt", betonte Jauernik. Dieser Geist des Miteinander habe das Vorbild Zurbriggens als Katholik ausgemacht.
Biografische Notizen
Peter Stephan Zurbriggen wurde am 27. August 1943 in Brig, Kanton Wallis, in der Schweiz geboren. Nach Matura und anschließendem Militärdienst trat er 1963 in das Priesterseminar der Diözese Sitten ein. Von 1965 bis 1970 studierte er Philosophie und Theologie in Rom. 1969 wurde er von Kardinal Alfred Bengsch (1921-1979) zum Priester geweiht. Zurbriggen war als Religionslehrer tätig, bevor er 1975 in den Diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls eintrat. Seine Dienstorte in den Folgejahren waren die Nuntiaturen in Bolivien, der Bundesrepublik Deutschland, Uruguay, Frankreich und im südlichen Afrika, Lesotho, Indien und Nepal.
1993 wurde Zurbriggen von Johannes Paul II. zum Apostolischen Delegaten in Mosambik bestellt und gleichzeitig zum Erzbischof mit der Titular-Erzdiözese Glastonia ernannt. Drei Jahre später wurde die Vatikan-Repräsentanz in Maputo zur Nuntiatur aufgewertet. 1998 wechselte Zurbriggen als Nuntius in die Kaukasus-Republiken Georgien, Armenien und Azerbaidschan, 2001 in die baltischen Länder Litauen, Estland und Lettland.
In Österreich folgte er 2009 als Nuntius auf den im Libanon geborenen Erzbischof Edmond Farhat (1933-2016). In seine Amtszeit fielen mehrere Bischofsernennungen, u.a. jene von Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt, 2010), Benno Elbs (Feldkirch, 2013), Wilhelm Krautwaschl (Graz, 2015) und Hermann Glettler (Innsbruck, 2017). Beteiligt war Zurbriggen weiters auch an den Bestellungen von Militärbischof Werner Freistetter (2015) und dem Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer (2017). Hinzu kamen die Wechsel von Franz Lackner von Graz nach Salzburg (2014), von Manfred Scheuer aus Innsbruck nach Linz (2016) und des langjährigen Gurker Bischofs Alois Schwarz, den der Papst auf den Bischofsstuhl in St. Pölten berief. Seinen Ruhestand verbrachte Zurbriggen in seiner Schweizer Heimat.
Zurbriggen war Träger zahlreicher staatlicher und kirchlicher Auszeichnungen. Neben dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich wurde er u.a. mit dem Großen Tiroler Adler, dem Montfortorden des Landes Vorarlberg und dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark geehrt.
Sein Nachfolger als Apostolischer Nuntius in Österreich ist seit März 2019 der spanische Vatikandiplomat, Erzbischof Pedro Lopez Quintana.
Quelle: Kathpress