"Unser Stephansdom" hilft seit 35 Jahren bei Erhalt des Wahrzeichens
Häufig an einzelnen Stellen in Baugerüst gehüllt, erscheint der Wiener Stephansdom nach außen wie eine Dauerbaustelle. Tatsächlich wird die denkmalgeschützte Kathedrale in vielen Etappen generalsaniert. Der Verein "Unser Stephansdom" hilft seit 35 Jahren bei der Erhaltung des Wahrzeichens. Der Wiener Dombaumeister Wolfgang Zehetner hob am Donnerstag gegenüber Kathpress hervor, der Verein habe "sehr geholfen, dass wir uns die Kosten auf hohem Niveau leisten können. Wir versuchen, die erstklassigen Standards des internationalen Denkmalschutzes umzusetzen." Von der öffentlichen Hand und der Kirche müsse "nicht viel" dazu gezahlt werden. Die Erhaltung des Doms sei vorwiegend durch Spenden finanziert. Den Verein gründete der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (1927-2008).
Durch Umwelteinflüsse müssen Fugen neu gemacht und andere Sanierungsarbeiten am Wiener Stephansdom durchgeführt werden, erklärte Zehetner im Interview mit Kathpress. Derzeit wird der Stephansdom vorwiegend in zwei Abschnitten saniert. Erstens wird die untere Hälfte des Südturms (Hoher Turm) saniert, das sind rund 70 Meter. Zweitens wird die für den Dom markante Dachrinne im Bereich des Langhauses von Krusten befreit. "Wir haben jetzt bessere Methoden und die Umweltmaßnahmen greifen", betonte Zehetner. Der Säuregehalt im Regen habe nachgelassen, der dem Gemäuer lange zusetzte. Grünbewuchs am Dom wie jetzt habe es seit 200 Jahren nicht mehr gegeben. Arbeiten gibt es zudem am Singertor.
Die im heutigen Sommer viel beklagte Klimaerwärmung mache dem Team der Dombauhütte derzeit weniger Sorgen. "Unser Problem waren vorwiegend Hausbrand, Industrie und Verkehr", erklärte deren Chef. Die Problematik habe 1850 begonnen, als Wien Großstadt wurde. Das habe sich seit 40, 50 Jahren deutlich verbessert.
Für Zehetner ist der Stephansdom "das religiöse Symbol für Wien und identitätsstiftend für Österreich". In Hinblick auf touristische Besucherinnen und Besucher beobachtet Zehetner zunehmend fehlende Bildung: "Wenn man mit ihnen hineingeht, packt sie das Staunen", aber kaum vorhandene Allgemeinbildung, religiöse Bildung und Hintergrundwissen würden das Verständnis vom Bauwerk häufig erschweren. Liturgisch werde heute versucht, vieles zu integrieren, was im Mittelalter nicht so bedacht werden konnte, etwa eine Induktionsanlage, um besser zu hören, die Optimierung des Lichts oder barrierefreie Zugänge. Letztendlich bleibe es aber eine katholische Kathedrale im Stil der mittelalterlichen Gotik, unterstrich der Dombaumeister.
Privatinitiative
"Unser Stephansdom" ist ein gemeinnütziger, weltanschaulich und politisch unabhängiger Verein. Er wurde 1987 von Helmut Zilk mit dem Ziel gegründet, "Mittel für die Erhaltung des Stephansdoms - weltberühmtes Gotteshaus, Kunstwerk und Kulturgut - aufzubringen und dieses Kulturerbe für die nachfolgenden Generationen zu bewahren", wie es auf der Vereinswebseite heißt. Zudem werden wissenschaftliche Untersuchungen und Forschungsprojekte finanziert. Damit sollen neue, verbesserte Methoden für die Erhaltung des Stephansdoms entwickelt und angewendet werden. Die gleichnamige Vereinszeitung erscheint viermal jährlich und steht auch digital zur Verfügung. (Infos: www.stephansdom.at)
Quelle: kathpress