Sozialethiker: Umweltschutz ist Bewährungsort des Glaubens
Die Klima- und Umweltkrise ist ein "Zeichen der Zeit" und ein vorrangiger Bewährungsort des christlichen Glaubens: Das hat der deutsche Sozialethiker und Theologe Markus Vogt in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift "miteinander" (September-Ausgabe) des Canisiuswerkes betont. Die ökologische Krise der Gegenwart habe eine "religiöse Dimension" und sei letztlich gar "religionsproduktiv", insofern sie den Menschen auf die Frage zurückwerfe, "was unsere Existenz trägt, ihr Zukunft gibt und Sinn verleiht", so Vogt in seinem Essay, der eine "Kleine Theologie der Nachhaltigkeit" entfaltet.
An der Klimakrise müsse sich nun bewähren, "ob die Theologie für unsere Gegenwart etwas zu sagen hat" oder ob die christliche Rede vom "Heil der Welt" letztlich "nichtig und leer" bleibe, "wenn sie nicht zur Motivation wird, sich für den Kurswechsel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung einzusetzen", betonte der Sozialethiker der Ludwig-Maximilians-Universität München, der u.a. Autor des Buches "Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive" ist.
Die Krise verlange nicht nur nach einem neuen "ethischen Kompass", sondern nach einer tiefer gehenden Vergewisserung über das Selbstverständnis des Menschen in der Natur. Dabei gelte es, aus theologischer Sicht jede Form einer "Ökologie als Heilslehre" oder gar einer ökologischen "Ersatzreligion" zu vermeiden - die Natur an sich sei schließlich kein Subjekt und "moralisch nicht belangbar". Aus der Natur allein lasse sich entsprechend auch kein moralisches Sollen ableiten. Vielmehr gelte es, Natur nicht als Gegenstand, sondern in Form von Tieren und Pflanzen als "Mitgeschöpfe" zu verstehen.
In diesem Moment leuchte dann auch die Forderung eines "ökologischen Humanismus" nach einer Erweiterung bzw. einer "neuen Generation der Menschenrechte" ein, so Vogt: "Nach den individuellen Freiheitsrechten, den sozialen Anspruchsrechten und den politischen Mitwirkungsrechten (...) braucht es heute ökologische Existenzrechte." Nur durch ein solches "umweltethisches Ausbuchstabieren" der Menschenrechte könne verhindert werden, dass diese für viele Menschen zunehmend "abstrakt, leer und unerreichbar werden", zeigte sich der Sozialethiker überzeugt. (Beitrag im Wortlaut: www.miteinander.at/page/93/dem-oekosozialen-burn-out-entgegentreten)
Quelle: kathpress