"Weltanschauen": Reisen geht auch sozial-ökologisch
"Sozial-ökologische Reisen mit einem nachhaltigen Reisekonzept" - darauf hat sich "Weltanschauen", ein oberösterreichisches Tourismusunternehmen mit kirchlichem Hintergrund, spezialisiert. Und die Nachfrage nach Reisen mit möglichst kleinem ökologischen Fußabdruck und möglichst großer Horizonterweiterung steigt beständig - erst recht seit den Einschränkungen der Pandemie kämen Anbieter wie er immer mehr heraus aus der "Nische", wie Christoph Mülleder im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress berichtete. Was Reiselustige während den Quarantänezeiten tun konnten - Wandern und Pilgern - erfreue sich auch jetzt noch großer Beliebtheit, "die Leute reisen auch bewusster".
Der langjährige Mitarbeiter der Caritas OÖ gründete "Weltanschauen" vor zehn Jahren. Die "Philosophie" sei gleichgeblieben: "Wo immer möglich, reisen wir ökologisch und sozial verträglich und angepasst. Das heißt, Zug statt Flug, lokale Unterkünfte statt internationale Ketten, regionales Slow Food statt internationales Fast Food, Gehen statt Fahren, bio und fair statt Chemie und Ausbeutung." Das konkretisiert sich in Schneeschuhwanderungen in den winterlichen rumänischen Karpaten, im "Weitgehen in Cornwall" am idyllischen Coast Path oder aktuell in einer Gruppenreise nach Rumänien und Bulgarien, bei der Mülleder nach dem Besuch im berühmten Rila-Kloster Zeit für ein Interview hat.
Reisen in die ehemals kommunistischen Länder Europas bilden durch die Erfahrungen des studierten Betriebswirts als Caritas-Mitarbeiter in Ost- und Südosteuropa einen Schwerpunkt der "Weltanschauen"-Angebote; in die Ukraine, nach Belarus und Russland sind derzeit Reisen kriegsbedingt unmöglich. Durch den stets angestrebten Kontakt mit Einheimischen lerne man wie etwa jüngst bei einer Serbien-Reise auch ganz andere Sichtweisen auf den kriegerischen Konflikt kennen, so Mülleder über ein aktuelles Dauerthema auch unter seinen Kunden.
Auch vor dem omnipräsenten Klimawandel verschließt der Reiseanbieter nicht die Augen: Bei einer Frankreichreise im Juli sei die "Weltanschauen"-Gruppe mit Gletscherschmelzen konfrontiert worden, die im Mont-Blanc-Massiv für gefährliche Felsstürze sorgten.
Fliegen wird vermieden oder kompensiert
"Weltanschauen" soll möglichst wenig zur Klimaerwärmung beitragen, betonte Mülleder. Die Anreise per Flugzeug wird in Europa vermieden, auf den Balkan habe die Gruppe die gute Bahnverbindung nach Bukarest genutzt und sei dann per Bus weitergereist. Bei Fernreisen in die Kaukasus-Region oder nach Afrika - sie bilden die deutliche Minderheit im Angebot - sei es unvermeidlich, auf Flugtickets zurückzugreifen. Dann sieht Mülleder aber Kompensationen vor, die fixer Bestandteil der Gesamtkosten sind und aktuell in ein sozial-ökologisches Klimaschutzprojekt in Uganda fließen. Für dieses Projekt "Gemeinschaftliche Biogasanlagen in Gulu/Uganda" kooperiert "Weltanschauen" mit der Caritas und der Universität für Bodenkultur in Wien.
Kirchliche Organisationen sind regelmäßige und "total wichtige" Partnerinnen Mülleders: Er organisiert Reisen für die Katholische Frauenbewegung, für das Katholische Bildungswerk, das Sozialreferat der Diözese Linz sowie Leserinnenreisen für die Zeitschrift "Welt der Frauen". Und im Rahmen seiner Teilanstellung bei der Caritas jährlich eine Reise zu Hilfsprojekten im "Süden". Aber auch bei allen anderen Reisen stehen Einblicke in die soziale Realität des besuchten Landes fix auf dem Plan: "Der Zusammenhang zwischen ökologisch verantwortlichem Handeln und sozialer Gerechtigkeit wird dadurch deutlich", verwies Mülleder auf die Querverbindungen von Armut und Klimakrise.
Engagement gegen das eine wie das andere war ihm immer schon wichtig, betonte der Oberösterreicher: Beruflich tut er das etwa in der Caritas-Nachhaltigkeitsgruppe, privat im "Arbeitskreis Schöpfungsverantwortung" seiner Pfarre Gallneukirchen. (Info: www.weltanschauen.at)
Quelle: kathpress