Brisante "Gotteskrieger"-Diskussionen im Stift Klosterneuburg
Unter dem Titel "Gotteskrieger" widmet sich die Jahresausstellung 2022 im Stift Klosterneuburg dem "Kampf um den rechten Glauben rund um Wien im 15. Jahrhundert", geläufiger bekannt als "Hussitenkriege". Die Ausstellung stellt die Schwächung der Kirche durch Papst und Gegenpapst, die fiebrige Suche nach Lösungen und die Legitimierung von Kriegen "im Namen Gottes" in den Vordergrund. Zwei Podiumsdiskussionen am 31. August und 7. September sollen einige in der Ausstellung angesprochene Fragen vertiefen, wie das Stift mitteilte: "Welche Glaubensfragen sind für uns heute wichtig? Welche Rolle spielt Religion heute noch für den Glauben? Kann Religion etwas zur Gesellschaft beitragen? Oder: Was würde fehlen, wenn es keine Religion gäbe?"
Am Mittwoch 31. August (19 Uhr, Augustinussaal) diskutieren die Ausstellungskuratorin Maria Theisen, der Moraltheologe Prof. Matthias Beck, die Pastoraltheologin Prof. Regina Polak, Eytan Reif von der Initiative "Religion ist Privatsache" und die Philosophin Lisz Hirn. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Religion - Wofür überhaupt? Die gesellschaftspolitische Relevanz von religiösem Bekenntnis heute."
Die zweite Diskussion zum Thema "Im Kampf für Gott. Weltreligionen und Gewalt(losigkeit) - angesichts von Kriegen" findet am Mittwoch, 7. September (19 Uhr, Augustinussaal) statt. Mit dabei sind der Religionswissenschaftler Prof. Johann Figl, Gerhard Weissgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und der Innsbrucker Sozialethiker und "Pax Christi Österreich"-Präsident Wolfgang Palaver.
Die Podiumsdiskussionen finden in Kooperation mit "Radio Klassik Stephansdom" statt und können auch per Livestream verfolgt werden. Im Anschluss stehen sie als Videoaufzeichnung und Podcast und zu einem späteren Zeitpunkt auch als Buch zur Verfügung.
Herzog Albrecht V. im Mittelpunkt
Einer der "Gotteskrieger", die im Mittelpunkt der Ausstellung stehen, ist Herzog Albrecht V., der im Mai 1422 Elisabeth von Luxemburg, die einzige Erbin der ungarischen, böhmischen und römisch-deutschen Krone, geheiratet hatte. Im Vorfeld des Festes hatte Albrecht die Juden in Österreich ermorden und deren Geld konfiszieren lassen, um damit die Hochzeit mit der Kaisertochter und die Kriege gegen die Hussiten zu finanzieren. - Die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung von Wien und Niederösterreich zwischen Mai 1420 und März 1421 ist als "Wiener Gesera" in die Geschichte eingegangen und eines der dunkelsten Kapitel in der österreichischen Geschichte
Während der Hussitenkriege war Klosterneuburg zum Zufluchtsort papsttreuer Katholiken aus Böhmen geworden. Das Stift bewahrt aus dieser Zeit zahlreiche kostbare Objekte auf - illuminierte Codices, theologische Traktate, Goldschmiedearbeiten, Tafelbilder und Skulpturen -, die in der Ausstellung präsentiert werden.
Der nach Albrecht benannte "Große Albrechtsaltar" in der Sebastianikapelle des Stiftes entstand bereits im Triumph über die reformatorischen Hussiten. Er zeigt die siegreiche Kirche und Albrecht als König unter dem Schutzmantel Mariens. Dennoch ist Herzog Albrecht, der von 1411 bis 1439 regierte, den wenigsten Österreichern und Österreicherinnen bekannt. Anders als andere Erfolgsgeschichten war seine Regierungszeit von Problemen überschattet, in denen Missstände in Kirche und Reich zu großer Verunsicherung, tiefen Glaubenskrisen, Kriegen und letztlich zur konfessionellen Spaltung der Kirche in Böhmen führten.
Die Ausstellung "Gotteskrieger" ist bis 15. November in der Sala terrena Galerie des Stifts zu besichtigen. Infos zur Ausstellung und den beiden Podiumsdiskussionen: www.stift-klosterneuburg.at/)
Quelle: kathpress