Salzburger Erzbischof Lackner verteidigt Jungfrauenweihe im Dom
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner verteidigt die für den 15. August geplante Jungfrauenweihe von Bernadette Lang im Salzburger Dom. "Berufungen, Weihen und Gelöbnisse gehören zur DNA der Kirche und sind keineswegs Relikte aus einer 'Mottenkiste des Mittelalters'", schrieb Lackner in einer Stellungnahme, die auf der Website der Erzdiözese Salzburg veröffentlicht wurde. Der Erzbischof reagierte damit zugleich auf das gewaltige Medienecho, das die angekündigte Weihe inzwischen gefunden hatte, aber auch auf einen Leitartikel in den "Salzburger Nachrichten" vom 8. August, in dem die Weihe, die der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer vornehmen wird, als ein Relikt "wie aus einer Mottenkiste des Mittelalters entnommen" dargestellt wurde.
Bis heute gebe es immer wieder junge Frauen, "die in Nachahmung des ehelosen Lebensstils Jesu den Weg der Ganzhingabe an Christus beschreiten wollen", erläuterte Lackner. Auch die in dem Leitartikel von Hedwig Kainberger geäußerte These, dass die Erzdiözese mit der Weihe ein überkommenes Bild von Frauen in der Kirche "als sakrosanktes Vorbild publik macht" und zugleich Frauen "von Geschlechts wegen jegliches Amt" verweigere, wies der Erzbischof scharf zurück: "Mit Blick auf die Kanzlerin und die Amts- und Projektleiterinnen unserer Diözese, die Präsidentin der Katholischen Aktion, die Äbtissinnen, die unzähligen in der Kirche tätigen Frauen kann hier nur deutlich widersprochen werden."
Zuletzt übte Lackner auch Kritik am Versuch der SN-Autorin, Jungfrauenweihe und Erzdiözese Salzburg auf der einen Seite und die "Salzburger Hochschulwochen" auf der anderen Seite gegeneinander auszuspielen. Bei den Hochschulwochen sei das Bild einer Kirche entstanden, "die Wissenschaft und Glauben gleichstellt, zu stetem Nachdenken ermuntert und Freundschaften mit anderen Religionen sucht", so Kainberger. "Gäbe es nicht die Salzburger Hochschulwochen, müsste man fürchten, die katholische Kirche verrennt sich ins Mittelalter." Lackner betonte dazu, diese Gegenüberstellung mute "befremdlich" an, "ist doch die Erzdiözese selbst aufs engste mit den Hochschulwochen verbunden"; und zwar nicht zuletzt in seiner Funktion, ist der Erzbischof doch zugleich auch Präsident der Hochschulwochen.
Konzil belebte Tradition neu
In der vergangenen Woche hatte die Erzdiözese Salzburg angekündigt, dass am 15. August die gebürtige Oberösterreicherin Bernadette Lang (31) die Ewige Jungfrauenweihe im Salzburger Dom empfangen wird. Die Weihe wird der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer vornehmen. Der Gottesdienst beginnt um 14.30 Uhr. Die Weihe ähnelt der Priesterweihe, wenngleich sie kein Sakrament ist. Die Kandidatin wird im Brautkleid ausgestreckt auf dem Boden liegen, sie bekommt einen Schleier, einen Ring und ein Stundenbuch verliehen.
Die Lebensform der "geweihten Jungfrau" ist in der Katholischen Kirche relativ neu und zugleich uralt: Laut dem Neuen Testament gab es in der frühen Kirche nicht nur den Stand der Bischöfe, Priester und Diakone, sondern auch jenen der Witwen und "geweihten Jungfrauen". Diese unverheirateten Frauen weihten ihr Leben auf besondere Weise Gott, waren aber weiter in ihrem normalen Lebensumfeld tätig. Ein Klosterleben für Frauen entstand erst später und verdrängte in der Folge die Lebensform alleinstehender Frauen.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) entdeckte die katholische Kirche diese Lebensform wieder. Daraufhin erließ Papst Paul VI. am 31. Mai 1970 eine Instruktion, welche den Ritus der Jungfrauenweihe wieder einführte. Laut einer Schätzung gibt es derzeit weltweit rund 5.000 geweihte Jungfrauen. Papst Franziskus hat vor zwei Jahren anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Wiedereinführung der Jungfrauenweihe diese Lebensform gewürdigt. Sie sei ein Teil des "vielfältigen Reichtums" der Kirche.
Wie Ordensfrauen ihrer Vorgesetzten geloben geweihte Jungfrauen ihrem Bischof Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die Art und Weise, wie sie ihr Charisma leben - stärker kontemplativ oder aktiv -, ist ihnen jedoch freigestellt. Einige von ihnen sind in Wissenschaft und Lehre, andere als Einsiedlerinnen oder in sozialen Diensten tätig. Zudem können sie ganz allein wohnen, bei ihrer Herkunftsfamilie oder in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.
Bernadette Lang wurde 1990 in Haag am Hausruck geboren. Sie lebt seit über zehn Jahren in Salzburg und ist dort Mitglied der Loretto-Gemeinschaft sowie Leiterin der Home-Akademie in der Mission Base im Stadtteil Mülln. Sie studierte Theologie an der Salzburger Paris-Lodron-Universität.
Quelle: kathpress