Caritas-Präsident warnt vor schwierigem Winter
"Nicht wenige Menschen haben Sorge vor dem kommenden Herbst und Winter": Mit diesen Worten hat der Caritas-Präsident Michael Landau an Politik wie Gesellschaft appelliert, Solidarität und Zusammenhalt auszubauen. "Die Erfahrung lehrt mich, dass wir als Gesellschaft und Caritas Krisen gut schaffen können. Es ist genug für alle da, aber nicht für jedermanns Gier", mahnte Landau bei einem Gottesdienst am Sonntag im Wiener Stephansdom. So bete man etwa im "Vater unser" nicht um das eigene tägliche Brot, sondern um "unser tägliches Brot".
"Wir müssen wieder teilen lernen", meinte Landau. Er rief dabei vor allem jene zur Solidarität auf, die seit der Corona-Pandemie und dem Ausbruch der Ukraine-Krise hohe Gewinne gemacht hätten. Es gehe ihm jedoch nicht um eine Neiddebatte, sondern mehr sozialen Zusammenhalt, betonte der Caritas-Präsident.
Hinter den Zukunftsängsten stünden konkrete Sorgen, wie um die steigenden Kosten für Lebensmittel, Strom und Gas, wie Landau sagte. Bemerkbar werde dies in den 15 Wiener "Le+O"-Lebensmittelausgabe- und Sozialberatungsstellen der Erzdiözese Wien: Während die Caritas im Vorjahr etwa 17 Tonnen pro Woche an Lebensmittel ausgegeben habe, seien es in diesem Jahr bereits 24 Tonnen, so Landau.
Der Caritas-Präsident appellierte in seiner Predigt auch erneut an die Regierung, die Sozialhilfe und Mindestpensionen zu erhöhen. "Wenn mit 1. September Indexanpassungen, das heißt Preiserhöhung für Strom und Gas, vorgezogen werden, dann müssen daran auch die Indexanpassungen der Sozialleistungen gekoppelt sein." Dazu gehöre auch eine Erhöhung der Mindestpensionen, denn: "Wie soll ein Mindestpensionist 200 bis 300 Euro mehr für Gas und Strom zahlen können?" Vor Armutsbetroffenen, aber auch Hilfsorganisationen liege "ein schwieriger Herbst und Winter", warnte Landau.
Drei Grundhalten bezeichnete Landau in Zeiten der Krisen als unabdingbar: Zusammenhalt und Zuversicht, eine Kultur der Achtsamkeit sowie das aktive Einbringen in die Gesellschaft. "Wir werden den Weg bewältigen, auch wenn er steiler wird", betonte Landau. Dazu sei aber nötig, dass "wir gemeinsam anpacken, das hat Österreich groß gemacht". Nötig sei aber auch ein Perspektivenwechsel, weg von einer "das steht mir zu"-Grundhaltung, hin zu "das machen wir gemeinsam". Denn wie die Zukunft aussehen werde, "das liegt an jeder und jedem von uns".
Vielfältige Caritas-Hilfe in Ukraine
"Wir haben in der Geburtslotterie einen Haupttreffer gewonnen", konstatierte Landau in Hinblick auf die aktuellen Krisen. Man müsse nicht weit fahren und sei schon mitten im Ukraine-Konflikt. Hinsichtlich der großen Solidarität der Zivilbevölkerung mit den Betroffenen versicherte er, "ihre Hilfe kommt an". Mithilfe der Spenden sei es möglich, Betroffenen - speziell Kindern - einen sicheren Ort zum Schlafen und Essen zur Verfügung zu stellen. Weiters werden Nahrungsmittel, Medikamente und Hygieneartikel verteilt sowie psychosoziale Unterstützung angeboten.
Mit Blick auf die kälteren Monate warnte der Caritas-Europa-Präsident schon jetzt vor dem "schlimmsten Winter seit der Unabhängigkeit der Ukraine". Es brauche daher dringend den Ausbau der Hilfe: "Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon."
Gleichzeitig dürfe man mit der Hilfe "nicht nachlassen, aber auch nicht in den anderen Feldern unserer Arbeit", mahnte der Seelsorger. Es gelte weiterhin für den Frieden und für die Rückkehr zur Diplomatie zu beten, verwies Landau auf die vielen Friedensappelle von Papst Franziskus. Es gebe zwar keine einfachen Wege, aber man dürfe sich nicht mit dem Sterben und Leiden abfinden, mahnte Landau.
Quelle: kathpress