Kaineder: Kirche braucht "Verfassungsänderungen"
Der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, fordert zeitnahe "Verfassungsänderungen" in der römisch-katholischen Kirche. Zu korrigieren gibt es laut Kaineder im "Oberösterreichischen Volksblatt" (Samstag-Ausgabe) etwa einen "Verfassungsfehler" bezüglich der Gleichheit von Mann und Frau. Außerdem brauche es mehr Transparenz und Beteiligung, etwa bei der Besetzung von Bischöfen. Hintergrund ist der von Papst Franziskus initiierte "Synodale Prozesses". Kaineder bewertete den vom Papst eingeschlagenen Weg, der auf Kooperation und Partizipation setzt, grundsätzlich positiv. Er warnte jedoch vor zu langen Debatten: "Wer immer nur kaut, wird nicht satt. Das ist zu wenig."
Der nächste Prüfstein der österreichischen Kirche werde bezüglich Mitbestimmung die Nachbesetzung von Kardinal Christoph Schönborn in der Erzdiözese Wien, prognostizierte der KAÖ-Präsident. "Die Diözese muss dabei eine entscheidende Rolle spielen und darf nicht vom Vatikan mit einer Entscheidung überrascht werden", so Kaineder, der etwa den gewählte Pastoralrat als passendes Gremium vorschlägt. Schönborn (77) ist aktuell der dienstälteste Kardinal, der noch eine Diözese leitet. Papst Franziskus hatte seine Amtszeit bei Erreichen des Pensionsalters von 75 Jahren "vorläufig und auf unbestimmte Zeit" verlängert.
Ein Mitbestimmungsrecht benötigten aber auch die ehrenamtlich Engagierten in den Pfarren. Dies dürfe auch von den Strukturreformen in den Pfarren nicht gefährdet werden, warnte Kaineder. "Die Kirche wird die Ehrenamtlichen noch viel dringender brauchen."
In Österreichs Diözesen gab es seit Herbst 2021 Befragungen, Diskussionen und Initiativen, um möglichst viele Menschen in die Synode einzubinden. Aus den diözesanen Ergebnissen wurde anschließend eine "österreichweite Synthese" verfasst, deren Endfassung bis 15. August 2022 an das zuständige Synoden-Generalsekretariat im Vatikan geht. Der KAÖ-Präsident hofft, dass dabei auch viel von den Vorstellungen der Katholischen Aktion eingeht. Die offizielle Laienorganisation der katholischen Kirche in Österreich habe bereits vier Dossiers an die Bischöfe übergeben, ein fünftes sei aktuell in der finalen Abstimmung, informierte Kaineder.
Prozess bis Herbst 2023
Papst Franziskus hat Katholikinnen und Katholiken weltweit dazu aufgerufen, sich am zweijährigen Synodalen Prozess zu beteiligen, der im Oktober 2023 in einer Weltbischofssynode in Rom, die den Titel "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission" trägt, gipfelt. Deren Vorbereitung findet derzeit in drei Phasen - zunächst auf Ebene der Diözesen, dann der Kontinente und schließlich der Weltkirche - statt. Auch Orden, Kurienbehörden, katholische Vereinigungen, Gemeinschaften und katholische Fakultäten sind zur Teilnahme aufgerufen. Ziel dieses Synodalen Prozesses ist es, allen Gläubigen Gelegenheit zu bieten, "aufeinander und auf den Heiligen Geist zu hören", so die Devise von Papst Franziskus.
Quelle: kathpress