"Kirche in Not": Mord an Priestern auch in "katholischen Ländern"
Nicht nur in Staaten mit islamistischem Terror, auch in "katholischen" Ländern wie Mexiko sind gegen Kleriker gerichtete Übergriffe und Gewaltakte bis hin zum Mord keine Seltenheit. Herbert Rechberger, Nationaldirektor von "Kirche in Not-Österreich", berichtet in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 7. August) von den beiden zuletzt im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua erschossenen Jesuiten Javier Campos Morales und Joaquín César Mora Salazar. Ausgelöst hatte die Schüsse der unbekannt Gebliebenen, dass die Ordenspriester einem kurz zuvor entführten Touristenführer, der vor den Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche boten.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden in Mexiko ein Kardinal und 57 katholische Priester ermordet, informierte Rechberger über einen aktuellen Bericht des Centro Catolico Multimedial (CCM). Der Grund sei oft die Tatsache, dass sie sich gegen die einflussreichen Drogenkartelle stellten.
"Generell nimmt die Christenverfolgung weltweit seit Jahren ständig zu", beklagte der kirchliche Menschenrechtsaktivist. Er geht von weit über 200 Millionen Christen aus, "die verfolgt, diskriminiert oder gar ermordet werden". Als Ursache nannte Rechberger, dass sich Priester für eine umfassende Gerechtigkeit und gegen Gewalt einsetzen. "Bischöfe, Priester und Ordensfrauen wollen einfach nur in Frieden mit den Menschen zusammenleben. Doch die extremistischen Gruppierungen lehnen dies ab und verfolgen die Christen."
Das Ausschalten eines Priesters wirke somit destabilisierend auf eine ganze Gemeinschaft und fördere eine "Kultur der Angst". Rechberger: "Christen stören sozusagen, weil sie oft auf Ungerechtigkeiten hinweisen und eine echte Gleichberechtigung einfordern." Und weil sich Priester und die Pfarren für Sicherheit, Bildung, Gesundheitsdienste, einfach für die Menschenrechte stark machen.
Problemfall Nigeria
Ein "Hot Spot" für Christen in einem muslimischen Umfeld sei derzeit Nigeria, der bevölkerungsreichste Staat Afrikas, wies der "Kirche in Not"-Direktor hin. Dort werden sie wegen ihres Glaubens verfolgt - von Terror-Milizen wie Boko Haram (wörtlich übersetzt: "Westliche Erziehung ist eine Sünde"). Allein im zentral gelegenen Bundesstaat Benue sind nach den Worten Rechbergers in den vergangenen beiden Monaten mindestens 68 Christen getötet und viele weitere entführt oder vertrieben worden. Islamisten wollten im Norden Nigerias einen Gottesstaat errichten. "Da stören die dort lebenden Christen, die in den Augen der Terror-Milizen keine Existenzberechtigung haben", so Rechberger. "Das ist sicher auch religiöser Hass. Die wahre Religion ist für diese Extremisten einfach der Islam und alle andere haben keinen Platz."
Dazu kämen in Nigeria auch ethnische und wirtschaftliche Gründe, warum Christen verfolgt und getötet werden. Hirten des mehrheitlich muslimischen Fulani-Stammes würden mit ihren großen Herden in den Süden drängen und die dort ansässigen christlichen Bauern ohne Rücksicht auf legitime Besitzverhältnisse vertreiben oder gar umbringen.
"Kirche in Not" weise auf dieses und andere Formen von Unrecht hin und kläre darüber auch mit Vorträgen und einer Ausstellung auf. Aufmerksamkeit erregt jedes Jahr der "Rote Mittwoch" ("Red Wednesday"), heuer am 16. November, an dem österreichweit Kirchen und berühmte Gebäude rot angestrahlt werden, um auf die Christenverfolgung hinzuweisen. Rechberger sprach von drei Säulen, auf denen das Engagement von "Kirche in Not" fuße: Gebet, Information und konkrete Hilfe. Rechberger abschließend: "Eines dürfen wir nicht außer Acht lassen: Christenverfolgung gab es nicht nur zu Zeiten der römischen Kaiser Nero oder Diokletian, es gibt sie auch heute."
Quelle: kathpress