Religionssoziologe: Ende der Kirchenkrise nicht in Sicht
Ein Ende der Krise, in der die katholische Kirche speziell in Deutschland steckt, ist nicht in Sicht - im Gegenteil: die statistischen Daten der vergangenen 15 Jahre lassen erwarten, dass der Bedeutungsverlust der Kirche sich weiter beschleunigen wird. Das hat der Münsteraner Religionssoziologe Prof. Detlef Pollack bei einem Vortrag unter dem Titel "Die Zukunft der Religion in den modernen Wissensgesellschaften" am Montag in Salzburg betont. Einen Vorgeschmack hätten die enormen Austrittszahlen des Jahres 2021 geboten, als mit rund 360.000 Menschen insgesamt 1,6 Prozent der Katholiken der Kirche den Rücken kehrten. "Die Entwicklung ist dramatisch", so der Soziologe - und eine Kehrtwende nicht in Sicht.
Pollack hielt den Eröffnungsvortrag bei den heurigen "Salzburger Hochschulwochen", die sich noch bis 7. August dem Thema widmen "Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft". Als evangelischer Christ blicke er "mit Sorge auf das, was in der katholischen Kirche gerade geschieht", räumte Pollack ein. "Es schmerzt, dass die Menschen, die die Kirche lieben und für sie arbeiten, im negativen öffentlichen Diskurs über die Kirche so machtlos sind". Was immer man sage oder einbringe kirchlicherseits - es sei stets zu wenig.
Dabei sei aus seiner Sicht eine institutionelle Form von Religiosität, wie sie die etablierten Kirchen böten, wichtig und nicht einfach in eine individuell und bindungslos gelebte Form von Religiosität hin auflösbar: Schließlich stünde die Kirche ihrem Selbstverständnis nach dafür, "dass es etwas Jenseitiges im Diesseits gibt, das zugleich im Diesseits nicht ganz aufgeht". Die Kirchen müssten sich der Frage stellen, ob sie diesem Anspruch selber noch gerecht werden, so Pollack.
(Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)
Quelle: kathpress