Jugend Eine Welt: Menschenhändler sind Gefahr für Ukraine-Flüchtlinge
Vor der Gefährdung von Flüchtlingen aus der Ukraine, Opfer von Menschenhandel zu werden, warnt das Hilfswerk "Jugend Eine Welt". 90 Prozent der aus dem Kriegsland Fliehenden seien Frauen und Kinder. Kinder und Jugendliche seien erhöhtem Risiko ausgesetzt, Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu erleben, machte Geschäftsführer Reinhard Heiserer am Donnerstag mit Blick auf den "Welttag gegen Menschenhandel" (30. Juli) aufmerksam. Durchaus bestehe die Gefahr, "auf der Flucht verschleppt und sexuell ausgebeutet zu werden". Heiserer rief zur internationalen Bekämpfung dieser kriminellen Praxis auf sowie zu Spenden für die Flüchtlingshilfe.
Über sechs Millionen Menschen aus der Ukraine haben laut UNHCR-Angaben seit Februar aufgrund des Krieges mit Russland ihre Heimat verlassen, neun von zehn davon sind Frauen und Kinder. Mit dem Grenzübertritt sei die Gefahr jedoch nicht gebannt, gäbe es doch immer wieder Berichte von Menschenhändlern, die geflüchtete Frauen mit Kindern sowie insbesondere unbegleitete Minderjährige ansprechen und ihnen Übernachtungsmöglichkeiten anbieten, so Heiserer nach einem Lokalaugenschein am moldauisch-ukrainischen Grenzübergang Palanca 60 Kilometer westlich von Odessa. Die Kriminellen seien bestens organisiert, um ihre Opfer für sexuelle Ausbeutung, Prostitution oder illegalen Organhandel zu finden.
Als wichtige Gegenmaßnahme nannte der "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer die Nothilfe aller Hilfsorganisationen und ihren Projektpartnern vor Ort in Polen, Rumänien und der Republik Moldau, weiters die Bereitstellung von sicheren Unterkünften und ein besonderes Augenmerk auf die Betreuung von Frauen und Kindern. Um Geflüchtete vor potentiellen Menschenhändlern zu schützen, werden sie etwa in Palanca gleich direkt an der Grenze von UNHCR-Mitarbeitern empfangen und zur Registrierungsstelle gebracht, wo sie Essen, Getränke, rechtliche Unterstützung und bei Bedarf medizinische und psychosozialer Betreuung erhalten und die Weiterreise in grenznahe Orte oder in die EU besprechen können.
Bereits bisher sind 28 Prozent der Opfer des weltweiten Menschenhandels Kinder. Das zeigten laut "Jugend Eine Welt"-Geschäftsführer Heiserer aktuelle Analysen des Kinderhilfswerks UNICEF sowie der "Inter-Agency Coordination Group against Trafficking" (ICAT). Erwartet werde, dass dieser Anteil durch den Ukraine-Krieg noch steigen werde. Das in Wien beheimatete katholische Hilfswerk ist mit seinen Projektpartnern auch in anderen Weltregionen in der Vorbeugung von Menschenhandel etwa durch Bildungs- und Aufklärungskampagnen aktiv, darunter in Sierra Leone, Kolumbien und Indien. "Diese menschenverachtende Form der Kriminalität muss rigoros und auf internationaler Ebene bekämpft werden", forderte Heiserer.
"Jugend Eine Welt" beteiligt sich derzeit an den Vorkehrungen in Moldawien, um befürchtete größere Flüchtlingsströme - im Fall eines russischen Angriffs auf die nahe gelegene Hafenstadt Odessa - bewältigen zu können. Einrichtungen der Salesianer Don Boscos in Cretoaia und Chisinau bieten insgesamt 140 Schutzbedürftigen Platz, insbesondere traumatisierten Frauen und Kindern, denen ein sicherer Rückzugsort ermöglicht werden soll. (Spendenkonto: Jugend Eine Welt, IBAN: AT66 3600 0000 0002 4000, Kennwort: Ukrainehilfe; www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress