Kärntner Caritas: Stark gestiegener Hilfsbedarf im Jahr 2022
6.125 Menschen haben heuer bereits bei der Caritas Kärnten um Hilfe angesucht. Das ist eine Steigerung von 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 3.728 Menschen). Das berichtete die Diözese Gurk-Klagenfurt auf ihrer Webseite (Donnerstag). Bemerkenswert sei, dass immer mehr erstmals bei der kirchlichen Hilfsorganisation um Unterstützung gebeten haben. Waren es 2021 713 Personen, so hat sich die Zahl heuer auf 2.494 mehr als verdoppelt. Caritasdirektor Ernst Sandriesser betonte im Sommergespräch, in Not geratene Menschen bräuchten rasche und unbürokratische Hilfe. "Wir zeigen, dass wirksame Hilfe möglich ist." Trotz der vielen Krisen gebe es ein wichtiges Zeichen der Hoffnung, die Unterstützung und Hilfe der Menschen. "Wir brauchen diese Solidarität auch weiterhin dringend!"
Die Caritas Kärnten hilft mit Zuschüssen für Lebensmittel und für den Lebensunterhalt. So wurden allein in diesem Bereich schon 97.956 Euro an Spendengeldern ausgeschüttet. Das ist eine Steigerung von über 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von über 70.000 Euro für Mietzuschüsse und knapp 24.000 Euro für Energiekosten - Strom, Wärme, Betriebskosten. Auch in den Caritas-Lagern "carlas" steigt der Bedarf an Bekleidung. Aktuell gehe hier sogar die Sommerware aus und die Warteliste in der Lebensmittelausgabestelle (LEA) werde immer länger. Von Beginn dieses Jahres bis 15. Juli hat die LEA in Kärnten insgesamt 3.457 Anträge erhalten. Das ist im Vergleich zu 2021 ein Plus von 90 Prozent, da waren es im Vergleichszeitraum 1.820 Anträge.
Psychische Belastungen nehmen zu
Überforderung und psychische Auswirkungen durch soziale Isolation und Vereinsamung sind laut Caritas Kärnten in weiten Teilen der Gesellschaft eingetreten. Ursachen sind etwa Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Teuerungswelle und die Klimakrise. Stark betroffen von seelischer Not seien junge Menschen. Die Mitarbeitenden der Lebens-, Familien-, Sucht- und Männerberatung der Caritas Kärnten - psychosoziale und psychotherapeutische Fachkräfte - stehen den Betroffenen zur Seite. Auch in den Beratungsstellen wurde ein Anstieg zum Vorjahr verzeichnet: vom Jahresbeginn bis 15. Juli im Vergleich um 12 Prozent bei den Beratungen und um 15 Prozent bei der Anzahl der Klientinnen und Klienten. 360 Menschen sind auf der Warteliste.
Die Caritas hat in Kärnten sechs Beratungsstellen und kann aufgrund einer Förderung des Sozialministeriums auch ein zusätzliches Beratungsangebot für die Männerberatung, für Jugendliche und junge Erwachsene anbieten. Wichtig sei, dass sich die Jugendlichen oder ihre Eltern melden und sie selbst die Hilfe schnell in Anspruch nehmen. Zu wissen, dass man nicht alleine ist, in der Beratung alle Ängste und Sorgen ansprechen kann und Unterstützung erhält, wie man damit anders umgeht, sei bereits eine Hilfe, heißt es seitens der Caritas.
Unwetter und Dürre
Angesichts des Unwetters im Gegendtal (29. Juni) zeigte sich Caritasdirektor Ernst Sandriesser "erschüttert" über das Ausmaß der Katastrophe. "Die Opfer in der Katastrophenregion, die alles verloren haben, brauchen nach dem verheerenden Unwetter und den massiven Überschwemmungen unsere Hilfe", betonte er. "Wir unterstützen Familien vor Ort in Treffen und Arriach." Schon bisher habe in der Krisenregion "schnelle, unbürokratische Soforthilfe in der Höhe von 51.000 Euro" geleistet werden können. "Weitere Mittel werden in Kürze zur Verfügung gestellt", sicherte der Caritasdirektor zu.
Die Caritas Kärnten leistet mit Projekten Überlebenshilfe und unterstützt mit lokalen Partnerinnen und Partnern unter anderem von Hunger betroffene Menschen in Kenia. "Ihre Hilfe ist jetzt wichtiger denn je", appellierte Sandriesser. Kenia leidet seit zwei Monaten unter einer dramatischen Verknappung von Erdölprodukten, was zu einem massiven Anstieg der Kraftstoffpreise geführt hat. Die Lebensmittelpreise sind ebenfalls drastisch in die Höhe geschnellt. Erschreckend mache sich die Klimakrise mit Dürren und Überschwemmungen bemerkbar. Armut sei die Folge.
Durch die Unterstützung der Caritas Kärnten erhalten 2.800 Menschen im Nothilfeprojekt in Marsabit County/Kenia dringend benötigtes Wasser. Die Caritas unterstützt auch die langfristige Wasserversorgung. So werden Bohrlöcher für 1.200 Personen aufbereitet, um den Menschen das Überleben zu sichern. Davon werden auch eine örtliche Schule und eine Krankenstation profitieren.
Krieg in der Ukraine
Angesichts des Ukraine-Krieges zeigte sich Sandriesser überzeugt, dass es auf die täglichen Meldungen von Gewalt und menschenverachtenden Gräueltaten nur eine Antwort könne: "Hilfe und Solidarität mit allen unter dem Krieg leidenden Menschen in der Ukraine sowie den Geflüchteten." Die Caritas helfe den Menschen in der Ukraine, in den Nachbarländern und in Österreich, respektive in Kärnten. Hier halten sich Schätzungen zu Folge rund 2.000 Ukrainerinnen und Ukrainer - vorwiegend Frauen mit Kinder - auf.
Viele Frauen, die aus der Ukraine flüchten mussten, haben in Kärnten bereits Arbeit gefunden, stehen aber vor dem Problem der Kinderbetreuung und die Kinder wiederum vor jenem, dass ihre in der Schule erlernten Deutschkenntnisse über den Sommer verloren gehen könnten. Für Caritasdirektor Sandriesser ist das ein Anlass für einen Appell an die Politik, mehr in diesem Bereich zu tun und nach wie vor ungelöste Fragen etwa bei der Zuverdienstgrenze oder Menschen mit erhöhtem Betreuungsbedarf rasch anzugehen.
(Die Caritas Kärnten bittet um Spenden: Kärntner Sparkasse, IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587, Kennworte: Menschen in Not in Kärnten: Hilfe im Inland, Unwetteropfer: Katastrophenhilfe Kärnten, Hungersnot Kenia: Hunger, Krieg in der Ukraine: Ukraine, oder online: www.caritas-kaernten.at)
Quelle: kathpress