Teuerung: 30 Prozent mehr Erstkontakte bei steirischer Caritas
Die aktuelle Rekordteuerung bedroht insbesondere auch jene Menschen, die schon vorher am Existenzminimum gelebt haben oder gerade so über die Runden gekommen sind. Das betont die neue steirische Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler. Die Zahl der Erstkontakte bei der Caritas sei zuletzt um 30 Prozent gestiegen, sagte Tödtling-Musenbichler im Interview der "Kleinen Zeitung" (Sonntag): "Da sprechen wir etwa von Familien, bei denen die Frau nur Teilzeit arbeitet, weil die Kinder noch klein sind. Oder von solchen, die gerade ein Haus gebaut haben und die Kreditraten zu zahlen sind."
Dramatisch sei, dass es hier schon um Alltägliches wie Lebensmittel gehe, so die seit 1. Juli amtierende Direktorin der Caritas der Diözese Graz-Seckau. Statt früher eine Tonne pro Tag gebe die Hilfsorganisation derzeit bis zu 2,5 Tonnen Lebensmittel aus. Hinzu komme, dass die Notlagen der Menschen komplexer werden. "Früher ist es etwa um eine Stromrechnung gegangen. Heute sind es Strom und Miete und Lebensmittel und psychische Probleme", so Tödtling-Musenbichler.
Mit Blick auf die hohen Energiekosten setzt die steirische Caritasdirektorin auf Hilfspakete und Kooperationen mit den Energieversorgern. Wichtiger als eine Strom- oder Gaspreisdeckelung sei, dass die Hilfsleistungen bei den Menschen ankommen, die sie am dringendsten brauchen, so Tödtling-Musenbichler. Entsprechend fordere die Caritas auch eine Wertanpassung der Sozialleistungen an die Inflation.
Unter Spenderinnen und Spender der Hilfsorganisation sei die Solidarität "noch immer sehr groß", betonte die Caritas-Chefin zur Sorge, dass wegen der Krise Spenden wegbrechen könnten. Ob sich die Menschen ab Herbst trauen, weiter die gleich großen Summen zu geben, sei aber ungewiss.
"Mein Wunsch wäre, dass wir die Solidarität weiter halten, um so gemeinsam aus dieser Krise herauszukommen", so Tödtling-Musenbichler. Krisen seien stets auch Scheidewege, die entweder zu Brüchen führen oder zu mehr Solidarität: "Ich denke, dass es heute mehr denn je darum geht, ein gemeinsames Bild von Gesellschaft zu entwickeln."
Quelle: kathpress