Katholischer Familienverband im Dialog mit WIFO-Chef Felbermayr
Der Katholische Familienverband (KFÖ), die größte überparteiliche Familienorganisation mit dem Ziel der Vertretung aller Familien in Politik und Gesellschaft, hat sich mit Gabriel Felbermayr, dem Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), über familienpolitische Anliegen ausgetauscht. Themen des Gesprächs zwischen KFÖ-Vertretern mit Präsident Alfred Trendl an der Spitze und Felbermayr sowie der WIFO-Ökonomin Silvia Rocha-Akis waren die Anpassung der Familienleistungen, deren Verteilungswirkung und Teilzeitarbeit von Erziehenden, berichtete der KFÖ in einer Aussendung am Mittwoch.
Einigkeit bestand darüber, dass die mit 1. Jänner 2023 geplante regelmäßige Wertanpassung der Familienleistungen wie Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld und Kinderabsetzbetrag "längst überfällig" sei. Expertin Rocha-Akis verwies auf den wichtigen Umverteilungseffekt von einkommensstärkeren Haushalten - oft ohne Kinder - hin zu einkommensschwächeren. Haushalte mit Kindern seien stärker in den unteren Bereichen der Einkommensverteilung angesiedelt, Haushalte mit Kindern unter zehn Jahren bzw. mit mehr als zwei Kindern müssten besonders häufig von Niedrigeinkommen zurechtkommen.
Sowohl KFÖ als auch WIFO würden es als sinnvoll erachten, auch die Einkommensgrenze für den Mehrkindzuschlag zu valorisieren, da tendenziell immer weniger Familien anspruchsberechtigt sind. Die Einkommensgrenze für den Mehrkindzuschlag - er wird Familien mit mindestens drei Kindern gewährt - beträgt seit 2011 unverändert 55.000 Euro. Familienleistungen seien gerade für das untere Einkommensdrittel eine wichtige Stütze: Bei dieser Gruppe machen sie laut KFÖ-Aussendung knapp 30 Prozent des verfügbaren Einkommens aus, im mittleren Drittel seien es ca. 15 und im oberen Einkommensdrittel etwa 7 Prozent.
Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung?
Zum Thema Teilzeitarbeit erinnerte Präsident Trendl an die vom Familienverband im Vorjahr beauftragte Integral-Studie (www.familie.at/teilzeit): Demnach ist Teilzeitarbeit in mehr als drei Viertel der Fälle gewollt, weil die Eltern mehr Zeit für die Kinder haben bzw. sie auch selber betreuen wollen. Für WIFO-Chef Felbermayr ist es aber unbestritten, dass qualitativ hochwertige Betreuungsplätze ein zentraler Schlüssel zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wäre aus seiner Sicht hier durchaus hilfreich.
Trendl kritisierte beim Thema Teilzeit auch die geltende Ungleichbehandlung von Alters- und Elternteilzeit: Während bei der Altersteilzeit trotz Reduktion der Arbeitszeit die Beiträge zur Pensionsversicherung in voller Höhe weiterbezahlt werden, gilt das für die Elternteilzeit nicht, "obwohl Eltern wertvolle Erziehungs- und Betreuungsleistungen erbringen", beklagte Trendl.
WIFO-Chef Felbermayr begrüßte das absehbar breitere Datenmaterial über Familien in Österreich: Das "Sozio-ökonomische Panel", eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten, die es in Deutschland bereits seit 1984 gibt, soll nun auch in Österreich aufgebaut werden. Dies ermögliche auch hierzulande eine langfristige Vergleichsperspektive. Rund 5.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte sollen demnach jedes Jahr zu Themen wie Familie, Migration, Bildung oder wirtschaftliche Situation befragt werden.
Quelle: kathpress