Krautwaschl: Krisen mit Verantwortung und Gottvertrauen bewältigen
Die großen Krisen der Gegenwart gilt es mit Verantwortung und Gottvertrauen zu bewältigen. Das sagte der Grazer Bischof Krautwaschl in seinem Eröffnungsvortrag bei der diesjährigen Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung Österreichs (KMBÖ), die noch bis Samstag in Horn (NÖ) zum Thema "Verantwortung für sich und für einander" stattfindet. Krautwaschl verwies auf das Landplagenbild - ein Fresko aus dem 15. Jahrhundert an der südlichen Außenwand des Grazer Domes -, auf dem drei heute erneut aktuelle große Krisen dargestellt seien: die Pest als Pandemie, die Heuschreckenplage als Umweltzerstörung und die Türkenbedrohung als der Krieg, der in der Ukraine geführt wird.
"Diese Situation der Krisen führt uns vor Augen, dass wir verantwortungsvoll nur in umfassenden Strategien handeln können" und dabei anderen, "die vielleicht anders handeln, nicht die Wahrnehmung ihrer Verantwortung absprechen", betonte Krautwaschl. Es gelte, mit realistischem Blick immer das Gemeinwohl und hier besonders die Schwächsten in der Gesellschaft im Auge zu bewahren und sich zugleich einen spirituellen Zugang offenzuhalten, "den besonders die KMB einbringen könnte und sollte": Der Bischof ermutigte dazu, den "Blick auf das Ganze gelungenen menschlichen Lebens für alle offenzuhalten" und sagte: "Das Schöne für uns Christen ist: Wir brauchen uns nicht zu fürchten und nicht zu verzagen. Bei aller Verantwortung sind wir nicht allein. Gott ist mit uns, wie er es mit vielen großen Verantwortungsträgern war, mit Mose, mit David, mit Jesus Christus."
Viele fühlten sich angesichts der enormen Probleme der Gegenwart ihrer Verantwortung entbunden, so Krautwaschl. Dabei mache das Grazer Landplagenbild darauf aufmerksam, "dass unsere Verantwortung in Bedingungen steht, die wir lange negiert haben": Die Pandemie mache auf die menschliche Vergänglichkeit aufmerksam, die durch den Fortschritt von Technik und Medizin oft aus dem Denken ausgeklammert wurde. Der Klimawandel verweise auf die Begrenztheiten eines vermeintlich kontinuierlichen Wachstums, das jedoch auf der negierten "Ausbeutung des gemeinsamen Hauses, der Erde", fußte. Und der Krieg in der Ukraine führt nach den Worten des Bischofs Abhängigkeiten vor Augen, mit einer allgemeinen Kriegsgefahr und jetzt auch Inflation als Folge.
Der Grazer Bischof zeigte in seinem Vortrag auch Fehlhaltungen beim Wahrnehmen von Verantwortung auf: "Weil es schwer ist, Verantwortung zu tragen, übergibt man sie anderen - Zuständigen oder solchen, die man für zuständig hält." Mitunter begebe man sich lieber in Abhängigkeit, als selbst zu entscheiden - "denn das könnte zu fordernd sein". Verantwortung wahrzunehmen heiße immer auch sorgenvolles Bedenken der Zukunft und Verzicht auf utopische Illusionen im Sinne eines "I've made up my mind, don't disturb me with facts" (dt: Ich habe mir meine Meinung gebildet, stört mich nicht mit Tatsachen), wie es an einer US-Universität einmal geheißen habe. "Wirklichkeitsverweigerung ist nicht Verantwortungsübernahme", mahnte der Bischof. "Visionen sind wichtig, Utopien etwas für die Literatur."
Sommerfest mit Romero-Preisträgern
Nicht nur mit einem Bischof, auch mit ehemaligen Spitzenpolitikern aus Oberösterreich kann die 35. Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung von 14. bis 16. Juli in Horn aufwarten: Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober referiert im Rahmen der Tagung über "Verantwortung zwischen Klimawandel, Pandemie und Erschöpfung", Altlandeshauptmann Josef Pühringer beleuchtet gemeinsam mit Marianne Waldhäusl (ORF) den Bereich "Politik und Medien". Den Schlusspunkt am Samstag setzt "Sonnentor"-Geschäftsführer Klaus Doppler mit Überlegungen zu unternehmerischer Verantwortung.
Am Donnerstagabend veranstaltete die KMBÖ ein Sommerfest zum "Oscar-Romero-Preis", ihrer 2021 verliehenen Auszeichnung für vorbildliches entwicklungspolitisches Engagement, die im vergangenen November pandemiebedingt nur im kleinen Kreis verliehen werden konnte. Der Preis wurde nun an die beiden Prämonstratenser-Chorherren Bernhard-Michel Schelpe (82) und Milo Ambros (80) überreicht. Die beiden Ordensmänner vom Kloster Sao Norberto de Itinga in Salvador da Bahia hatten jahrzehntelang in Brasilien in pastoralen, sozialen und schulischen Schwerpunktprojekten gewirkt, heute widmen sich beide, wie vor Ihrer Zeit in Brasilien, der Seelsorge in Pfarren im Waldviertel.
Quelle: kathpress