Lackner nach Ukraine-Besuch: Nicht mit der Not der Menschen abfinden
"Wir dürfen uns nicht an die Not in der Ukraine gewöhnen und uns mit dem Leid der Menschen abfinden." - Diesen Appell nimmt der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als eine von mehreren Botschaften aus der Ukraine mit nach Österreich. Die großen Probleme, die nun mit der zunehmenden Ressourcenknappheit auch auf die Menschen in Österreich zukommen, dürften nicht gegen das Leid in der Ukraine und die Not der ukrainischen Flüchtlinge ausgespielt werden. Beides gelte es gleichermaßen im Blick zu haben, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Mittwoch in einem Resümee seiner Reise gegenüber Kathpress.
Lackner und Krautwaschl waren Dienstag in Lemberg/Lwiw zuerst mit dem römisch-katholischen Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki zusammengetroffen und hatten eine Einrichtung für Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine besucht. In der Lemberger Garnisonskirche nahmen sie schließlich Dienstagmittag an einem Gottesdienst teil, bei dem für den Frieden, für Gerechtigkeit und die Freiheit der Ukraine gebetet wurde.
Notwendige Rehabilitationsprogramme
Erzbischof Lackner kommt von seiner Ukraine-Reise auch mit einigen ganz konkreten Projektideen zurück nach Österreich, wie er gegenüber Kathpress sagte. Das betreffe etwa einen Spielplatz für ein Benediktinerinnenkloster am Stadtrand von Lemberg, in dem Dutzende Flüchtlingsfamilien - fast ausschließlich Mütter mit ihren Kindern -, aber auch alte alleinstehende Menschen aufgenommen wurden.
Großen Bedarf gebe es auch bei der medizinischen Versorgung und vor allem Rehabilitation schwerst verwunderter Soldaten. Er würde es begrüßen, so Lackner, wenn es hier Möglichkeiten bei heimischem Spitälern, auch Ordensspitälern, und Rehabilitationszentren geben würde. Er werde dieses Anliegen jedenfalls weiter verfolgen. - In diesem Zusammenhang hatte auch der Lemberger Bürgermeister Andrij Sadowij bei seiner Begegnung mit den Bischöfen den Plan eines Rehabilitationszentrums in Lemberg vorgestellt, für das noch Unterstützung gesucht wird.
Ökumenisches Totengedenken
Am Dienstagnachmittag trafen Lackner und Krautwaschl neben dem Bürgermeister auch noch mit dem Lemberger Gouverneur Maksym Kozytskij zusammen. Erschüttert zeigten sich die heimischen Bischöfe bei ihrem anschließenden Besuch am Lytschakiwski-Friedhof, wo sie an den Gräbern der Soldaten gemeinsam mit dem orthodoxen Bischof Dymytrij von Lwiw ein ökumenisches Totengedenken abhielten. Sie beteten zudem auch spontan mit einer Mutter, die das Grab ihres gefallenen Sohnes besuchte. 140 Gefallenen wurden allein auf diesem Friedhof in den vergangenen vier Monaten bestattet.
Sicherheitsbedenken habe er bei seiner Reise vor Ort kaum gehabt, so Lackner gegenüber Kathpress. Als die beiden österreichischen Bischöfe am Dienstag in der Lemberger Garnisonskirche einen Gottesdienst feierten, wurde Luftschutzalarm ausgelöst. Lackner: "Wie ich die Leute in der bis auf den letzten Platz vollen Kirche gesehen habe, wie sie ruhig geblieben sind und weiter im Gebet verharrten, hat mir das auch Ruhe geschenkt."
Abgeschlossen wurde die Reise nach Lemberg mit einem Besuch in dem von der griechisch-katholischen Caritas und Kirche betriebenen Flüchtlingsheim "Haus der Barmherzigkeit". Dieses dient seit Kriegsausbruch u.a. als temporäre Notunterkunft für tausende Flüchtlinge, aber zudem auch als zentrale Koordinationsstelle für den Weitertransport von Hilfsgütern in den Osten der Ukraine. Ein dringliches Anliegen der Verantwortlich: Es braucht viel mehr psychologische Hilfsangebote für die unzähligen Kriegstraumatisierten im Land. Auch die psychischen Langzeitfolgen für die ukrainische Gesellschaft seien enorm, hieß es.
Quelle: kathpress