Laienratspräsident Mazal fordert Begleitforschung bei Abtreibungen
Österreich braucht im Blick auf Schwangerschaftsabbrüche eine differenzierte und vor allem auf wissenschaftlichen Erhebungen basierende Debatte. Das hat der Präsident des Katholischen Laienrats Österreichs (KLRÖ), Prof. Wolfgang Mazal, am Freitag im Interview mit Kathpress gefordert. "Es ist unbegreiflich, dass es in Österreich nach wie vor keine Daten darüber gibt, in welchen Lebenssituationen Schwangerschaftskonflikte entstehen. Wer betroffenen Frauen und Männern wirklich helfen will, darf nicht länger wegschauen, sondern muss hinschauen", betonte der oberste Vertreter katholischer Laienorganisationen hierzulande. Er unterstütze alle, die eine differenzierte Haltung in der Abtreibungsfrage einnehmen, insbesondere die Katholische Frauenbewegung Österreich und die Aktion Leben.
Es sei nicht sachgerecht, das Urteil des US Supreme-Court zur Abtreibung zum Anlass zu nehmen, in Österreich Emotionen zu schüren und die Rechte von Frauen gegen das Lebensrecht Ungeborener auszuspielen. "Dass manche Stimmen in Österreich und eine Mehrheit im Europäischen Parlament undifferenziert ein Grundrecht auf Abtreibung fordern, ist bestürzend, weil dies den Zielkonflikt zwischen werdenden Müttern und ungeborenem Leben ignoriert und Frauen in diesem Konflikt allein lässt", betonte der an der Universität Wien lehrende Arbeits- und Sozialrechtler, der auch das Österreichische Institut für Familienforschung leitet.
Zwar werde in diesem Zielkonflikt jede Rechtslage, die nicht einen radikalen Ansatz verfolgt, für Teile der Gesellschaft unbefriedigend sein, doch sei dies als problemimmanent zu akzeptieren. "Die derzeitige Rechtslage in Österreich bildet diese Situation ab und sollte nicht bloß als Zwischenschritt zu einer Radikalisierung gesehen werden - weder in die eine noch in die andere Richtung", plädierte Mazal im Blick auf die in Österreich im Strafrecht verankerte Fristenregelung.
Mazal sprach sich daher für ein Innehalten in den gesellschaftspolitischen Diskussionen um das Abtreibungsrecht aus und fordert einmal mehr wissenschaftliche Datengrundlagen ein. Hier dränge die Zeit: Österreich liege in der Erhebung von Daten zur sozio-ökonomischen Situation von Frauen im Schwangerschaftskonflikt weit hinter den anderen Ländern Europas zurück.
Der KLRÖ ist eine Plattform für katholische Laienvereinigungen, -verbände und -bewegungen und besteht aus fünf "Kurien". Darin Vertreten sind u.a. die Katholische Aktion mit ihren Untergliederungen, die Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände, der Katholische Familienverband sowie Gruppierungen in großer Bandbreite von der Legio Mariae über Opus Dei bis zur Plattform "Wir sind Kirche".
Quelle: kathpress