Kirchliche Sommertagungen wie vor Corona: Blick nicht nur auf Krisen

Zahlreiche Sommertagungen verschiedenster kirchlicher Veranstalter ermöglichen in der kommenden Ferienzeit wieder die Kombination von Erholung in heimischen Gefilden, Horizonterweiterung weit darüber hinaus und auch von gelebter Spiritualität. Mit empfohlener Vorsicht nach der mehr als zweijährigen Corona-Pandemie und dem Auftauchen neuer Virusvarianten wird heuer ein breites Themenspektrum auch abseits der medial verhandelten Krisenphänomene aufgefächert. Zwar finden sich Veranstaltungen zu schmerzlich aktuellen Fragen wie Vertrauensverlust in der Gesellschaft, "Was trennt/eint Europa?" oder "Wie geht es weiter?". Aber beleuchtet wird auch vermeintlich Leichtes wie Spiel, "Essen & Trinken" oder Familien, die "berufen zur Freiheit!" sind.

Anmeldungen sind in vielen Fällen noch möglich. Im Folgenden eine Übersicht über die wichtigsten Angebote mit Links zu den Veranstaltern:

Mit einer "Bibelwoche im jüdisch-christlichen Dialog" zum Thema "Ist die Bibel richtig übersetzt?" erinnert das Bildungshaus St. Michael der Diözese Innsbruck in Pfons/Matrei vom 3. bis 10. Juli an den 100. Geburtstag des "großen Wiener jüdischen Theologen und Brückenbauers Professor Pinchas Lapide". Referent ist dessen Sohn, der Religionswissenschaftler Yuval Lapide, er zeigt von seinem Vater zurechtgerückte jahrhundertealte Übersetzungsfehler in gängigen deutschsprachigen Bibeln auf, die auch an die Entstehung des abendländischen Antisemitismus beförderten. (Info: https://st.michael.dibk.at/)

Mitte Juli geht es mit einer dreifachen "Parallelaktion" weiter: Zeitgleich angesetzt sind die Internationale Pädagogische Werktagung in Salzburg und die Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster, jeweils von 13. bis 15. Juli. Einen Tag später beginnt die ebenfalls dreitägige Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung.

"Faszination Spiel"

"Faszination Spiel" lautet das Thema der bereits 70. Werktagung, die als eine der wichtigsten pädagogischen Fachtagungen im deutschsprachigen Raum mit jährlich ca. 500 Teilnehmenden gilt. Zielgruppe der Veranstaltung des Katholischen Bildungswerks Salzburg in Kooperation mit Caritas Österreich und Uni Salzburg sind Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Vorträge finden in der Uni-Aula statt, Arbeitskreise verstreut über ganz Salzburg.

"Wenig ist beglückender, als im Spiel aufzugehen, die Zeit zu vergessen, mit der Tätigkeit eins zu werden, sei es im Schachspiel, Theaterspiel, im Liebesspiel", macht Tagungspräsident Prof. Anton Bucher Appetit. Den Eröffnungsvortrag hält Erfolgsautor Thomas Brezina; weitere Vorträge halten u.a. der Züricher Professor für Entwicklungspädiatrie, Oskar Jenni ("Lernen als Kinderspiel"), und die deutsche Sozialpädagogin Helga Lindner ("Heilende Kräfte im kindlichen Spiel"). (Info: https://bildungskirche.at/werktagung)

Risse in einer "Gesellschaft ohne Vertrauen"

"Gesellschaft ohne Vertrauen. Risse im Fundament des Zusammenlebens" lautet der Titel der 23., breit getragenen Ökumenischen Sommerakademie, die von 13. bis 15. Juli 2022 wieder im Stift Kremsmünster stattfindet. Fachleute aus Österreich und Deutschland referieren über die Wichtigkeit und Gefährdung des Vertrauens im öffentlichen und auch zwischenmenschlichen Bereich. Vertrauen bzw. Vertrauensverlust sollen allgemein-systematisch, politik- bzw. gesellschaftswissenschaftlich, aber auch theologisch-kirchlich beleuchtet werden.

Es referieren die Bibelwissenschaftlerin und Dekanin der Theologischen Fakultät der Katholischen Privat-Universität Linz, Susanne Gillmayr-Bucher, die Linzer Psychiaterin Adelheid Kastner, der evangelische Theologe Philipp David (Gießen), die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak, die Kärntner Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle, der deutsche Soziologe und Buchautor Jan Wetzel sowie die Ordensfrau und Erfolgsautorin Melanie Wolfers. Seitens der Kirchen werden u.a. Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic Beiträge liefern. (Info: https://ku-linz.at/universitaet/veranstaltungen/news/23-oekumenische-sommerakademie-gesellschaft-ohne-vertrauen)

"Verantwortung für sich und für einander"

Mit einem Bischof - und ehemaligen Spitzenpolitikern aus Oberösterreich - kann auch die 35. Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung (KMBÖ) von 14. bis 16. Juli in Horn (NÖ) aufwarten. Deren Referatsbischof Wilhelm Krautwaschl spricht Grußworte zur Tagung "Verantwortung für sich und für einander". Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober referiert über "Verantwortung zwischen Klimawandel, Pandemie und Erschöpfung", Altlandeshauptmann Josef Pühringer beleuchtet gemeinsam mit der Vorsitzenden des Verbands Katholischer Publizistinnen und Publizisten, Gabriele Neuwirth, den Bereich "Politik und Medien". (Info: https://www.dioezese-linz.at/site/kmb/veranstaltungen/termine/calendar/20508558.html)

Von 19. bis 24. Juli findet das traditionelle Jungfamilientreffen in Pöllau (Stmk.) statt, das wie bereits im Vorjahr auch digitale Teilnahmemöglichkeiten bietet. Im Mittelpunkt des kinderfreundlich gestalteten Programms zum Thema "Berufen zur Freiheit!" steht laut der veranstaltenden "Initiative Christliche Familie", andere Familien kennenzulernen, aufzutanken, sich auszutauschen und zu ermutigen, gemeinsam beten, "die Ehe stärken und Sakramente empfangen". (Info: https://jungfamilien.at)

Kulinarik mit Mehrwert bietet die diesjährige christlich-jüdische Studienwoche im Gespräch mit dem Islam: Über "Essen & Trinken. Fest & Fasten" referieren von 25. bis 28. Juli im südsteirischen Bildungszentrum Schloss Seggau u.a. Elisabeth Birnbaum vom Katholischen Bibelwerk, die Bibelwissenschaftlerin Irmtraud Fischer und der Islam-Theologe Mouhanad Khorchide (Münster) und Charlotte Fonrobert, Religionswissenschaftlerin an der Stanford University. (https://static.uni-graz.at/fileadmin/kath-institute/Altes-Testament/Dialog/Dialog2022_WEB.pdf)

Hochschulwoche zu "Wie geht es weiter?"

Nach zwei Jahren, in denen die "Salzburger Hochschulwochen" vorwiegend digital abgehalten wurden, findet die renommierte Salzburger Sommeruniversität heuer wieder "analog" und live vor Ort statt: Vom 1. bis 7. August soll der bewährte Mix aus Vorträgen, Diskussionen und Workshops, der in "normalen" Jahren bis zu 1.000 Teilnehmenden aus dem gesamten deutschen Sprachraum in die Mozartstadt lockt, zum Thema "Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft" Gäste und Studierende ansprechen. Zugrunde liegt laut Martin Dürnberger die Gewissheit, "dass wir in einer Epoche des Umbruchs, einer Zeitenwende leben - und gar nicht so selten mischt sich darunter das Bewusstsein, dass das auch gut ist: So wie bisher kann es nicht weitergehen." Unter den Referenten sind etwa der Wirtschaftswissenschaftler und WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr, die Erfurter Theologin Julia Knop, der Münchner Soziologe Armin Nassehi und der Münsteraner Religions- und Kultursoziologe Detlef Pollack. Info: www.salzburger-hochschulwochen.at)

Mit seiner Internationalen Sommertagung von 15. bis 20. August im Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje (Ktn.) schließt der Katholische Akademiker/innenverband an seine Slowakeireise vom Juni an: "Ost trifft West - was trennt, was eint Europa?" lautet das angesichts der Herausforderungen durch den Ukrainekrieg hochaktuelle Thema. Ziel ist kein geringeres als "durch Bereitschaft des Umdenkens ... jenen Prozess zu beginnen, der ein Europa-Gesamtheits-Bewusstsein schafft, das wir sehnlichst herbeiwünschen. (Detail werden noch veröffentlicht unter https://www.kavoe.at/category/sommertagung)

Trost, Ethik und Spiritualität

"Tröstet, tröstet mein Volk!" Dieses Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja passt bestens in eine Zeit multipler Krisen und als Thema der "Bibelpastoralen Studientagung 2022" von 25. bis 27. August im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels (OÖ.) Künstlerische, gesellschaftspolitische oder pastorale Zugänge machen laut Bibelwerks-Direktorin Elisabeth Birnbaum die bleibende Aktualität eines der meistzitierten Bücher des Alten Bundes erlebbar. Weitere Referenten sind Alttestamentler Ulrich Berges (Bonn) und Judaist Gerhard Langer (Wien). (Info: https://www.bibelwerk.at/bibelpastorale-studientagung-2022)

Theologisch fundiert und zugleich lebenspraxistauglich widmen sich die Innsbrucker Theologischen Sommertage am 5. und 6. September 2022 der Frage "Wofür es sich zu leben lohnt". Der Fokus dieser für Interessierte offenen Tagung, getragen vom Lehrkörper der Innsbrucker Theologischen Fakultät, liegt auf dem Verhältnis von Ethik und Spiritualität. Der Bogen der Vortragsthemen spannt sich von der Frage "Was erwartet Gott von Menschen?" über die Theodizeefrage im Spiegel der Offenbarungsreligionen bis zur "Tierethik im Alten Testament". (Info. https://www.uibk.ac.at/theol/intheso/intheso-2022)

Quelle: kathpress