Stift Michaelbeuern: 950 Jahr-Jubiläum im Zeichen der Nachhaltigkeit
Vor 950 Jahren, am 18. Juli 1072, wurde die Stiftskirche Michaelbeuern im Bundesland Salzburg geweiht. Anlässlich des Jubiläums feiert das Stift Michaelbeuern am 17. Juli einen Festgottesdienst mit dem Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer, wie die Ordensgemeinschaften am Mittwoch mitteilten. Das Stift Michaelbeuern zählt zu den ältesten Benediktinerklöstern in Österreich - und "wenn eine Firma 1.000 Jahre alt ist, dann müssen sie etwas richtig machen", kommentierte dies Abt Johannes Perkmann in einer neuen Ausgabe des Podcasts "Orden on air".
Zudem gab Perkmann Einblicke in die aktuellen Projekte des Stiftes, die sich ganz um die Themen Nachhaltigkeit und alternative Energie drehen. So wolle man in Kürze 100 Prozent des Strombedarfs eigenständig zu decken. Aktuell würde die Hälfte mit einer Photovoltaikanlage gedeckt - "an den anderen 50 Prozent tüfteln wir gerade", so Perkmann. Mit der stiftseigenen Hackschnitzelheizung werde zudem nicht nur das Stift, sondern auch 39 Privathäuser geheizt. Außerdem soll in Kürze das erste Elektro-Auto angeschafft werden. Auch in der Lebensmittelversorgung habe sich das Stift auf regionale und saisonale Lebensmittel umgestellt.
Dies alles sei auch der großen Praxisnähe der benediktinischen Regel geschuldet, erläuterte Perkmann. Benedikt sei ein großer Praktiker gewesen - und seine Regel gebe dem Alltag Struktur und Ausrichtung: "Wir Mönche sind keine guten Work-Life-Balance-Redner, weil wir meinen, dass die Arbeit zum Leben dazu gehört, dass sie Teil der Schöpfung ist."
Seit 2018 ist Perkmann außerdem Abtpräses der österreichischen Benediktinerkongregation, zu der 14 Klöster gehören. Auch bei deren letzter Konferenz seien Schöpfung und Nachhaltigkeit im Fokus gewesen, berichtete der Abt. Ein Ergebnis der Tagung: Alle Klöster verfolgen Projekte zu den Themen Ernährung, Wohnen, Energieversorgung und Mobilität - und zusätzlich wird dazu der CO2-Fußabdruck jedes Klosters erheben - "zur Selbstkontrolle und um zu schauen, wo man noch etwas tun muss."
Im März hat das Medienbüro der Ordensgemeinschaften den Podcast "Orden on air" gestartet. Bislang sind sechs Folgen erschienen. Abrufbar ist der Podcast über die Website der Ordensgemeinschaften (www.ordensgemeinschaften.at) und auf allen größeren Audioplattformen wie Spotify, Soundcloud etc.
Bewegte Stiftsgeschichte
Die Wurzeln des Stifts Michaelbeuern reichen weit zurück. Gründer und Gründungsjahr können nicht mit Sicherheit festgelegt werden. Sicher ist, dass es sich um eines der älteren Benediktinerklöster Österreichs handelt. Möglicherweise existierte hier bereits um 736 eine Mönchszelle. Der Salzburger Bischof Flobrigis (736) ist bereits im Totenbuch von Michaelbeuern erwähnt.
Bei der Weihe 1072 war die Stifts- oder auch Abteikirche eine dreischiffige Pfeilerbasilika altbayrischen Typs, mit einem hohen Hauptschiff und zwei niedrigen Seitenschiffen. Die Hauptapsis wurde um 1450 abgebrochen und durch einen gotischen Chorraum ersetzt. Das Mittelschiff erhielt 1621 ein barockes Tonnengewölbe mit einfacher Stuckverzierung. Nach Jahren der Entweihung durch die Verwendung als Lagerhalle während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gotteshaus zwischen 1947 und 1950 nach Plänen des Architekten Otto Linder re-romanisiert.
Aktuell leben 13 Ordensmänner im Stift Michaelbeuern. Seit 2006 steht Abt Johannes Perkmann der Abtei vor. Das Kloster führt eine Neue Mittelschule, die von rund 400 Schülerinnen und Schülern aus der Region besucht wird. Im Exerzitien- und Bildungshaus finden Menschen Stille, Besinnung und religiöse Vertiefung. In ihren Wirtschaftsbetrieben - Landwirtschaft, Fernheizwerk, Augustiner Bräu und Stiftskellnerei - legt das Kloster Wert auf "schöpfungsbewahrendes" Wirtschaften. (Infos: www.abtei-michaelbeuern.at)
Quelle: kathpress