Chris Lohner: Bildung ist der Schlüssel für Weg aus der Armut
Bildung ist der Schlüssel zum Weg aus der Armut. Das betont die Schauspielerin, Autorin und Sprecherin Chris Lohner (78) im "radio klassik-Sommergespräch". Seit vergangenem Herbst ist sie ehrenamtliche Botschafterin für "Jugend Eine Welt": "Lesen und Schreiben sind der Beginn der Selbstbestimmung. Dann kann ich meinen Mund aufmachen. Sonst bin ich anderen ja ausgeliefert." Und das entspreche auch ihren Grundsätzen: "Nicht verbiegen, nicht wegschauen, Haltung bewahren und sich nichts gefallen lassen." Als Botschafterin von "Jugend Eine Welt" unterstütze sie daher gerne und solange sie noch kann benachteiligte Jugendliche.
Das Interview mit Chris Lohner ist der Auftakt der diesjährigen "Sommergespräche" auf "radio klassik Stephansdom" (Ausstrahlung am 4. Juli). Jeden Montag kommen Persönlichkeiten aus Gesellschaft und/oder Kirche zu Wort. Eine Zusammenfassung der Gespräche findet sich jeweils auch in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" - jenes mit Lohner bereits in der dieswöchigen Ausgabe.
Heftig wird Lohner im "Sommergespräch", wenn es um das Thema Rassismus geht: "Wir sind ein Naziland. Es passiert Ausgrenzung, wie Menschen aufeinander losgehen. Es gibt Rassismus und Antisemitismus. Das muss man wissen und sich einmischen." Ihr "Lebensmensch" war der 2011 verstorbene ehemalige Tennisstar Lance Lumsden. "Als ich Lance kennengelernt habe, war es undenkbar, dass eine weiße Frau einen schwarzen Freund hat", so Lohner und weiter: "Wenn mich jemand beschimpft hat, kann ich das wegstecken. Aber dieser Mensch muss 24 Stunden mit dem scheußlichen Charakter leben, das ist Strafe genug."
Glaubensfragen stünden in ihrem Leben nicht im Zentrum, aber sie habe Respekt vor der Religion anderer Menschen: "Vielleicht bin ich auch Agnostikerin, denn ich lasse mich gerne überraschen, was danach kommt. Ich bin ein Jetzt-Geschöpf und verantwortlich, was ich hier tue. Ich lebe ganz gut damit."
Geboren 1943 mitten im Zweiten Weltkrieg, wuchs Lohner im zerstörten Wien auf. Sie erinnert sich ohne Wehmut zurück: "Für die Kinder war es nicht so schlimm, gelitten haben die Erwachsenen. Es gab ja keinen Neid, wir waren alle arm." Eine erste Chance nützte sie mit einem Stipendium für die USA, wo sie ein Schuljahr im Mittleren Westen verbrachte. Zurück in der Heimat begann sie ihre Schauspielausbildung, finanziert mit Aufträgen als Fotomodell, was damals fast anrüchig war, wie Lohner erzählt. Sie machte Karriere, u.a. ab 1973 Sprecherin und Moderatorin beim ORF. Bis heute ist sie die Ansagerin in den ÖBB. Zur Frage, wie es ihr dabei, wenn sie sich selbst hört, meinte sie lachend: "Gar nicht, ich höre mir selber gar nicht mehr zu."
14 Bücher hat Chris Lohner bereits geschrieben, an einem 15. arbeitet sie gerade. Aktuell tourt sie mit ihrem Programm "Bazooka und die Vier im Jeep" durch Österreich. Chris Lohner wurde als Publikumsliebling mit der Romy geehrt und mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich sowie dem Goldenen Ehrenzeichen ihrer Heimatstadt Wien ausgezeichnet.
Im nächsten "Sommergespräch" (11. Juli) ist die Theologin Martina Bär zu Gast. Die neue Professorin der Katholisch-theologischen Fakultät in Graz hat als einzige in Österreich einen Schwerpunkt für "Theologische Frauen- und Geschlechterforschung". Weitere Gäste sind u.a. der Arzt und Mitbegründer der CliniClowns, Roman Szeliga, die Generalsekretärin der Österreichischen Ordensgemeinschaften, Sr. Christine Rod, der frühere Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, Clemens Jabloner, die Geschäftsführerin von "Volontariat bewegt", Mariama Sow, oder die Gründerin der Caritas-Spendenaktion "Wir helfen", Bettina Riha-Fink.
Quelle: kathpress