Hitzewelle: Kirchen bieten Erfrischung für Leib und Seele
Während die Sommermonate in Österreich bedingt durch den Klimawandel immer heißer werden und eine Hitzewelle der nächsten folgt, laden die Kirchen als kühle Rückzugsorte zum Verweilen ein. Wie ein Kathpress-Rundruf ergeben hat, empfangen die Innenräume vieler Kirchen trotz steigender Temperaturen Erfrischungssuchende mit Temperaturen deutlich unter den im Freien gemessenen und spenden willkommene Erfrischung für Hitzegeplagte; und zwar an Leib und Seele.
Im viel besuchten Stephansdom mit seinen Richtung Süden zeigenden Kirchenfenstern herrscht momentan bereits eine Innentemperatur von 27 Grad, berichtete Dompfarrer Toni Faber im Gespräch mit Kathpress am Donnerstag. Sein Geheimtipp bei großer Hitze ist der Besuch in den Katakomben, in denen die derzeitige Temperatur bei kühlen 16 Grad liege. Die Katakomben böten zudem die Möglichkeit, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. Er lade alle ein, sich in den heißen Sommermonaten in einem kühlen Kirchenraum zu erfrischen und hier zur Ruhe zu kommen, so der Dompfarrer.
Wer in der Bundeshauptstadt nach Abkühlung in Sakralräumen sucht, ist laut Nikolaus Haselsteiner, Projektverantwortlicher für "Offene Kirchen" im Pastoralamt, gut beraten, besonders ältere Bauten ins Auge zu fassen. Mit ihrem Projekt "Kirche erfrischt" machte die Erzdiözese Wien bereits im vergangenen Jahr auf die kühlen Orte aufmerksam. "Die Grundregel ist, dass es in allen alten Bauten, die älter sind als das Jahr 1750, normalerweise kühl ist", erklärte Haselsteiner im Gespräch mit Kathpress.
Außerdem sei es dort am kühlsten, wo es sich auch rundherum nicht so stark aufheize. Als Beispiel nannte Haselsteiner etwa die Pfarre Lichtenegg in der Buckligen Welt, wo mit kühlen Temperaturen zu rechnen sei, wer also Zeit habe, für einen halben Tag der Hitze der Stadt zu entkommen, sei hier besonders gut aufgehoben. Die großen Innenstadtkirchen in Wien würden sich im Laufe des Sommers immer mehr aufheizen, so Haselsteiner, da durch große Anzahl von Touristinnen und Touristen die Türen der Sakralbauten sehr oft geöffnet würden, was in Bezug auf die Innentemperatur nicht förderlich sei.
Kühle 18 Grad im Salzburger Dom
In Salzburg lässt es sich im Dom derzeit noch gut abkühlen, so pendelt die Temperatur im Kirchenraum zwischen 18 und 19 Grad, so die Erzdiözese Salzburg auf Nachfrage. Auch im Salzburger Dom lohnt sich ein Abstieg in die Katakomben, wo es mit 17 Grad Celsius noch einmal geringfügig kühler ist. Wer es noch etwas kühler haben möchte, ist in der Wallfahrtskirche Maria Plain im Nordosten der Stadt Salzburg gut aufgehoben, hier zeigt das Quecksilber angenehme 16 Grad an.
Aus der steirischen Landeshauptstadt meldete die Diözese Graz-Seckau aktuell 25 Grad im Dom. Bereits im vergangenen Sommer habe die Diözese Messungen im gesamten Diözesangebiet vorgenommen. Mit besonderer Abkühlung wartet demnach die Pfarrkirche Pöllauberg mit 16 Grad auf, in der Basilika Mariazell wurden vergangenen Hochsommer kühle 20 Grad gemessen und im Stadtgebiet Graz ist die Franziskanerkirche mit 22 Grad ein gutes Ziel für Kühle suchende.
In der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz wartet der Mariendom aktuell mit 25 Grad auf, teilte die Diözese Linz mit.
"Klimaosen bieten Abkühlung"
Auch heuer öffnen im Juli 18 Pfarren in Wien und Niederösterreich unter dem Motto "Sommerfrische im Pfarrgarten" ihre Gärten und Innenhöfe für Menschen, die Abkühlung, Verpflegung und Gesellschaft suchen - weitere folgen." Die Klimaoasen bieten in den Pfarrgärten nicht nur die Möglichkeit, sich abzukühlen und zu erfrischen, sie sind auch ein Ort gegen Einsamkeit und Isolation", betonte Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien gegenüber Kathpress.
Insbesondere arme und ältere Menschen seien von der Klimakrise besonders betroffen, erläutert Schwertner. So lebten Armutsbetroffene oft in aufgeheizten Wohnungen, an stark befahrenen Straßen sowie in Gegenden mit besonders geringem Anteil an Grünraum. Auch für obdachlose Personen verbessere sich das Wohlbefinden, wenn sie sich an einem kühlen Ort ausruhen können und verköstigt werden. Älterer und chronisch kranke Menschen hingegen spürten durch die Hitze eine extreme Anstrengung für den Körper. "Bereits vorhandene Flächen zu öffnen, ist niederschwellig und nachhaltig. Die Klimaoasen sind also eine wirksame Antwort auf Klimakrise, auf Armut und die zunehmende Not der Einsamkeit", zeigte sich der Wiener Caritasdirektor Schwertner überzeugt.
Das Projekt "Klimaoasen" rief die Caritas im Frühsommer 2020 erstmals ins Leben, um auf die zunehmenden Hitzewellen sowie die coronabedingte steigende Armut und Einsamkeit zu reagieren. Engagierte Freiwillige verköstigen die Gäste in den schattigen Pfarrhöfen mit kühlen Getränken und kleinen Snacks und schaffen so gleichzeitig auch Orte des Zusammenhalts. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage der Besuchenden mit 3.400 sehr groß, freute sich die Caritas.
Quelle: kathpress