25 Jahre "Jugend Eine Welt": Einsatz für Bildung weltweit weiter nötig
"Viele engagierte Menschen, die sich dafür einsetzen, benachteiligten Kindern und Jugendlichen weltweit Bildung und Ausbildung zu ermöglichen", sind heute dringender nötig denn je: Das hat Reinhard Heiserer, Geschäftsführer von "Jugend Eine Welt", am Freitagabend in Wien-Ottakring hervorgehoben. Die Hilfsorganisation feierte in der Tschauner Bühne ihr 25-Jahr-Jubiläum mit einem Festakt, zu dem 200 Gäste - darunter Projektpartner aus aller Welt sowie Freunde, Spender, Förderer, Geber und Stiftungsvertreter - gekommen waren. Bestimmend war dabei der Dank "an alle, die bisher diesen Weg mit uns gegangen sind", wie Heiserer formulierte, sowie die Bitte um auch künftige Unterstützung.
Heiserer hatte "Jugend Eine Welt" am 28. Juni 1997, gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter, in Wien als Verein gegründet. Dieser gilt heute als eine der wichtigsten Hilfsorganisationen Österreichs im Bereich Entwicklungszusammenarbeit. In den vergangenen 25 Jahren wurde mit dem Leitsatz "Bildung überwindet Armut" unzählige Beiträge geleistet, um die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien, insbesondere in Ländern des Globalen Südens, zu verbessern.
Durch den Festakt führte Chris Lohner. Die langjährige Moderatorin, Schauspielerin, Autorin und als Sprecherin bekannte Stimme ist seit vergangenem Herbst ehrenamtliche Botschafterin für "Jugend Eine Welt". "Im letzten Teil meines Lebens möchte ich mich ganz besonders für benachteiligte junge Menschen einsetzen, damit sie eine Chance auf menschenwürdiges Leben erhalten", erklärte die 78-Jährige dem Publikum die Beweggründe dieses Engagements.
Projektpartner aus aller Welt
Extra zum Jubiläum nach Wien angereist waren eine Reihe langjähriger Projektpartner aus dem weltumspannenden Don Bosco-Netzwerk, die auf der Bühne in kurzen Statements Einblicke in ihre Tätigkeit sowie die Zusammenarbeit mit "Jugend Eine Welt" gaben.
So berichteten unter anderem die Don-Bosco-Schwester Sarah Garcia, ehemalige Provinzialin auf den Philippinen und seit 2019 Leiterin des das Menschenrechtsbüros der Don Bosco Schwestern in Genf; der Salesianerbruder John Ngigi Njuguna, als Vize-Direktor von Don Bosco Tech Africa in Nairobi an der Spitze der Koordinierungsstelle von 110 Berufsbildungszentren in 34 afrikanischen Ländern; oder auch P. Ubaldino Andrade Herandez, der in den vergangenen vier Jahren im von Flüchtlingen aus dem Südsudan bewohnten Flüchtlingslager "Palabek" im Norden Ugandas ein Ausbildungszentrum mit aufgebaut hat und hier jungen Menschen eine berufliche Zukunftsperspektive gibt.
Weiters war auch Pater Noel Maddhichetty gekommen. Der Salesianerpriester leitete bis vor Kurzem als Direktor das "BoscoNet", die im indischen New Delhi ansässigen Koordinationsstelle für sämtliche Hilfsprogramme und Projekte der über 354 Don-Bosco-Einrichtungen in Südasien. Dank der seit vielen Jahren bestehenden Hilfe von "Jugend Eine Welt" sei es möglich geworden, in den Schutzzentren der Salesianer in 72 Städten in ganz Indien rund 200.000 Straßenkinder zu betreuen und ihnen Schulunterricht zu ermöglichen, erklärte der Ordensmann.
Bildung die beste Investition
Welche zentrale Rolle die Bildung junger Menschen für "nachhaltige weltweite Entwicklung" spielt, darüber referierte bei der Veranstaltung der bekannte Wiener Sozialwissenschaftler und Demograf Wolfgang Lutz. In seiner Zusammenfassung von "40 Jahren Forschungsarbeit zum Thema Bildung" bezeichnete es Lutz als zentrale Erkenntnisse, dass Bildung das Abstraktionsvermögen und die Gesundheit stärkt. Weiters helfe sie auch gegen Armut und Hunger, weil sie Menschen dazu befähige, sich selbst und anderen besser zu helfen.
Bildung führe zu mehr Einsicht, Verständnis und Umsicht, speziell was den Umgang mit der Umwelt betrifft und zur "besseren Anpassung an den bereits unvermeidbaren Klimawandel", erklärte Lutz. Bildung wirke zwar langsam, dafür aber sicher. Und von allen möglichen Investitionen "ist die Investition in die Bildung von Kindern, möglichst noch vor Schulbeginn, die allerbeste", so der Professor an der Universität Wien und Gründer des "Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital".
Über 3.000 Projekte im Globalen Süden
"Jugend Eine Welt" hat in den vergangenen 25 Jahren mehr als 3.000 unterschiedliche Projekte von Schulen, Universitäten und Berufsbildungseinrichtungen bis hin zu Sozialzentren und Heime für Straßenkinder umgesetzt, zudem gibt es Programme etwa für Mädchen und Frauen sowie zur nachhaltigen Armutsbekämpfung bzw. Umweltinitiativen. Projekte in vielen Ländern Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, dem Nahen Osten und Osteuropas wurden durchgeführt, unterstützt, weitergetragen oder weiterentwickelt. Bei der Projektauswahl liegt besonderes Augenmerk auf der Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs), der "nachhaltigen Entwicklungsziele" der Vereinten Nationen. Besonders die Ziele Armut beenden, Kein Hunger, Gesundheit und Wohlergehen sowie hochwertige Bildung für alle Menschen stehen für "Jugend Eine Welt" dabei im Fokus.
Humanitäre Hilfe und Freiwilligeneinsätze
Darüber hinaus leistete "Jugend Eine Welt" seit 1997 humanitäre Hilfe nach Naturkatastrophen, bei Hungersnöten oder kriegerischen Konflikten, etwa bei den großen Erdbebenkatastrophen in Pakistan, Haiti, Nepal, Ecuador, beim Ebola-Ausbruch in Sierra Leone, den Hungerkrisen im Südsudan und Äthiopien, während der Corona-Pandemie oder jetzt aktuell in der Ukraine für die vielen aus den Kriegsgebieten geflüchteten Menschen, vor allem Frauen und Kinder.
Eine der Gründungsideen des Vereins war es auch, jungen Erwachsenen aus Österreich die Möglichkeit zu bieten, im Rahmen eines Freiwilligeneinsatzes in einem der weltweiten Bildungs- und Sozialprojekte mitzuarbeiten. Rund 700 Freiwillige waren in den vergangenen 25 Jahren bereits im Volontariatseinsatz, die meisten davon ein ganzes Jahr oder länger. Mit dem vor fünf Jahren gestarteten Senior-Experts-Programm für Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung wurde das Angebot für Freiwilligeneinsätze praktisch auf alle Altersgruppen ausgeweitet. Viele der Volontärinnen und Volontäre bleiben dem Hilfswerk auch nach ihrer Rückkehr verbunden und engagieren sich etwa ehrenamtlich im "Jugend Eine Welt"-Bildungsteam, das beispielsweise im Rahmen von Schulworkshops hierzulande wichtige Aufklärungsarbeit zu Themen wie Kinderrechte, Kinderarbeit stoppen oder fairer Handel leistet.
Pandemie und Krieg neue Herausforderungen
Die Aufgaben und Tätigkeitsfelder von "Jugend Eine Welt" sind nach 25 Jahren ständig weiter angewachsen. Geschäftsführer Heiserer verwies in seiner Dankesrede auf die aktuellen Krisen wie die Corona-Pandemie, die in einer Reihe von Ländern zu einer zweijährigen Schulschließung geführt hat, sowie die weltweiten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine: Derartige Ereignisse stellten "Jugend Eine Welt" vor die "Herausforderung, zum einen verstärkt humanitäre Nothilfe zu leisten und zugleich weiter in langfristige Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zu investieren". Es gebe hier auch in Zukunft noch viel zu tun. Benötigt werde vor allem "die Unterstützung vieler Menschen - für eine gerechtere 'eine' Welt, in der alle Menschen in Würde leben können", so der Geschäftsführer. (Infos: www.jugendeinewelt.at)
Quelle: kathpress