Caritas ruft zur Hilfe für Lebensmittelausgabestellen auf
Die Caritas der Diözese St. Pölten ruft, wie auch die Caritas der Erzdiözese Wien, angesichts der erhöhten Nachfrage in den Sozialmärkten (somas) zu Lebensmittelspenden auf. Dringend benötigt werden in Niederösterreich Obst, Gemüse, Milchprodukte und Wurst. Christoph Riedl, Generalsekretär der Caritas St. Pölten für den Bereich Solidarität, Kommunikation & Soziales, schilderte die Situation am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress: "Die Nachfrage steigt, die Regale werden aber immer leerer. Wir bitten daher um Lebensmittelspenden für unsere Caritas Sozialmärkte in Krems, Schrems, Gföhl, Waidhofen/Thaya, Gars und Zwettl." Die Waren müssen ungeöffnet und in einwandfreiem Zustand sein. Zugleich richtete er allen "ein großes Danke" aus, die damit Menschen unterstützen.
"Als Caritas sehen wir eine große Herausforderung auf uns zukommen, auch in den kommenden Wochen armutsbetroffene Menschen ausreichend mit Lebensmitteln in unseren Sozialmärkten versorgen zu können", unterstrich Riedl. "Alleine werden wir diese Aufgabe allerdings nicht lösen können." Es brauche einen "Schulterschluss von Hilfsorganisationen, Politik und Supermärkten", um Menschen, die sich ihre Lebensmittel nicht mehr leisten können, bestmöglich zu unterstützen. "Denn das, was wir derzeit erleben, dürfte erst der Anfang einer langen Krise sein", zeichnete Riedl mit Blick auf die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel ein düsteres Bild.
Bereits seit einigen Wochen und Monaten bemerke die Caritas St. Pölten in ihren somas eine massive Steigerung bei den Kundinnen- und Kundenzahlen und damit auch der getätigten Umsätze. Im soma Zwettl etwa hat sich der monatliche Umsatz von November bis Mai mehr als vervierfacht. Die Gründe dafür sind laut Riedl einerseits die geflüchteten Personen aus der Ukraine, die in Österreich im Rahmen der Grundversorgung mit sechs Euro Verpflegungsgeld pro Tag auskommen müssen und daher günstige Einkaufsmöglichkeiten benötigen.
Andererseits kommen auch immer mehr Österreicherinnen und Österreicher in die Sozialmärkte der Caritas, da die Teuerungen bei Energie und Lebensmitteln für viele Menschen in diesem Land eine außergewöhnliche Belastung darstellt, berichtete der Caritas-Generalsekretär. "Diese gesteigerte Nachfrage führt zu mehr Kundschaft in den Caritas-Sozialmärkten und gleichzeitig immer leereren Regalen. Denn die abgelaufenen Waren aus den Supermärkten und Bäckereien, die wir als soma abholen dürfen, werden nicht mehr - ganz im Gegenteil."
Grundsätzlich begrüßenswerte Projekte zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und genauere Kalkulationen der Supermarktketten führten dazu, dass immer weniger Ware zur Verfügung gestellt werden. Besonders Obst und Gemüse sowie Milchprodukte mussten in den vergangenen Wochen immer wieder rationiert werden, damit möglichst viele Menschen zumindest ein oder zwei gewünschte Produkte in den "somas" einkaufen konnten. (Infos: www.caritas-stpoelten.at/hilfe-angebote/shops-dienstleistungen/sozialmaerkte)
Erstmals Stopp in Wien
Auch der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner richtete einen öffentlichen Appell: "Wir brauchen dringend Hilfe", war am Freitag in der Tageszeitung "Heute" zu lesen. Vor allem Alleinerziehende, Familien und Pensionisten seien auf günstige Produkte angewiesen, wie es sie etwa bei dem Caritas-Projekt "Le+O" gibt. Die Nachfrage sei enorm und steige immer noch an: Waren es 2021 noch 17 Tonnen Lebensmittel, die wöchentlich ausgegeben wurden, seien es nun bereits 24 Tonnen Frisch- und Haltbarware. Weil die Lebensmittel knapp werden, müsse die Caritas reagieren: "Erstmals in der Geschichte des Projektes müssen wir einen Stopp für Hilfesuchende vornehmen", berichtete Schwertner. Anmeldungen seien nicht mehr möglich. Man arbeite mit Hochdruck an der Eröffnung eines neuen Standorts, sei jedoch auf Lebensmittelspenden angewiesen.
Quelle: kathpress