Krautwaschl: Synodaler Prozess als Vorbild für die Gesellschaft
Der Synodale Prozess in der Katholischen Kirche könnte auch Vorbildwirkung über die Kirche hinaus für die Gesellschaft haben. Diese Hoffnung hegt zumindest der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl im Kathpress-Interview am Dienstag in Mariazell: "Wenn ich mir die Gesellschaft anschaue, wo vieles auseinanderbricht und die Menschen nicht mehr zusammenfinden, dann lautet unsere Botschaft: 'Leute, geht aufeinander zu, lernt wieder, aufeinander zu hören und miteinander den Weg in die Zukunft zu gehen!'"
Im gemeinsamen Beten, Hören und Beraten finalisiert die Kirche in Österreich gerade ihren Beitrag für den weltweiten Synodalen Prozess. Bis Dienstag arbeiten dazu im steirischen Marienwallfahrtsort mit den Bischöfen gut 45 weitere Vertreterinnen und Vertreter aus allen österreichischen Diözesen, aus den katholischen Organisationen, von Caritas, Medien, Wissenschaft und Orden, aber auch aus der evangelischen und orthodoxen Kirche. Die Bischöfe und Delegierte tauschen sich über einen Textentwurf aus, in dem die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses aus den Diözesen bereits gebündelt wurden. Daraus soll nun eine finale nationale Synthese entstehen.
Von rund 2.000 Rückmeldungen im diözesanen Synodalen Prozess in der Steiermark berichtete Bischof Krautwaschl am Dienstag gegenüber Kathpress. Zudem habe man noch vertiefende Gespräche geführt, u.a. auch mit Menschen, die eine gewisse Distanz zur Kirche hätten. Und all diese Erfahrungen und Meinungen seien dann auch in eine diözesane synodalen Versammlung mit 120 Personen eingeflossen, darunter auch mit Vertreterinnen und Vertreter anderer Kirchen.
Krautwaschl: "Interessant war für mich, dass wir relativ schnell bei der Frage waren: Was könnte sich bei uns tatsächlich vor Ort ändern?" Sechs verschiedene Schwerpunkte, bzw. Fragen hätten sich im Laufe der Monate herauskristallisiert, berichtete der Bischof: "Erstens: Was heißt es, in unserer Diözese Synodalität auf allen Ebenen zu leben? Zweitens: Was heißt es heute für Priester, Diakone oder in der Pastoral Tätige, in der Kirche ein Amt auszuüben? Wir haben gemerkt, dass dieses Zueinander immer wieder neu ausbuchstabiert werden muss."
Die dritte Frage drehe sich um die Vielfalt innerhalb der Kirche und in der Gesellschaft, die es ernst zu nehmen gelte. Die vierte Frage betreffe die Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche. Die fünfte Frage: "Was heißt heute Qualität im Gottesdienst?" Viele Menschen wüssten kaum mehr Bescheid, worum es im Gottesdienst überhaupt gehe. Mit dieser Frage werde sich auch die nächste steirische Diözesankonferenz 2024 ausführlich auseinandersetzen, kündigte Krautwaschl an. Die sechste Frage drehe sich schließlich um notwendige Reformen in der Sakramentenpastoral, erläuterte der Bischof.
Quelle: kathpress