Lackner: Krisenzeiten lassen "Brotkorb höher hängen"
Als Fest des Brotes zeigt Fronleichnam heuer in besonderer Weise: "Der Brotkorb hängt höher". Das Wachstum und die Verteilung des kostenbaren Gutes des Getreides in der Ukraine sei "empfindlich gestört", sagte der Salzburger Erzbischof, Franz Lackner, in seiner Predigt zu Fronleichnam am Donnerstag in Salzburg. Inflation, Nachschubprobleme im Warenverkehr und die weiterhin drängende Flüchtlingsproblematik würden ebenfalls dazu beitragen, dass die Gegenwart als Krisenzeit erfahren werde. "In Notzeiten wurde der Brotkorb höher gezogen, so dass der Griff nach oben nicht mehr so leicht war. Das erleben nun auch wir", erinnerte Lackner.
In diesem Kontext verteidigte Lackner auch Papst Franziskus gegen seine Kritiker, die ihm vorwerfen, mit seiner Rede vom "Bellen" der NATO vor den Toren Russlands den Krieg ein Stück weit gerechtfertigt zu haben. Der Papst wolle keinen Krieg rechtfertigen, sondern er plädiere für eine Betrachtung der Vorgeschichten. Im Übrigen werde "auch in unseren Landen" an manchen Toren "überlaut gebellt", so Lackner weiter. "Gewiss, Kritik ist notwendig", davon sei auch die Kirche nicht auszunehmen. "Aber es gilt auch: Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für den Brotkorb über unseren Tischen und auch Altären. Nur Bellen allein ist zu wenig."
Im Anschluss an den Gottesdienst im Salzburger Dom fand die traditionelle Fronleichnamsprozession durch die Salzburger Altstadt statt. Anwesend waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik, darunter Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Angehörige diverser religiöser Gemeinschaften und akademischer Verbindungen sowie Brauchtums- und Traditionsvereine.
Klagenfurt: Marketz ruft zu "tätiger Liebe" auf
Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Menschen auch hierzulande stand im Fokus auch der Predigt des Klagenfurter Bischofs Josef Marketz. "Der Krieg in der Ukraine scheint kein Ende zu nehmen, immer mehr Menschen suchen die Zukunft in der Flucht, wie es andere aus vielen Teilen der Welt tun". Gleichzeitig würden auch immer mehr Menschen in Österreich unter Zukunftsängsten leiden und angesichts der Verteuerung des täglichen Lebens um ihre soziale Sicherheit fürchten. Dies verlange in besonderer Weise "tätige Liebe und solidarische Verbundenheit", so der Kärntner Bischof beim Fronleichnams-Gottesdienst der Klagenfurter Stadtpfarren am Klagenfurter Domplatz.
Nach der Messe am Domplatz leitete Bischof Marketz die Fronleichnamsprozession durch die Klagenfurter Innenstadt bis zum Landhaushof. Musikalisch mitgestaltet wurde die Fronleichnamsfeier der Klagenfurter Stadtpfarren vom Domchor Klagenfurt und der Militärmusik Kärnten mit der "Messe zu Fronleichnam" von Karl-Bernhardin Kropf.
Glettler: Bedarf an "Geistes- und Herzens-Energie"
Fronleichnam ist "keine Demonstration von Stärke, kirchlicher Macht und Folklore", sondern vielmehr ein "Ausdruck der Hoffnung, dass das Brot für alle reicht" - und zugleich ein Ausdruck der menschlichen Bedürftigkeit nach "Geistes- und Herzens-Energie": Das hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler beim Fronleichnamsgottesdienst am Donnerstag in der Tiroler Landeshauptstadt. Als "Gedächtnis-Feier" würde Fronleichnam die Christen gleichsam erden und "zur Mitte kommen" lassen, indem das Fest an das Zentrum des christlichen Glaubens, den Anfang in der Selbsthingabe Jesu erinnere.
In einer Zeit steigender Nervosität und Unruhe sowie vermehrter Krisen brauche es eine sichere Energieversorgung "nicht nur für Heizungs- und Industrieanlagen", es gebe darüber hinaus einen "enormen Bedarf an Geistes- und Herzens-Energie", so der Bischof weiter. Diese Energie und "Zukunftskraft" könne der Blick auf das "so kleine, so zerbrechliche" Stück Brot der Hostie bieten: als "alternatives Gotteszeichen inmitten der Gier nach Größe, Ansehen, Besitz und Macht".
Die Prozession musste aufgrund von Regen an der ersten Station (Annasäule) in der Innsbrucker Innenstadt abgebrochen werden. Der im Anschluss daran landesübliche Empfang durch die Schützenkompanie Wilten konnte indes stattfinden. Anwesend waren laut Mitteilung der Diözese auch VertreterInnen des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck.
Quelle: kathpress