Synodaler Prozess auf nationaler Ebene im Endspurt
Vor über einem Jahr überraschte Papst Franziskus wieder einmal die Kirche, indem er sie auf einen zweijährigen synodalen Weg geschickt hat. Vorläufiger Endpunkt des weltweiten Synodalen Prozesses ist eine Bischofssynode im Oktober 2023. Ihr Titel und zugleich Programm: "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission". Jetzt tritt die Weltsynoden in allen Ländern in eine entscheidende Phase: Bis zum 15. August müssen alle Bischofskonferenzen die Ergebnisse aus den Diözesen bündeln und in eine nationale Synthese bringen, die bis dahin an das vatikanische Synodensekretariat ergehen soll. Zu diesem Zweck findet in der kommenden Woche eine vorsynodale Beratung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell statt. Mit den Bischöfen werden insgesamt 60 Personen daran teilnehmen.
Synodalität ist ein Thema, bei dem die katholische Kirche in Österreich im weltkirchlichen Vergleich viele und überwiegend positive Erfahrungen hat. Am intensivsten ist man innerkirchlich "gemeinsam auf dem Weg" - so in etwa lautet die wörtliche Übersetzung der griechischen Worte "syn" und "odos" - auf Ebene der Pfarren. Seit über 50 Jahren gibt es als Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils pfarrliche Pastoralräte sowie Vermögensverwaltungsräte. Erst heuer wurden am 20. März österreichweit rund 45.000 ehrenamtliche Pfarrgemeinderäte in den etwa 3.000 Pfarren für fünf Jahre gewählt.
Auch auf diözesaner Ebene gab und gibt es Prozesse, die zwar keine Synoden im strengen kirchenrechtlichen Sinn sind, wohl aber synodale Elemente beinhalten. In der Diözese Linz beispielsweise ist solch ein Prozess weitgehend abgeschlossen und bereits in Umsetzung, verbunden mit einer großen Strukturreform. In der Erzdiözese Wien läuft unter dem Abkürzung "APG2.1" (APG steht für Apostelgeschichte) ein mehrjähriger Entwicklungsprozess, bei dem es neben einer neuen Pfarrreform auch um die Stärkung einer missionarischen Grundhaltung geht. Und zuletzt hat die Diözese Gurk die Präsentation ihrer Ergebnisse aus dem Synodalen Prozess als Auftaktveranstaltung für eine synodalen Kirchenentwicklungsprozess genützt.
Synodalität ist "Chefsache"
Vor diesem Hintergrund überrascht es auch nicht, dass der heimische Episkopat auf die päpstliche Vorgabe ausgesprochen positiv reagiert hat. Synodalität wurde gleichsam zur "Chefsache" erklärt, indem der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, als Teilnehmer für die Bischofssynode im Oktober 2023 gewählt wurde. Kardinal Christoph Schönborn ist darüber hinaus als Mitglied des vatikanischen Synodenrates in das Projekt auf weltkirchlicher Ebene eingebunden und wird von daher - so wie bei den letzten Synoden auch - von Papst Franziskus wohl wieder persönlich als Synodenteilnehmer nominiert werden.
Synoden- und Redaktionsteam
Erzbischof Lackner koordiniert gemeinsam mit einem Synodenteam den Prozess auf nationaler Ebene. Neben "Pastoralbischof" Josef Marketz (Gurk) und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka sind auch zwei Frauen in der Spitzengruppe: die Wiener Pastoraltheologin und Religionssoziologin Prof. Regina Polak sowie die Innsbrucker Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb.
Für die Erstellung der nationalen Synthese auf Basis der Eingaben aus den Diözesen und von anderen kirchlichen Einrichtungen wurde überdies ein aus vier Laien (zwei Frauen und zwei Männer) bestehendes Redaktionsteam eingesetzt. Neben dem Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstitutes, Walter Krieger, sind es Birgit Bahtic-Kunrath vom Internationalen Forschungszentrum (IFZ) in Salzburg, Petra Steinmair-Pösel, Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Edith Stein, und der Europareferent im Generalsekretariat der Bischofskonferenz, Johannes Moravitz.
Hören, reden, unterscheiden
Bereits zum Beginn des Synodalen Prozesses im Oktober haben die österreichischen Bischöfe mit einem Hirtenwort dafür geworben und zur Mitwirkung eingeladen. Es gehe dabei um eine "Haltung des Hörens, der offenen Rede und der Unterscheidung, was Gott uns sagen will", wurde immer wieder betont, um den geistlichen Charakter des Projektes zu verdeutlichen.
Ab 17. Oktober 2021 waren dann bis Ostern die Diözesen am Zug. Es folgten diverse Online-Befragungen, Diskussionen, Versammlungen und verschiedene Initiativen, um möglichst viele Menschen in den Synodalen Prozess einzubinden. Die Ergebnisse wurden in diözesanen Synthesen zusammengefasst und auch veröffentlicht (einen Überblick bietet die Internetseite www.katholisch.at/synode). Am stärksten präsent sind dabei Fragen rund um die Stellung von Frauen in der Kirche, der Beteiligung von Laien und der Inklusion von Randgruppen. Diese Themen finden sich auch in allen diözesanen Synthesen.
Spirituelle Konversation
Neu im Vergleich zu bisherigen synodalen Projekten ist die bewusst praktizierte Methode der "Spirituellen Konversation" in Form von "Anhörkreisen". Sie wurde mittlerweile nicht nur in zahlreichen pfarrlichen und diözesanen Veranstaltungen ausprobiert, sondern auch von der Bischofskonferenz selbst. Diese veranstaltete dazu eigens einen Studientag über Synodalität am 4. April in Salzburg, wo die Teilnehmer durchwegs ein positives Resümee zogen.
Die Methode sieht vor, dass man sich nach einer Phase des persönlichen Gebets in einem Anhörkreis trifft. In einer ersten Runde hat jede Person (drei Minuten) Zeit für einen persönlichen Beitrag zu einem vorab vereinbarten Thema. Nach einer kurzen Stille hat dann jede Person nochmals die Gelegenheit, (in zwei Minuten) das zu thematisieren, was das Gehörte in einem selbst ausgelöst hat. Nach einer erneuten Stille versuchte dann die Gruppe die wesentlichen Erfahrungen - Gemeinsamkeiten und Kontroversielles - zu identifizieren und festzuhalten. Beendet wird dieser spirituelle Dialog mit einem Gebet.
Diese Methode wird unter anderem auch bei der bevorstehenden vorsynodalen Beratung der Bischofskonferenz am 20. und 21. Juni in Mariazell praktiziert werden. Beginnen werden die Beratungen der insgesamt 60 Personen nach einem Gebet in der Wallfahrtskirche mit Impulsen aus der Ökumene: So werden der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der evangelische Bischof Michael Chalupka über Synodalität sprechen.
Ziel der Versammlung, an der neben allen Bischöfen auch jeweils zwei Vertreter bzw. Vertreterinnen der Diözesen sowie weitere aus kirchlichen Einrichtungen auf nationaler Ebene teilnehmen werden, ist die Erstellung eines gemeinsamen Textes, der kompakt auf rund zehn Seiten die Ergebnisse des Synodalen Prozesses bündeln soll. Die gebotene Kürze ist eine vatikanische Vorgabe - sie allein ist schon eine Herausforderung, die man - so das Kalkül der Veranstalter - in Mariazell leichter gemeinsam bewältigen kann.
Quelle: kathpress