Zsifkovics: Keine Verfügbarkeit über Anfang und Ende des Lebens
"Anfang und Ende des menschlichen Lebens sind ausgezeichnete Momente, über die wir und auch die Wissenschaft nicht verfügen können." - Das hat der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics betont. Er äußerte sich in seiner Begrüßung beim Auftaktgottesdienst zur "Langen Nacht der Kirchen" am vergangenen Freitag in der Martin-Luther-Kirche in Bad Sauerbrunn. "Als Christen sind wir überzeugt, dass uns Gott mit dem Leben auch die Freiheit, die Gott-Ebenbildlichkeit und die Würde des Menschseins gab", so der Bischof weiter: "Wir Menschen sind keine Marionetten, wir sind freie Menschen und haben als solche den Auftrag, Verantwortung zu übernehmen, Sorge zu tragen für uns selbst, für unsere Nächsten, für das Wohlergehen der gesamten Menschheitsfamilie und für das 'Haus der Schöpfung'."
Im Blick auf jüngere Entwicklungen, u.a. der Möglichkeit zum assistierten Suizid, stellte der Bischof kritische Anfragen: "Wie schützen wir das Leben vor der Geburt, das Recht auf Leben der Schwachen und Kranken? Und laufen wir nicht Gefahr, Behinderung, Krankheit und Tod zu einem gesellschaftlichen Tabu werden zu lassen?"
Es sei auch fraglich, ob man in Österreich noch davon ausgehen könne, dass das Leben jedes einzelnen Menschen als bedingungslos wertvoll erachtet wird, bis zu seinem natürlichen Tod. Und: "Dürfen wir den Menschen aufgeben, auch wenn er sich selbst schon aufgegeben hat?" Sei der Suizid, wie er im Kontext einer selbstbestimmten Entscheidung dargestellt wird, "nicht vielmehr ein tragischer Ausdruck von Aussichtslosigkeit und Verzweiflung? Und vielleicht auch ein Hilfeschrei für menschliche Nähe, Schmerzlinderung, Zuwendung und Beistand?"
Bischof Zsifkovics ortete auch einen dramatischen Glaubensverlust in der Gesellschaft: "Wie kommt es, dass in einer christlich geprägten Kultur, die von der Botschaft der Auferstehung lebt, ein Drittel davon ausgeht, dass es eine solche gar nicht gibt? Sagen wir Christen doch über 2.000 Jahre, ganz anders als die übrigen Menschen: Für uns ist der Tod nicht das definitive Ende, sondern der Übergang in eine neue Existenzweise. Wird diese christliche Kernbotschaft überhaupt noch gehört und verstanden?"
Der evangelische Superintendent Robert Jonischkeit erinnerte an die amerikanische Folk-Sängerin und Bürgerrechtlerin Joan Baez. Diese habe einst gesagt: "Du kannst dir nicht aussuchen, wie du stirbst. Oder wann. Du kannst nur entscheiden, wie du lebst. Jetzt." Leben sei mehr als ein funktionierender biologischer Mechanismus, so der Superintendent. "Als Christinnen und Christen glauben wir an das ewige Leben. Und das beginnt nicht nach dem Tod. Es beginnt mit der Taufe. Die Ewigkeit ist keine Quantität, sie ist eine Qualität. Aus der Taufe heraus leben wir ein sinnstiftendes Leben in Fülle."
In der Diözese Eisenstadt nahmen 25 Kirchen mit ca. 110 Programmpunkten an der diesjährigen "Langen Nacht der Kirchen" teil.
Zufriedene Bilanz in St. Pölten
In der Diözese St. Pölten waren es 55 Kirchen mit ca. 170 Veranstaltungen. Axel Isenbart, Programmkoordinator der "Langen Nacht" in der Diözese St. Pölten, zog am Montag in einer Aussendung ein positives Resüme: "Es gab großes Interesse an den vielfältigen Angeboten, an Begegnungen, an Gebet und Meditation, an musikalischen Darbietungen und kreativen Zugängen zum Glauben."
Quelle: kathpress