Ordensgemeinschaften: Archive sind "lebendige Gedächtnisorte"
Nahezu alle - bis auf die erst kurz bestehenden - der 193 Ordensgemeinschaften in Österreich haben Archive, die als "lebendige Gedächtnisorte" dienen. Darauf haben die Ordensgemeinschaften Österreichs am Dienstag in einer Presseaussendung anlässlich des "Internationalen Tages der Archive" des UNESCO (9. Juni) hingewiesen und dazu auch eine Umfrage unter Archivverantwortlichen sowie vier Kurzvideos mit Besonderheiten präsentiert. Oft sind kultur- und glaubensgeschichtliche Schätze seit vielen Jahrhunderten erhalten und ermöglichen auch nachfolgenden Generationen einen Blick in vergangene Zeiten, wie es hieß.
An der im Vorjahr durchgeführten Umfrage unter den Ordensarchiven haben sich 37 Frauenorden und 21 Männerorden beteiligte und Informationen zu ihren Archiven bekanntgegeben. Diese variieren in Größe, Bestand, den archivarisch erfassten Zeiträumen u.v.m. Das kleinste Ordensarchiv misst zwei Quadratmeter, das größte umfasst eine Fläche von 850 Quadratmetern. Die aufbewahrten Unterlagen reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück, alle Archive werden durch jährliche Zuwächse laufend erweitert.
Dass Archive auch für die heutige Gesellschaft wertvoll und von Interesse sind, zeigen laut den Ordensgemeinschaften die bis zu 300 Anfragen und rund 400 Benutzerinnen und Benutzer pro Jahr in einzelnen Archiven. Der Bogen der Interessenten spannt sich von der Familienforschung bis hin zu umfangreichen wissenschaftlichen Forschungsprojekten.
Kuriositäten und Besonderheiten
Auch ganz besondere "Schätze" und Kuriositäten befinden sich in den Ordensarchiven: In der Aussendung ist die Rede von Originalplänen der Baukünstler Prandtauer, Muggenast und Fischer von Erlach, von Briefen Martin Luthers und von Feldmarschall Radetzky, von barocken Kaufbriefen "und natürlich Akten aus der Gründungszeit der Orden".
In vier Videos geben die Archiv-Verantwortlichen - meist Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaft, manchmal aber auch Mitarbeitende von außen - Einblick in ihre Bestände und zeigen jeweils eine Besonderheit. So erläutert Gerald Hirtner, Leiter des Archivs der Salzburger Erzabtei St. Peter, das berühmte frühmittelalterliche Verbrüderungsbuch: Die darin enthaltenen Namenslisten dokumentieren die zahlreichen über ganz Europa reichenden Verbindungen der Kirche in Salzburg bereits vor 1.200 Jahren. Sr. Illuminata Blümelhuber, Archivarin im Provinzarchiv der Kreuzschwestern in Wels, präsentiert eine Kostbarkeit aus dem Bestand "Spiritualität": das kleinste liturgische Gebetsbuch der Schwestern aus dem Jahre 1939. Es ist nur wenige Zentimeter groß und umfasst auf 264 Seiten das lateinische "officium parvum", das die Schwestern beteten.
Auch die Österreichische Ordenskonferenz selbst verfügt über ein umfangreiches Archiv mit Unterlagen der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs und der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Iris Forster, Archivarin und Referentin für Ordensarchive, gibt in einem Video einen Einblick in das Medienarchiv der Österreichischen Ordenskonferenz und zeigt Dias aus vergangenen Zeiten.
Seit 2003 besteht die Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive Österreichs. Sie dient der Interessensvertretung, Unterstützung, Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch der Ordensarchive. Zu fachlichen Fragen werden Tipps, Handreichungen und Hilfsmittel publiziert, etwa wenn es um den richtigen Umgang mit digitalen Dokumenten, die Bewertung von Unterlagen oder die Benützung von Archivgut geht. Auskunft geben auch die Website www.kirchenarchive.at und die Zeitschrift "Mitteilungen zu den Kulturgütern der Orden" (MiKO). (Videos abrufbar unter: https://www.youtube.com/playlist?list=PLLjGVjEUoC0KIglhIlPKOQCizwEdh60-1)
Quelle: kathpress