Elbs: Marienbild der "Knotenlöserin" heute "erstaunlich lebensnah"
Auf die Aktualität und tiefe Aussagekraft des aus Augsburg stammenden Bildes der heiligen Maria als "Knotenlöserin" hat Bischof Benno Elbs verwiesen. Das von Papst Franziskus weltweit bekanntgemachte Barockbild, das im frühen 18. Jahrhundert in der Kirche St. Peter am Perlach entstand, zeigt die Madonna beim Lösen von Knoten eines weißen Bandes, das von Engeln gehalten wird. "Angesichts der wirren, verwickelten Lage unserer Welt ist das Bild der Knotenlöserin in erstaunlicher Weise lebensnah", befand der Feldkircher Diözesanbischof in Gedanken zum ausklingenden Marienmonat Mai, die am Donnerstag auf der Homepage seiner Diözese veröffentlicht wurden.
Die auf dem Bild von Maria gelösten Knoten stünden für die Verwicklungen und Verknotungen des Lebens, erklärte Elbs, der selbst auch Psychotherapeut ist. Konkret seien dies etwa "der Streit in der Familie, die Ehekrise, die Sorge um den Arbeitsplatz, Kränkungen und Beschimpfungen". Knoten würden das Leben abschnüren und verkümmern lassen, machten es dabei "blutleer und kraftlos", könnten zugleich aber auch "verbinden, was zerrissen ist" und eine Schnur an ehemaligen Bruchstellen markieren und zugleich stärker machen. Am besten lösten sich die Knoten und Probleme des Lebens "durch Gespräch und gegenseitiges Wohlwollen, mit Ehrlichkeit, Zuversicht und Gottvertrauen".
Wichtig sei, "die Knoten im eigenen Leben nicht auszublenden oder zu verdrängen", betonte Elbs. "Die eigene Schwachheit, die Misserfolge, die Wendungen und Brüche in unseren Lebensläufen haben nicht nur Platz, sondern manchmal vielleicht auch ihren Sinn." Das Bild der Knotenlöserin verdeutliche jedoch auch, "dass in all den Lebensknoten Gott am Werk ist". In Maria stehe er dem Menschen bei und helfe, "dass uns der Knopf aufgeht und wir mit Freude und Vertrauen weitergehen können". Es entlaste zu wissen, "dass jemand da ist, der das verknotete Band in die Hand nimmt und es mit Geduld, Konzentration und Gefühl entwickelt."
Das barocke "Knotenlöserin"-Bild wurde um 1700 vom Augsburger Patrizier Hieronymus Ambrosius Langenmantel als Dank für die Rettung seiner Ehe gestiftet. Gemalt hat es vermutlich Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705). Es gilt als ein Lieblingsbild von Papst Franziskus, der bereits vor seiner Papst- und Bischofszeit in Argentinien Kopien davon erstellen ließ und diese zu Zielen von Wallfahrten machte. Lange Zeit dachte man, Franziskus habe das Motiv bei seinem Studienaufenthalt in Deutschland 1986 persönlich gesehen, bis er 2017 in einem Interview klarstellte, er sei noch nie in Augsburg gewesen. Er kenne die "Knotenlöserin" vielmehr dank einer Ordensschwester, die ihm einmal zu Weihnachten eine Grußkarte mit der Darstellung geschickt habe.
Besonders nach der Papstwahl von 2013 fand die Mariendarstellung weltweit Verbreitung. Im Vorjahr bekam Franziskus von der Diözese Augsburg eine hochwertige Kopie des Bildes geschenkt, woraufhin er dieses zum Zentrum einer weltweiten Gebetsinitiative zur Beendigung der Corona-Pandemie machte. Eine kleine goldene Krone, die der Papst aus diesem Anlass für das Bild erstellen ließ, wurde am Mittwochabend vom Augsburger Bischof Bertram Meier in der Kirche St. Peter am Perlach in der Nähe des Gnadenbildes am Tabernakel befestigt. Doch auch die Marienkapelle im nahe der österreichischen Grenze gelegenen Schweizer Ort Riet bei Altstätten sowie die bereits 1989 vom Maler Franz Weiss gestaltete Dorfkapelle von Tregist bei Voitsberg (Steiermark) zeigen Darstellungen der farbenfrohen "Knotenlöserin".
Quelle: kathpress