Kothgasser 85: Geburtstagsfeste und erneuter Umzug nach Salzburg
Mit Festgottesdiensten in seinen früheren Bischofsstädten begeht Erzbischof Alois Kothgasser in den kommenden Tagen seinen 85. Geburtstag. Der am 29. Mai 1937 geborene Salesianer Don Boscos leitete von 2003 bis 2013 die Erzdiözese Salzburg und zuvor 1997 bis 2002 die Diözese Innsbruck. Sein Nachfolger in der Mozartstadt, Erzbischof Franz Lackner, lädt am Pfingstsonntag (5. Juni, 15 Uhr) zu einem Dankgottesdienst in die Wallfahrtsbasilika Maria Plain. Schon eine Woche zuvor (29. Mai, 10.30 Uhr) findet in Innsbruck einen Dankgottesdienst mit Bischof Hermann Glettler in der Basilika Wilten statt, der zugleich diözesaner Auftakt für die einst von Kothgasser eingeführten "Woche für das Leben" ist.
Der Salzburger Erzbischof Lackner äußerte sich in einer Kathpress übermittelten Stellungnahme "immens dankbar" für das Lebenszeugnis Kothgassers. Seinen emeritierten Vorgänger würdigte Lackner als einen Vorreiter bei einem Thema, das in der katholischen Kirche derzeit im Zentrum der weltweiten Vorarbeiten einer Bischofssynode steht: "Sowohl in der Forschung als auch in der Lehre hat er sich tief mit dem Heiligen Geist befasst; er hat damit ein Thema vorweggenommen, das die Kirche heute wie kaum zuvor beschäftigt: die Synodalität." Kothgasser habe dies "in seinem Wirken als Priester und Bischof stets lebendig bezeugt; sein Leben und die Synodalität greifen ineinander, im Dienst im Kleinen wie im Großen", so der aktuelle Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz.
Der Jubilar selbst erklärte in einem Interview mit der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt" (aktuelle Ausgabe), ihn erfülle der Gedanke an seinen 85. Geburtstag "mit Staunen, mit Dankbarkeit und zugleich mit Neugierde auf das, was kommen wird nach der Vollendung dieses Erdendaseins". Kothgasser ist nach seiner Emeritierung auch weiterhin sowohl in der Erzdiözese Salzburg als auch in der Diözese Innsbruck bei vielen Veranstaltungen präsent und als Aushilfspriester sehr begehrt.
In dem Interview kündigte der emeritierte Erzbischof auch an, dass er einen Umzug nach Salzburg ins dortige Priesterseminar plane. In den vergangenen Jahren lebte Kothgasser im Geistlichen Zentrum der Don-Bosco-Schwestern in Baumkirchen (Tirol).
"Sympathie Gottes vermitteln"
Rückblickend auf seinen bisherigen Lebenslauf erklärte Kothgasser im "Rupertusblatt", er habe nie von Karriere geträumt, "sondern einfach davon, wie ich die Aufgaben meines Lebens so gut wie möglich erfüllen kann". Stets sei es ihm darum gegangen, "die anderen Menschen ernst zu nehmen und durch mein Dasein und Mitgehen die Zuwendung und Sympathie Gottes ein wenig spüren zu lassen".
Als seine schwierigste Zeit bezeichnete der Erzbischof seinen Wechsel von Innsbruck nach Salzburg 2003. "In der jungen Diözese Innsbruck war ich der dritte Bischof, in Salzburg jedoch war ich der 90. Bischof beziehungsweise Erzbischof. Die Umstellung auf den 'Primas Germaniae' oder den 'Legatus Natus', den Stellvertreter des Papstes in deutschen Landen, erschien mir am Anfang eine Schuhnummer zu groß." Angesichts der vielen Herausforderungen damals hätten ihn aber die "große Geschichte der Erzdiözese" wie auch die "hervorragende Mitarbeit vieler im Hirtendienst" ermutigt.
Auch auf seine von Erzbischof Lackner erwähnte intensive Beschäftigung mit dem Heiligen Geist kam Kothgasser zu sprechen. Die dritte göttliche Person habe ihn schon seit dem Studium fasziniert. In Rom sei dann noch das Kennenlernen der Charismatischen Erneuerung dazugekommen. So sei das Pfingstfest für ihn "Jahr für Jahr ein Angelpunkt meines geistlichen Lebens und meiner Verkündigung" geworden sowie schließlich auch das in seiner Amtszeit gestartete Salzburger Loretto-Jugendtreffen. Vom Lebenszeugnis der Menschen werde es abhängen, "wie es unseren Gesellschaften, den Völkern, den Kulturen und Religionen untereinander geht, um den Weg der Wahrheit, der Liebe und des Lebens miteinander und füreinander zu suchen und zu finden", betonte der emeritierte Erzbischof.
Bauernsohn mit Hirtenstab
Alois Kothgasser wurde am 29. Mai 1937 im steirischen St. Stefan im Rosental (Bezirk Feldbach) in eine Bauersfamilie geboren. Mit 18 Jahren trat er bei den Salesianern Don Boscos ein. Die Matura legte er zwei Jahre später am Aufbaugymnasium des Ordens in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) ab und arbeitete zunächst in Schülerheimen. Es folgte das philosophisch-theologische Studium an der Päpstlichen Hochschule der Salesianer in Turin, wo er 1964 zum Priester geweiht wurde. Das Doktoratsstudium absolvierte er an der Päpstlichen Salesianer-Universität in Rom, wo er die letzten Tage des Zweiten Vatikanischen Konzils miterlebte. Er lehrte an derselben Hochschule von 1969 bis 1982 und war dann an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern Professor und von 1982 bis 1988 sowie von 1994 bis 1997 auch Rektor.
Am 10. Oktober 1997 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) Kothgasser zum Diözesanbischof von Innsbruck, die Weihe folgte am 23. November. Genau fünf Jahre später wählte ihn das Dom- und Metropolitankapitel zu Salzburg aus dem von Rom vorgelegten Dreiervorschlag zum neuen Erzbischof. Die Bestätigung des Papstes erfolgte am 27. November, die Amtsübernahme am 10. Jänner 2003 und die feierliche Amtseinführung am 19. Jänner. Sein Wahlspruch lautete: "Veritatem facientes in Caritate" (Die Wahrheit in Liebe tun).
Von Kothgassers Amtszeit schreibt die Erzdiözese Salzburg, sie sei "von großer Verbundenheit mit Gott und den Gläubigen geprägt" gewesen. Der Erzbischof habe sich viel Zeit für die Sorgen und Nöte der Menschen genommen und die Begegnungswochen "Offener Himmel" initiiert, in denen er jährlich in einer anderen Region mit Tausenden Menschen zusammenkam. Der emeritierte Erzbischof förderte die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und den Dialog mit anderen Religionen. Auf seine Initiative startete auch die "Woche für das Leben", bei der über 100 Salzburger Pfarren die Bedeutung des Lebensschutzes von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod bewusst machen. Kothgassers Konflikt mit der damaligen Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, die in den Landeskliniken Abtreibungsambulanzen errichten wollte, was er strikt ablehnte, sorgte österreichweit für viel Aufsehen.
Mann des Miteinanders
In der Österreichischen Bischofskonferenz galt Kothgasser als Mann des Miteinanders und der Versöhnung. Während seiner Jahre als Diözesanbischof war hier zuständig für die Bereiche Liturgie, Priesterseminare, Theologische Fakultäten und Hochschulen sowie für die Laientheologen, gehörte der Glaubens- und Finanzkommission an und vertrat die österreichische Kirche in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz und bei den Theologengesprächen in Mainz. Im Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) war Kothgasser Referatsbischof für Berufungspastoral, zudem gehörte er auch der Gottesdienstkongregation an der Römischen Kurie an. Er war weiters bis 2016 Generalpräsident der Catholica Unio Internationalis und bis 2017 Großprior der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Österreich.
Zahlreiche Auszeichnungen zeigen auf, wie hoch Erzbischof Kothgasser wertgeschätzt wird. Er selbst vergab mit dem diözesanen Amt für Schule bisher sieben Mal - zuletzt erst Anfang Mai - den "Dr.-Alois-Kothgasser-Preis" für herausragende vorwissenschaftliche Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, die im Unterrichtsfach Religion maturiert haben. Seine Autobiografie veröffentlichte Kothgasser 2019 bei Tyrolia unter dem Titel "Mein Leben in Stationen".
Quelle: kathpress