
Kärnten: Katholische Aktion zieht Synoden-Zwischenbilanz
Der von Papst Franziskus weltweit angestoßene "Synodale Prozess" der katholischen Kirche ist in seiner ersten, diözesanen Phase weitgehend abgeschlossen. So auch in Kärnten, wo die Diözese Gurk-Klagenfurt über verschiedene Formate Konsultationen durchgeführt und dabei knapp 2.000 Rückmeldungen eingeholt hat. Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe und Diskussion der Ergebnisse am 2. Juni im Klagenfurter Diözesanhaus (18 Uhr) hat die Katholische Aktion (KA Kärnten) am Wochenende im Stift Ossiach ihre Erfahrungen und Berichte präsentiert, geht aus einer Aussendung vom Mittwoch und einem Beitrag der dieswöchigen Kirchenzeitung "Kärntner Sonntag" hervor. Interpretiert wurden die Ergebnisse dabei vom Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner.
"Der Synodale Prozess ist kein Weg, um Strukturen zu ändern, sondern ein Identifikationsprozess", befand KA-Kärnten-Präsidentin Iris Straßer bei der Veranstaltung. Der Blick auf die eingeholten Meinungen, Beobachtungen und Wünsche sehe sie als ein "Innehalten auf einer Lichtung, um nachzudenken, weiterzugehen". Befragt worden waren Gläubige, Priester, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, jedoch auch der Kirche vollkommen fernstehenden Menschen. Die KA hatte sich mit Austauschtreffen, "Werkstattgesprächen" und Dialogforen sowie einem eigenen Fragebogen in diese Etappe der Vorbereitung der im Herbst 2023 angesetzten Weltsynode in Rom eingebracht und dabei mehrere hundert Menschen erreicht, die Hälfte von diesen unter 30 Jahre alt.
In den Rückmeldungen zeige sich der Wunsch nach einem "klaren Fokus auf beeinflussbare Themen, wie: die Kirche lebendiger gestalten, Fokussierung auf die Kernbotschaften, Jugendthemen wie auch Gleichberechtigung und Toleranz gegenüber allen Menschen", berichtete KA-Geschäftsführer Michael Hallegger. Offen kommuniziert worden seien auch die "heißen Eisen", wie etwa die Weihe von Frauen, das Zölibat, die kirchliche Sichtweise zu (Homo)Sexualität, "jedoch auch die Unglaubwürdigkeit der Botschaft angesichts von Kirchenskandalen", hieß es. KA-Vizepräsident Rudolf Likar sah die Notwendigkeit für eine "nachhaltige und zukunftsorientierte" Kirche, "konkrete Veränderungen" vorzunehmen.
Wieder neu Kirche lernen
Die Kirche müsse in der heutigen demokratischen Kultur "ihre neue Gestalt finden", plädierte der Pastoraltheologe Zulehner für ständige Erneuerung. Problematisch sei, dass Menschen heute in der Kirche - der "Jesus-Bewegung" - wesentlich weniger Entscheidungsmacht und Selbstorganisation fänden als in der Alltagswelt. Eine "theologisch verantwortbare Demokratisierung" sei notwendig, um Entwicklungen zu einem "kulturellen Martyrium, Rückzug aus dem kirchlichen Raum oder innerer Kündigung" entgegenzuwirken, forderte der emeritierte Wiener Theologieprofessor. Auch für Zulehner ist Synodalität keine vom Papst verordnete Strukturreform, sondern vielmehr der Auftrag "lernen wir wieder neu Kirche".
Vor allem eine neue Orientierung am "Ursprung" und eine Überwindung der "Gotteskrise" legte Zulehner der Kirche ans Herz. "Jesus löste eine Bewegung aus zur Neugestaltung der Welt." Kirche sei "für die Welt" und habe nicht den Auftrag, auf den jenseitigen Himmel zu verweisen, "sondern sich in der Gegenwart für einen Himmel auf Erden einzusetzen". Als "Himmel" sei das Reich Gottes zu verstehen, in dem Grundsätze wie Wahrheit, Leben, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden herrschten. Um Jesus nachzufolgen, müssten Christen "randvoll mit diesem Gott, der eine Leidenschaft für den Menschen hat" sein. Wo Kirche sei, müsse Leben aufkommen. Als "krank" bezeichnete Zulehner hingegen eine "Kirche, die nur um sich selbst dreht".
Pfingstnovene zum "Synodalen Prozess"
Im Vorfeld des Pfingstfestes und der Präsentation der diözesanen Konsultationen zum "Synodalen Prozess" hat die katholische Kirche in Kärnten zu einem neuntägigen Vorbereitungsgebet aufgerufen. In der Pfingstnovene wird an verschiedenen Orten der Diözese "für Frieden, für Schöpfungsverantwortung und für eine gute Kirchenentwicklung in unserer Diözese und in der Welt" gebetet, kündigte Bischof Josef Marketz in einer Aussendung vom Mittwoch an. Ermutigen solle dies, besonders auch mit Blick auf den Synodalen Prozess, zu einem "Neubeginn und Aufbruch im Sinne des Heiligen Geistes". Schließlich wolle Gottes Geist nicht, so Marketz, dass alles beim Alten bleibe, sondern vielmehr, "dass wir die Türen öffnen, hinaus gehen, unsere Erfahrungen mit anderen teilen und anderen von Gott erzählen".
Den Auftakt zur Pfingstnovene bildet das Pfingstgebet am kommenden Samstag (28. Mai) um 17 Uhr in der Stiftskirche St. Georgen/Längsee. Die weiteren Orte des Pfingstgebetes sind die Stiftskirche St. Paul im Lavanttal (29. Mai, 18 Uhr), die Pfarrkirche Ebenthal (30. Mai, 18 Uhr), die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Rain/ihpolje (31. Mai, 17.30 Uhr), die Dreifaltigkeitskirche in Wolfsberg (1. Juni, 18.30 Uhr), der Campus Ad Fontes in Eberndorf/Dobrla vas (3. Juni, 20 Uhr) und die Pfarrkirche Villach-St. Josef (4. Juni, 18 Uhr).
Dazwischen findet am 2. Juni um 18 Uhr im Klagenfurter Diözesanhaus die Präsentation der diözesanen Ergebnisse zum "Synodalen Prozess" statt. In deren Anschluss leitet Bischof Marketz um 21 Uhr in der Christkönigskirche ebenfalls ein Pfingstgebet im Rahmen der Novene.
Quelle: kathpress