Caritas startet erstes Wiener "Plauderbankerl"
Nach "Plaudernetz" nun "Plauderbankerl": Mit einer neuen Aktion will die Caritas der Erzdiözese Wien ihr bewährtes Konzept, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, auch in den öffentlichen Raum verlagern. Auf dem St.-Elisabeth-Platz in Wien-Wieden eröffnete Caritasdirektor Klaus Schwertner am Dienstag das erste Wiener "Plauderbankerl": eine besondere Parkbank samt Plakette mit der Aufschrift "Wer hier sitzt, unterhält sich gerne". Prominente Unterstützung für die Initiative gibt es von Moderator und Kabarettist Dirk Stermann. Er verwies darauf, wie wichtig es sei, sich etwas "von der Seele reden" zu können, weil man merke, dass es den Menschen danach oft besser gehe; oft brauche es aber einen Anstoß zum Gespräch.
"Das Plauderbankerl soll dazu einladen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich vorher nicht kannten. Wer sich hier hinsetzt, signalisiert Bereitschaft, zuzuhören", erklärte Caritasdirektor Schwertner im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Caritas, Bezirksvorstehung und Pfarrgemeinde St. Elisabeth haben den Ort gewählt, weil es durch Bäume, Schatten und einen Spielplatz bereits einen belebten Raum vor der St.-Elisabeth-Kirche gibt und er sich deshalb für diesen Zweck anbietet.
"Die Botschaft lautet auch: kopieren erlaubt", betonte Schwertner: "Wir wünschen uns, dass viele Menschen sich melden, andere Bezirke, Pfarren, Vereine, Initiativen, die sagen, sie hätten auch gerne bei sich im öffentlichen Raum so ein Plauderbankerl aufgestellt." Ein mögliches Ziel sei, "Plauderbankerl" über die ganze Stadt Wien verteilt zu etablieren, "vielleicht sogar in ganz Österreich", unterstrich Schwertner. Ein erstes "Plauderbankerl" gibt es auch im niederösterreichischen Purkersdorf.
Kirche wichtig für Vernetzung
Zwischen Schule, "Bücherschrank" und Kirche gehen täglich viele Hundert Menschen über den St.-Elisabeth-Platz, berichtete Pfarrer Gerald Gump im Gespräch mit Kathpress. "Da mitten hinein diesen kleinen Anstupser zu geben, ist eine riesige Chance, weil die Tatsache, dass Menschen da sind, reicht ja noch nicht aus, dass sie miteinander reden." Die Kirche sieht er an diesem Ort durch ein florierendes Pfarrleben mit Jungscharstunden und Seniorenrunden als "wichtigen Player".
Gegen Einsamkeit
Das "Plauderbankerl" hat bereits ein erprobtes Vorzeigeprojekt im Telefonnetz: das von der Caritas initiierte "Plaudernetz". Aus diesen durchschnittlich 30 Minuten langen Gesprächen gingen viele Menschen so hinaus, dass man Gemeinsamkeiten finden, gemeinsame Sorgen, aber vielleicht auch gemeinsame Interessen oder Hobbys teilen kann, berichtete Caritasdirektor von den Erfahrungen mit dem "Plaudernetz". "Und, dass man aus dem Gespräch mit einem guten Gefühl hinausgeht, nämlich, dass man mit einer wildfremden Person sich ein Stückchen näher gekommen ist und man sich gar nicht mehr so fremd ist."
Es gehe darum, "ein Thema sichtbar zu machen, das gerne übersehen und verdrängt wird, weil niemand gerne über sich selber sagt, dass er einsam ist, dass er sich alleine fühlt", so Schwertner. Schon vor der Pandemie hätten 372.000 Menschen angegeben, dass sie niemanden für ein persönliches Gespräch haben. Aktuelle Zahlen aus der Pandemie liegen noch nicht vor, laut Schwertner ist aber davon auszugehen, dass diese Zahl dramatisch gestiegen ist. Diese Zahl stimme nachdenklich, sodass die Caritas reagieren müsse, etwa mit dem "Plaudernetz", der "Hotline gegen Einsamkeit". Unter 05 17 76 100 könne man unkompliziert anrufen. Auch freiwillig mitarbeiten als Gesprächspartnerin oder Gesprächspartner sei unkompliziert und ortsunabhängig, nach einer Anmeldung unter www.plaudernetz.at möglich.
Diesen Schritt, aufeinander zuzugehen, unterstützt auch die Wiedner Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl. Sie ergänzte: "Wir alle haben während der Pandemie gemerkt, wie wichtig soziale Kontakte für uns sind. Initiativen wie das Plauderbankerl ermutigen Menschen miteinander ins Gespräch zu kommen."
Quelle: kathpress