Caritas fordert Maßnahmen gegen die Teuerungen
Die Caritas macht auf die aktuellen Teuerungen aufmerksam und fordert von der Politik einen "sozialen Rettungsschirm", um der Rekordinflation entgegenzutreten. "Wir müssen jetzt alles daran setzen, das soziale Netz in Österreich armutsfest zu machen", betonte Caritas-Präsident Michael Landau bei einem Pressetermin am Freitag in einer Caritas-Lebensmittelausgabe in der Wiener Pfarre Alt-Ottakring.
Einmalzahlungen wie Teuerungs-, Energiekostenausgleich seien zu wenig, vielmehr sei es "ein Gebot der Gerechtigkeit, zentrale Sozialleistungen an die Inflation anzupassen", denn die Inflation schlage auch nicht einmalig zu, sondern bei jedem Einkauf und jeder Rechnung aufs neue, zeigte sich der Caritas-Präsident überzeugt. Zentrale Forderungen der Caritas seien auch die Reform der Sozialhilfe neu und des Familienbonus, eine jährliche Valorisierung von Sozialleistungen und eine Arbeitsmarktreform sowie die dauerhafte Erhöhung der Nettoersatzrate auf ein existenzsicherndes Niveau.
Während die Menschen immer weniger zum Leben haben, verzeichne der Staat Mehreinnahmen, der Finanzminister könne sich über Rekordeinnahmen freuen, so Landau. Dass sich Österreich einen armutssicheren Sozialstaat nicht leisten könne, sei deswegen eine Ausrede, zeigte er sich überzeugt, vielmehr könne man sich einen nicht funktionierenden Sozialstaat nicht leisten. Die Teuerungen seien "bei den Menschen voll angekommen", berichtete auch Klaus Schwertner, geschäftsführender Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Die Inflation sei so hoch, wie seit 40 Jahren nicht mehr. Umso unverständlicher sei es, dass die Sozialleistungen nicht jährlich entsprechend valorisiert werden.
"Die Schlangen werden länger"
Auch in den 15 Wiener Lebensmittelausgabe der Caritas "LE+O" merke man einen stark gestiegenen Bedarf. "Die Schlangen werden länger", berichtete Schwertner. Das ließe sich auch durch Zahlen belegen: Habe die Caritas 2021 noch 17 Tonnen Lebensmittel pro Woche ausgegeben, so seien es jetzt 24 Tonnen. Auch er appellierte an die Regierung, "einen Rettungsschirm" über Armutsbetroffene zu spannen.
In Wien brauche es weiterhin Unterstützung, um den steigenden Bedarf an Lebensmittelausgabestellen zu decken, so Schwertner. Zum einen seien Lebensmittelspenden, insbesondere solche mit langer Mindesthaltbarkeit, weiter notwendig. Auch Geldspenden, etwa um Logistik, Treibstoff für Lieferwägen u.a. zu bezahlen, würden benötigt. Zum anderen suche man weiterhin nach freiwilligen Helfern, um der steigenden Kundenzahl gerecht zu werden. Zudem sei man derzeit auf der Suche nach einer zusätzlichen Ausgabestelle. Diese müsste zentral gelegen und über ausreichend Platz, etwa zur Lagerung, verfügen, so Schwertner.
30 Prozent mehr Beratung
Von stark steigenden Beratungen in den Wiener Caritas-Sozialberatungen berichtete Doris Anzengruber, Leiterin der Sozialberatung Wien. Diese habe sich im Vergleich zum vorigen Jahr um 30 Prozent erhöht. "Die Menschen erzählen mir, dass sie am Ende des Monats nicht mehr wissen, was sie mit dem wenigen Geld, das noch übrigbleibt, zuerst tun sollen - Miete und Stromrechnung zahlen, den Kindern Schulsachen kaufen, oder doch den Kühlschrank mit dem Nötigsten befüllen."
Den Klientinnen und Klienten stünden nach Abzug aller Fixkosten 7, 50 Euro pro Tag zur Verfügung. Ein starker Anstieg bei der Ausgabe sogenannter "LE+O"-Ausweise sei die Folge, dieser berechtige zum Bezug sehr günstiger Lebensmittel- und Hygieneartikelpakete in den Wiener Standorten, sowie zu individueller und kostenloser Sozialberatung. Um diesem Anstieg etwas entgegenzusetzen, brauche es nun dringend Reformen, die langfristig wirken und gleichzeitig die freiwillige Hilfe vieler engagierter Menschen, betonte Caritas-Präsident Landau abschließend. (Spenden: www.caritas-wien.at/spenden-helfen)
Quelle: kathpress