28. Solidaritätspreis der Diözese Linz vergeben
Am Montagabend wurde in den Redoutensälen Linz der 28. Solidaritätspreis der Diözese Linz verliehen. Der Preis holt Menschen vor den Vorhang, die ihre Verantwortung für die Gesellschaft auf besondere Weise wahrnehmen. Die heurigen Preisträger sind der Entwicklungshilfeverein "Eine Welt St. Magdalena", die Gruppe "SOS Balkanroute Sammelaktionen OÖ", der Verein "Rollende Engel Wels", das "Kleiderkammerl Bad Ischl", das "Team Nächstenliebe Jugendzentrum Plateau" in Leonding, Anna Wall-Strasser aus Gallneukirchen, Roman Rubasch aus Wolfern, Ulrike und Günther Schuste aus Linz sowie Peter Zuber aus Alkoven.
Weiters hat sich die Jury für einen Anerkennungspreis für die Ukrainische Gemeinde in Linz ausgesprochen. Die Ukrainisch-griechisch-katholische Gemeinde nimmt seit dem Angriff auf die Ukraine geflüchtete Menschen auf und begleitet sie bei ihrer Ankunft in Oberösterreich. Der Krieg in der Ukraine war bei der Einreichfrist zum Sozialpreis noch kein Thema. Seitdem haben sich aber unzählige Initiativen solidarisch mit der ukrainischen Bevölkerung gezeigt. Beispielhaft wurde deshalb die Ukrainisch-griechisch-katholische Gemeinde in Linz ausgezeichnet.
Die Gemeinde zählte bis zum russischen Angriff auf die Ukraine rund 50 Leute. Durch die Menschen auf der Flucht ist nicht nur die Gemeinde sprunghaft gewachsen, sie wurde auch zur Anlaufstelle für Hilfe jeder Art. Die Gemeindemitglieder helfen ihren Landsleuten mit Information und Beratung für alle Lebensbereiche. Eine Samstagsschule unterstützt beim Deutschlernen und der sozialen Integration, die Eltern werden währenddessen psychologisch betreut. Tonnenweise Sachspenden werden in die Ukraine transportiert. Die Ukrainische Gemeinde gibt den Neuangekommenen, die alles zurücklassen mussten, Halt, Sicherheit und ein Stück Hoffnung.
Wie der ukrainische Generalvikar Yuriy Kolasa bei der Preisverleihung sagte, seien in Österreich bereits 70.000 Ukrainer, davon 88 Prozent Frauen und Kinder, offiziell registriert, "und täglich kommen weitere hinzu". Er wolle allen Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern für ihre Solidarität, ihr Mitgefühl und die Verbundenheit danken, "die wir hier in diesem Land immer noch erleben". Die Welle der Solidarität, die spontan in ganz Österreich entstanden ist, "berührt unsere Herzen und stärkt in uns die Hoffnung, dass die österreichische Gesellschaft immer ein herausragendes Zeugnis der grundlegenden Werte von Solidarität, Miteinander, Gemeinschaft und Rücksichtnahme geben wird".
Scheuer "Beziehungen auf Augenhöhe"
Die Verleihung der Preise nahmen Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer und Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer vor. Er sei überzeugt, so Bischof Scheuer in seinem Grußwort, "dass eine solidarische Gesellschaft nur funktioniert, wenn es Beziehungen auf Augenhöhe und verlässliche Unterstützung gibt". Kirchlich sei diese Anwaltschaft zum Teil institutionalisiert, wie durch das so wichtige Instrument der Caritas, sie werde aber auch von den Pfarrgemeinden - mit der Pfarr-Caritas -, kleinen Initiativen und vor allem von konkreten Menschen getragen. Und der Bischof fügte hinzu: "Niemals dürfen wir uns immun machen gegen die Not anderer."
Der Gedanke, "dass ich mir von der Gesellschaft etwas erwarten darf, muss damit verbunden sein, dass ich selbst etwas einbringe", so Landeshauptmann Stelzer. Es sei beeindruckend, wie viele Menschen sich engagieren. Aber man dürfe die Freiwilligkeit auch nicht überbeanspruchen. "Es muss eine starke staatliche Solidarität geben, da muss man auch immer wieder nachbessern und die solidarischen Netze verdichten", mahnte Stelzer ein.
Soziallandesrat Hattmannsdorfer ergänzte: "Gerade ein wirtschaftlich starkes Bundesland wie Oberösterreich hat eine umso größere Verantwortung für jene Menschen, die unsere Unterstützung brauchen." Solidarität sei aber nie nur eine Aufgabe des Staates. Wie man am Solidaritätspreis sieht, würden die vielen Landsleute und Vereine eine besondere Verantwortung wahrnahmen und tatkräftig dazu beitragen, "dass wir in Oberösterreich eng zusammenhalten".
"Gerechtigkeit ist die Mutter des Friedens. Dieser Satz kann in diesen Tagen nicht oft genug gesagt werden und der Auftrag, sich dafür konkret einzusetzen, gilt vor allem auch allen Religionsgemeinschaften", hob Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl in ihren Begrüßungsworten hervor. Soziale Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass alle das Gleiche bekommen sollen, sondern das, was der Person am besten zum guten Leben hilft. Dazu gehöre die Anerkennung der gleichen Würde jedes Menschen und die Chancengleichheit. Immer geht es auch um Hilfe zur Selbsthilfe.
Vielfältige Sozialprojekte
Der Entwicklungshilfeverein "Eine Welt St. Magdalena" unterstützt sei 34 Jahren Bauprojekte und Studierende in Kolumbien und Uganda und leistet durch intensiven Kontakt zu den Projektpartnern vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe. Die Gruppe "SOS Balkanroute Sammelaktionen OÖ" hat sich der humanitären Hilfe für geflüchtete Menschen verschrieben, die an den EU-Außengrenzen feststecken. Der Verein "Rollende Engel Wels" erfüllt Menschen, die durch schwere Krankheit dem Tod nahestehen, ihre letzten Wünsche.
Die Initiative "Kleiderkammerl Bad Ischl" vereint Nachhaltigkeit und Soziales: Fünf junge Frauen sammeln und verkaufen Second Hand-Mode für den guten Zweck. Das "Team Nächstenliebe Jugendzentrum Plateau" in Leonding unterstützt seit Beginn der Coronakrise Familien in prekären Lebenssituation mit Lebensmittelpaketen.
Die Theologin Anna Wall-Strasser aus Gallneukirchen erhebt ihre Stimme für Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit und setzt viele Impulse für Benachteiligte in der Gesellschaft. Pfarrgemeinderatsobmann Roman Rubasch aus Wolfern sorgt in seiner Gemeinschaft für eine solidarische Pfarrgemeinde und eine aktive Willkommenskultur. Das Ehepaar Ulrike und Günther Schuster aus Linz hält mit seinem beherzten Einsatz bei den "Österreichischen Freunden von Yad Vashem" die Erinnerung an die Shoah wach und Peter Zuber aus Alkoven wurde für sein Lebenswerk geehrt: Seit Jahrzehnten initiiert er Unterstützungsprojekte für obdach- und wohnungslose Menschen.
Der Solidaritätspreis wurde heuer zum 28. Mal verliehen. Ursprünglich von der Kirchenzeitung der Diözese Linz ins Leben gerufen, wurde der Preis heuer zum ersten Mal im Namen der gesamten Diözese vergeben. Eine Jury aus Vertretern der Diözese Linz und des Landes Oberösterreich wählte die Preisträger aus. Das Preisgeld in der Höhe von 12.500 Euro wurde unter den Preisträgern aufgeteilt.
(Infos: www.dioezese-linz.at/solidaritaetspreis)
Quelle: kathpress