Polak zur Kirchenreform: "Geduld darf man nicht überstrapazieren"
"Eine bahnbrechende Kirchenrevolution wird nicht stattfinden, aber irgendetwas muss passieren." Diese Einschätzung äußerte die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak mit Blick auf den vom Papst für die Weltkirche ausgerufenen und in Österreichs Diözesen zu Zwischenergebnissen gelangten Synodalen Prozess. Die in jeder Diözese gebündelten und am Palmsonntag an die Bischofskonferenz gesendeten Meinungserhebungen über den künftigen Weg der Katholischen Kirche hätten Reformwünsche gerade beim Thema Frauen und Kirche ergeben. "Insgesamt fand ich das alles erstaunlich friedlich, nicht aggressiv", sagte Polak der "Presse am Sonntag" (15. Mai). Es sei viel Geduld da. Freilich: "Geduld darf man nicht überstrapazieren. Geduld darf man gerade in einer Leitungsfunktion nicht missbrauchen."
Die an der Universität Wien lehrende Vorständin des Instituts für Praktische Theologie gehört - wie auch Erzbischof Franz Lackner, Pastoral-Bischof Josef Marketz, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka und die Tiroler Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb - dem nationalen Synodenteam an, das aus allen diözesanen Eingaben den Entwurf einer österreichweiten Synthese vorbereitet. Diesen werden die Bischöfe bei ihrer Sommervollversammlung im Juni in Mariazell diskutieren und nach der Endredaktion bis 15. August im vatikanischen Generalsekretariat der Synode einbringen.
"Synodalität ist dem Papst ein Riesenanliegen", betonte Polak. Der weltkirchliche Prozess solle den Boden bereiten, Konflikte konstruktiv auszutragen. "Denn es werden noch innerkirchliche Konflikte auf uns zukommen müssen", ist sich die Theologin im Klaren. Rufe nach einer Gleichstellung der Frauen seien in Österreich "allerorts laut" geworden, hieß es in der "Presse". Und das "unter den Kirchen-Treuen", also den bezahlten oder unbezahlten Mitarbeiterinnen und einfachen Mitgliedern.
Frauenthema "trifft ins Herz der Kirche"
"Die Erfahrung, dass die Kirche Frauen ausgrenzt, trifft in das Herz der Kirche", merkte Polak dazu an. Die Kirche habe die Arbeiter verloren, dann die Jungen und nun langsam auch die Frauen, skizzierte die auch religionssoziologisch Forschende die Säkularisierungswellen der vergangenen Jahrzehnte. Gerade gebildete junge Frauen sähen sich besser in zivilgesellschaftlichen Organisationen aufgehoben. Frauen litten, so die Wiener Diözesan-Zusammenfassung, unter den patriarchalen Strukturen so sehr, "dass sie teilweise auch an Gott selbst zweifeln, sich in ihrer Religionsausübung gelähmt fühlen".
Es gebe zwar auch vieles andere, was an der Kirche stört, wie die Beauftragte der Bischofskonferenz ausführte. Polak nannte die oft unverständliche Liturgiesprache, den Wunsch nach "weniger Hierarchie" und mehr Mitsprache, größeres Augenmerk auf Themen wie Klimawandel, Migration, Soziales. Dominant seien jedenfalls innerkirchliche Themen, besonders aktive Katholiken erlebten sie als Hindernis. "Da gibt es großen Gesprächsbedarf", und die Kirche könne ihre Aufgabe in der Gesellschaft nur eingeschränkt wahrnehmen, so Polak. Deren Verantwortungsträger müssten darauf spürbar reagieren. "Sonst war das Ganze eine Beschäftigungstherapie, mit der man die nächste Runde vergrault."
Quelle: kathpress