Dom Museum Wien: Krieg verschärft Thema Wohlstandsgefälle
In der aktuellen Sonderausstellung "arm & reich" im Dom Museum Wien geht es um die "soziale Frage", die seit der Antike gestellt werde und ungebrochen aktuell sei. Wie Direktorin Johanna Schwanberg feststellte, verschärfe sich mit dem Ukraine-Krieg die Lage noch einmal mehr "und die Schere wird noch weiter aufgehen". Die Kunsthistorikerin äußerte sich in einem "Gespräch im Herzen der Ausstellung" mit Erich Fenninger, dem Direktor der Volkshilfe, und Helene Kanta, Vorstandsdirektorin des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, über das die aktuelle Ausgabe des "Volkshilfe Magazin für Menschen" berichtet.
Das Dom Museum Wien sehe es als eine Aufgabe, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten, um das Wohlstandsgefälle zu verkleinern, wie Schwanberg sagte: "Wir sind uns bewusst, dass wir mit unserer Ausstellung 'arm & reich' nicht unmittelbar verändernd wirken können", wie das Fenninger und Kanta mit Ihren Institutionen gerade täten. "Aber dennoch glaube ich ganz stark an die Macht der Kunst, mit ihr Augen zu öffnen." In der im November eröffneten und noch bis 28. August dauernden Ausstellung würden auch Kinder-, Frauenarmut und dem zugrunde liegende Machtverhältnisse thematisiert.
Als Direktorin eines Museums, "das einen starken sozialen Hintergrund hat", vertrete sie die Überzeugung, "dass sich Ethik und Ästhetik sehr gut ergänzen" - gerade in so schwierigen Zeiten wie derzeit, so Schwanberg. Eine Ausstellung wie die laufend sei auch ein guter Ort, um mit Kindern und mit Erwachsenen darüber zu reden, wie es zu Armut und Ungleichheit kommt.
Erich Fenninger, kurz vor dem Museumsbesuch aus der Ukraine zurückgekehrt, meinte, Ungleichheit habe es in jeder Epoche gegeben. Laut einer aktuellen Oxfam-Studie gebe es derzeit acht Menschen, die so viel Vermögen haben wie 50 Prozent der Weltbevölkerung. Der Volkshilfe-Direktor nannte das "obszön und unverantwortlich von der Ökonomie und von der Politik". Helene Kanta sagte, dieses Macht- bzw. Ohnmachtsgefälle lasse sich nicht zur Gänze beseitigen; wohl aber könne jeder einzelne einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit leisten. Die Volkshilfe kooperiert seit vielen Jahren mit der "Wiener Städtischen" in vielen sozialen Themen, allen voran in der Kinderarmutsbekämpfung, heißt es im Magazin.
Ein Ort aktueller Diskurse
Die bereits fünfte, Epochen übergreifende Sonderschau "arm & reich" mit Werken von Dürer, Rembrandt, Grosz, Staeck u.a. seit der umbaubedingten Neueröffnung des Dom Museums Wien 2017 reiht sich nahtlos in den Anspruch bisheriger Ausstellungen wie zuletzt "Family Matters" (2019) und "Fragile Schöpfung" (2020) ein: Das kirchliche Haus am Stephansplatz wolle "sich als Ort aktueller Diskurse positionieren, wo auf Themen gesetzt wird, die sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte ziehen, gerade heute aber besonders verhandelnswert sind", wie Schwanberg betonte.
Dazu bietet das mit dem Österreichischen Museumspreis 2020 ausgezeichnete Haus am Stephansplatz eine Reihe von Begleitveranstaltungen. Am Donnerstagabend, 2. Juni, ist ein Gespräch zwischen Johanna Schwanberg und dem Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister über die sozioökonomischen Folgen von Pandemie und Krieg geplant. Schulmeister werde analysieren, "was in der Geschichte wo und wann funktioniert hat, um Ungleichheit zu bekämpfen, und schöpft aus diesen Erkenntnissen Perspektiven und Ideen für Gegenwart und Zukunft", heißt es in der Ankündigung. Die Teilnahme an dem "DOMerstag"-Gespräch ist kostenlos, die Teilnehmendenzahl allerdings begrenzt. (Info: https://dommuseum.at)
Quelle: kathpress