Katholische Frauen pochen auf mehr Beteiligung an Seelsorgearbeit
Den vermehrten Einsatz von Frauen in Leitungsfunktionen der Kirche sowie in der Seelsorgearbeit fordert die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö). Im Kirchengesetz seinen schon jetzt Möglichkeiten für die Mitarbeit von Frauen in der Pastoral vorgesehen, "aber noch nicht in allen Diözesen so umgesetzt", sagte die Vorsitzende des katholischen Frauenverbandes, Angelika Ritter-Grepl, am Sonntag im ORF-Religionsmagazin "Orientierung". Die Frauen in der katholischen Kirche in Österreich würden das zunehmend einfordern, kündigte die kfbö-Vorsitzende an: "Weil wir dazu bereit sind, weil wir dazu ausgebildet sind und weil wir pastoral auch wirken können und wollen."
Generell befinde sich die heimische Kirche in diesen Fragen bereits "auf einem guten Weg"; Frauen könnten sich schon jetzt in vielen Bereichen und auch sehr verantwortungsvollen Leitungspositionen einbringen. "Und das wird zunehmend mehr werden", zeigte sich Ritter-Grepl überzeugt. Dennoch teile sie die Sorge, dass besonders junge Frauen der Kirche den Rücken kehren. "Daher ist es besonders wichtig, große Zeichen und Signale zu setzen, dass Frauen in der Kirche willkommen sind und dass Frauen in der Kirche Wirkungsbereiche haben, wo sie wichtig sind, wo sie eingesetzt werden - und vor allem, wo sie geschätzt werden."
"Frauen in der Kirche" Thema Nummer eins
Mit einer Gruppe Verantwortungsträgerinnen der Kirche in Österreich hatte sich die kfbö-Vorsitzende in den vergangenen Tagen zu Gesprächen im Vatikan aufgehalten. Bei den Begegnungen mit hochrangigen Vertreterinnen mehrerer Kurienbehörden ging es vor allem um die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Verantwortung von Frauen in der Kirche. Am Rande der Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz traf die von Österreichs "First Lady" Doris Schmidauer begleitete Gruppe auch den Papst. Franziskus übergaben die Frauen dabei nicht nur die Kopie einer Ikone, die die Heiligen Petka und Marina als "priesterliche" Figuren zeigt, sondern auch Anliegen einer Kirchenreform im Sinne von Geschlechtergerechtigkeit.
Bei den Befragungen im Rahmen des Synodalen Prozesses sei praktisch in allen Diözesen in Österreich das Thema Frauen in der Kirche und Leitungsverantwortung in der Kirche die Nummer eins ist bei den Anliegen, sagte kfbö-Vorsitzende Ritter-Grepl im Interview der ORF-"Orientierung". Dies habe die Frauen-Delegation dem Papst bei der Begegnung am Petersplatz mitgegeben.
"Positiv überrascht" vom Vatikan
Von den Gesprächen in Rom zeigte sich Ritter-Grepl "sehr, sehr positiv überrascht"; die Thematik Frauen und Geschlechtergerechtigkeit sei "im Vatikan angekommen". Beeindruckt äußerte sich die kfbö-Vorsitzende etwa über die Begegnung mit der italienischen Ordensfrau Alessandra Smerilli, die dem dreiköpfigen Leitungsteam des vatikanischen Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen angehört. "Schwester Smerilli hat Forderungen erhoben für die gesamte katholische Kirche, die wir als Katholische Frauenbewegung in den letzten Jahrzehnten immer wieder laut geäußert haben. Und jetzt werden diese Forderungen aus dem Vatikan erhoben. Das ist sehr motivierend", hielt Ritter-Grepl fest.
Lob von der kfbö-Chefin gab es diesbezüglich auch für den Papst selbst. Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche sei ein weltweites Thema, so Ritter-Grepl: "Besonders die Ernennungen von Frauen in Leitungsfunktionen der letzten Zeit durch den Papst sind ein Zeichen dafür, dass Franziskus wirklich dieses Thema der Förderung von Frauen in seine eigenen Hände genommen hat." Dadurch gebe der Papst Frauen die Möglichkeit, ihre Sichtweise einzubringen und für Frauen wirksam zu werden.
Quelle: kathpress