
"Pax Christi Österreich" fordert "Aktualisierung" der Neutralität
Die Österreich-Sektion der katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" fordert unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine eine "Aktualisierung" der österreichischen Neutralität. Zu den Bestrebungen, die heimischen Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen, warnte Pax Christi Österreich in einer Aussendung am Donnerstag vor dem Kurzschluss, allein höhere Militärausgaben könnten Österreich mehr Sicherheit garantieren: "Landesverteidigung darf nicht auf militärische Mittel reduziert werden." Österreich solle seine geopolitische Lage dazu nutzen, seine Neutralität "in Form einer neuen, viel breiter aufgestellten Form der Landesverteidigung" zu realisieren, betonte Pax Christi.
Es sei gut, dass der Großteil der österreichischen Bevölkerung für ein Beibehalten der Neutralität eintritt. Dafür greife es zu kurz, mehr als bisher in das Bundesheer zu investieren. "Setzten wir unser Vertrauen vorrangig auf militärische Sicherheit, müsste unser Land der NATO beitreten", erklärte die Friedensbewegung. Wichtig sei auch wirtschaftliche Landesverteidigung, die aktuell bedeute, sich so rasch wie möglich von der Abhängigkeit vom russischen Gas zu lösen. Nötig mache dies nicht zuletzt auch der Schutz des Weltklimas.
Österreich habe weiters die Chance, "vorbildhaft Formen der sozialen Verteidigung und des gewaltfreien Widerstands als Alternative zur militärischen Gewalt auszubauen", so die Friedensfachleute. Die entsprechende Ausbildung dazu sollte auch über Schulen und Universitäten als Teil der geistigen Landesverteidigung etabliert werden. Auf allen Ebenen gelte es, aktive Friedensarbeit glaubwürdig auszubauen. Dazu gehört laut Pax Christi auch die Einrichtung ziviler Friedensdienste sowie eine deutliche Erhöhung der Entwicklungshilfe.
Und: Als neutrales Land müsse Österreich auch in der Aufnahme von Flüchtlingen in Europa vorbildhaft vorangehen und sich die mahnenden Worte von Papst Franziskus zu Herzen nehmen, der es als "Rassismus" brandmarke, wenn Flüchtlinge nach ihrer Herkunft unterschieden werden.
Langfristige Folgen des Krieges beachten
Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine sieht Pax Christi Österreich auch die Aussage in der Papst-Enzyklika "Fratelli tutti" bestätigt, dass "Krieg ein Versagen der Politik und der Menschheit" sei. Die Organisation verwies auf Millionen Geflüchtete, Tausende getötete Zivilpersonen und Soldaten und "ein Übermaß an Zerstörungen in der ganzen Ukraine".
Pax Christi bestritt nicht das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung, "denn der moralische Unterschied zwischen Angreifer und Verteidiger darf nicht verwischt werden". Die kirchliche Friedensbewegung wolle aber vor allem die langfristigen Folgen dieses Krieges in den Blick nehmen "und dazu auffordern, sich nicht von diesem Krieg in jene gefährliche Haltung treiben zu lassen, die glaubt, nur durch militärische Rüstung Sicherheit erreichen zu können".
Quelle: kathpress