Synodaler Prozess: Diözese Innsbruck präsentiert Umfrageergebnisse
Im Zuge des weltweiten kirchlichen Synodalen Prozesses hat nun auch die Diözese Innsbruck die Ergebnisse ihrer Befragung der Gläubigen öffentlich gemacht. Ein 15-seitiges, auf der Website der Diözese (www.dibk.at/Themen/Synode-2021-2023) abrufbares Dokument zeigt dabei auf, wo Synodalität bereits gelebte Realität darstellt und wo diese noch verstärkt werden sollte. Tatsächlich zeigt das Papier eine große Bandbreite an kirchlichen Erfahrungen, die Kritik in Form der bekannten "Heißen Eisen-Themen" wie Zölibat, Frauenpriestertum und mangelnde Laienbeteiligung ebenso enthält wie Lob für Gestaltungsmöglichkeiten und starkes Engagement auf pfarrlicher Ebene oder bei einzelnen Verantwortungsträgern.
Etwa 2.000 Personen haben sich laut Diözese an der Umfrage beteiligt und über 1.000 Stellungnahmen eingebracht. Zu Wort gemeldet hätten sich sowohl Personen und Gruppen mit hoher kirchlicher Bindung als auch Personen und Gruppen, die der Kirche eher Fernstehen. Unter den Eingaben waren - nicht zuletzt durch aufbereitete Materialien für den Religionsunterricht - auch Eingaben von 500 Schülerinnen und Schülern sowie als stärkste Gruppe rund 900 Rückmeldungen aus der Gruppe der 50- bis 60-Jährigen.
Faktoren des Gelingens und Misslingens
Schonungslos benennt das Papier dabei u.a. Faktoren, die das Gelingen von kirchlicher Gemeinschaft, von Teilhabe und Wahrnehmung der kirchlichen Sendung verhindert. Dazu zählen u.a. kirchliche Hierarchien und Klerikalismus, eine Mentalität der "Verhinderung", die in manchen Pfarren und Gemeinschaften existiere, bis hin zu mangelnder Geschlechtergerechtigkeit und einem anhaltenden gesellschaftlichen Bedeutungsverlust von Kirche insgesamt. Vermisst werde zudem eine "Geh-hin-Seelsorge", d.h. ein bewusstes kirchliches Zugehen auf Menschen.
Zugleich betont das Papier jedoch, dass gerade auf pfarrlicher Ebene Kirche oftmals als Ort gelingender Teilhabe und Beteiligung erfahren werde. Der Schlüssel dazu sei "die persönliche Beziehung, Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit sowie das Vertrauen und die Unterstützung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern".
Eine anfängliche Skepsis im Blick auf den Synodalen Prozess sei inzwischen einem breiten Interesse und einem neu erwachten Interesse an der Entwicklung einer zukunftsfähigen Kirche gewichen, konstatiert das Papier: "Hier half die Zusage der Diözesanleitung, dass die Diözese Innsbruck bereits jetzt beginnt, die Kirche in Tirol synodaler zu gestalten, indem die Ergebnisse der Umfrage in das diözesane Handeln einfließt." Konkret benennt das Papier sechs "synodale Handlungsziele", in denen das Thema weiter bearbeitet werden soll - dies betrifft u.a. das Pfarrleben, die Jugend, die Personalentwicklung, die partizipative Leitung von Gruppen und schließlich die Zusage zur Zusammenführung der Punkte in einem "diözesanen Strategieprozess".
Gleichsam an Rom bzw. die Weltkirche zurückgespielt werden durch das Papier die "heißen Eisen", die sich nicht auf diözesaner Ebene allein lösen lassen. So bitte man die Weltkirche um Klärung der "als wesentlich erkannten Themen: Stellung und Rolle der Frau in der Kirche und die Frage ihrer Weihezulassung, Geschlechtergerechtigkeit, Erweiterung der Zulassungsbedingungen zum Priestersein durch Freistellung des Zölibats, Neubewertungen im Blick auf die traditionelle Lehre der Sexualmoral, Reformierung und Verteilung kirchlicher Macht und Leitungsverantwortung, kirchenrechtliche Verankerung der Mitentscheidung von Laien, Schaffung neuer weltkirchlicher transparenter synodaler Gremien, offener und ehrlicher Umgang mit Missständen, lückenlose Aufklärung von Missbrauch, größere Transparenz und mehr Aufrichtigkeit bei kirchlichen Entscheidungen und kirchlichem Handeln."
Weiterer Fahrplan: Bischofskonferenz Mariazell
Das nun präsentierte Papier war bereits im Rahmen des österreichweiten Fahrplans am Palmsonntag (10. April) an die Bischofskonferenz übermittelt worden. Derzeit wird eine österreichweite Synthese aller Einreichungen aller Diözesen erarbeitet, die dann im Zuge der Sommervollversammlung der Bischofskonferenz am 21. und 22. Juni in Mariazell begutachtet und diskutiert wird. Dazu wird in Mariazell eigens eine "vorsynodale Beratung der Bischofskonferenz" einberufen. Neben den Mitgliedern der Bischofskonferenz werden jeweils zwei diözesane Verantwortliche für den synodalen Prozess und insgesamt zehn Vertreter österreichweiter Initiativen daran teilnehmen - insgesamt rund 50 Personen.
Danach erfolgt die Endredaktion der österreichweiten Synthese, die bis 15. August im vatikanischen Generalsekretariat der Synode einzubringen ist. Die Synthesen der verschiedenen Bischofskonferenzen wiederum bilden die Grundlage für ein erstes Instrumentum Laboris des Generalsekretariats der Synode sowie den Beginn des Synodalen Prozesses auf kontinentaler Ebene.
Quelle: kathpress