Trauer um kirchlichen Entwicklungshilfe-Pionier Helmut Ornauer
Trauer in der katholischen Kirche herrscht um den am Montag 83-jährig verstorbenen Pionier der kirchlichen Entwicklungshilfe, Helmut Ornauer. Der langjährige Direktor der Koordinierungsstelle (KOO) der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission und ehemalige Vizepräsident der Katholischen Aktion Österreich hat die österreichische Sozial-, Friedens- und Entwicklungsarbeit maßgeblich mitgeprägt. Dabei legte Ornauer großen Wert auf ein bestmögliches Zusammenspiel verschiedener Politikbereiche wie Entwicklungs-, Außen-, Handels-, Währungs- und Landwirtschaftspolitik und kritisierte Versäumnisse der heimischen Politik, aber auch der EU bei der Entwicklungszusammenarbeit. Ornauers Anliegen war auch die Schwerpunktverlagerung der Kirche hin zu einer Kirche der Armen und kulturell "Anderen". Damit verbunden war sein Plädoyer für eine Akzentverschiebung: von der Fürsorge für die Armen zur Ermöglichung von Selbsthilfe, aber auch Inkulturation und interreligiöser Dialog. Er setzte auch Bildungsimpulse, um zu mehr Wissen und Verständnis für andere Teile der Weltkirche zu kommen.
Helmut Ornauer wurde am 19. November 1938 geboren, er studierte in Wien Rechts- und Politikwissenschaften. Von 1966 bis 1969 war er Vorsitzender der Österreichischen Studentenvereinigung der Vereinten Nationen, von 1968 bis 1975 Wissenschaftlicher Sekretär am Europäischen Koordinationszentrum für Forschung und Dokumentation der Akademischen Vereinigung für Außenpolitik. 1975 bis 1977 war er gemeinsam mit seiner Frau Brigitte in Quito/Ecuador als Koordinator der Entwicklungsorganisation "Jugendrat" tätig, danach Konsulent bei der UNIDO, Leiter der Bildungsarbeit beim ÖED (Österreichischer Entwicklungsdienst) und Direktor der ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für Entwicklung). Von 1982 bis 1998 war Ornauer Direktor der KOO.
Vielfacher Impulsgeber
Wissenschaftlich tätig war Ornauer u.a. als Dozent für Entwicklungspolitik an der Universität Wien oder im Zuge der Kampagne zur "Entschuldung der ärmsten Länder des Südens". An etlichen Reform-Initiativen war Ornauer federführend beteiligt, etwa am Grundsatzpapier "Entwicklungspolitik der katholischen Kirche in Österreich" (1980), an der Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungszusammenarbeit (AGEZ; 1988) oder an der Gründung des Spendengütesiegel Österreichs. Außerdem war er kirchlich vielfach ehrenamtlich engagiert, etwa in der österreichischen Kommission Justitia et Pax und in der KAÖ, und mit Erzbischof Alois Wagner sowie Weihbischof Florian Kuntner freundschaftlich verbunden.
Wie der langjährige KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl gegenüber Kathpress hinwies, lud Helmut Ornauer viele Repräsentanten der Internationalen Entwicklungsarbeit nach Wien ein, darunter die Bischöfe Evaristo Arns (Brasilien), Yvon Ambroise (Indien) und Bischof Bonifatius Haushiku (Namibia). "Sein Wissen und sein Engagement haben dazu geführt, dass die Entwicklungspolitik der katholischen Kirche in Österreich einen großen Stellenwert erreichte und auf seine Qualität zu Recht stolz sein kann".
Quelle: kathpress