Diözese Eisenstadt: Lieferkettengesetz als Chance nützen
Der Entwurf zum EU-Lieferkettengesetz, den die EU-Kommission am 23. Februar in Brüssel vorgestellt hat, gilt nicht nur in vielen kirchlichen Organisationen als echter "Meilenstein": Unternehmen sollen verpflichtet werden, in ihren globalen Lieferketten Risiken hinsichtlich der Wahrung der Menschenrechte und der Umweltauswirkungen zu ermitteln und zu mindern. Welche Möglichkeiten zu schrittweisen Verbesserungen es dabei gibt, zeigt die Diözese Eisenstadt auf. Es gibt zahlreiche "positive Ansätze", wie Veronika Thaller von der Dreikönigsaktion am Mittwoch (17 Uhr) beim Vortrag "Kakao - bittersüße Bohne" darlegen wird. Der Vortrag im FreuRaum Eisenstadt startet um 17 Uhr, nachdem es bereits eine Stunde davor eine Verkostung gibt, wie die Diözese am Dienstag ankündigte.
Auch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics unterstützt das Lieferkettengesetz klar. "Wo Menschenwürde mit Füßen getreten, Kinderarbeit immer noch für Billigproduktion eingesetzt wird, die Schöpfung ausgelaugt und die Ressourcen dieser Welt ausgebeutet werden, ist ein klares NEIN zu sagen!", betonte er in der Aussendung. In Zeiten der gesundheitlichen, sozialen und ökologischen Krise sei ein Nachdenken darüber nötig, wie schädlich der Umgang mit vielen materiellen Gütern sein kann, wie entstellt die menschliche Würde immer noch ist und wie sehr weltweit Kinder und Arme immer noch ausgenutzt werden. Zsifkovics: "Wir müssen uns entscheiden für einen Lebensstil, der uns nicht das Letzte raubt, was uns vielleicht noch geblieben ist". Dass die Herkunft der Waren selbst in den Gaststuben deklariert werden müsse, halte er für selbstverständlich.
"Unternehmen, die die Rechte von Menschen und Natur verletzen, müssen dafür zur Verantwortung gezogen werden! Wir müssen aufhören, Kinderarbeit, Abholzung von Urwäldern und Verschmutzung von Trinkwasser mit zu importieren", verdeutlichte Veronika Thaller von der Abteilung Kinder- und Jugendpastoral der Dreikönigsaktion das Anliegen. Die Theologin setzt sich im Rahmen ihrer Arbeit vor allem gegen Kinderarbeit und für Nachhaltigkeit ein. Denn noch immer würden Kinder unter gefährlichen Bedingungen Gold abbauen, aufgrund von landwirtschaftlichen Pestiziden schwere Gesundheitsschäden davontragen oder können nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern nicht ausreichend verdienen. Auf diese Missstände weist die DKA österreichweit in ihrer Kampagne "Kinderarbeit stoppen" hin. "Ein starkes Lieferkettengesetz wäre ein wichtiger Schritt, damit ausbeuterische Kinderarbeit beendet wird", unterstrich Thaller.
Sensibilisierung für Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Umweltschutz muss vom Kindes- und Jugendalter an geschehen, unterstrich Andrea Berger-Gruber, Direktorin des Schulamtes und des Gymnasiums der Diözese. "Mit der Umweltzertifizierung der Schule im EMAS-Projekt und der Zertifizierung als Fair-Trade-Schule setzen wir Maßnahmen dazu." Lois Berger, diözesaner Umweltbeauftrager und Leiter der kirchlichen Liegenschaftsabteilung, verwies darauf, dass Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" die enge Verbindung von Umweltschutz und Menschenrechten klar aufgezeigt habe. Beide Bereiche würden in der Güterproduktion oft missachtet. Berger: "Das Lieferkettengesetz wird helfen, die für uns selbstverständlichen Menschenrechte überall einzufordern." Unterstützung signalisierte auch Melanie Balaskovics, diözesane Caritas-Direktorin und Leiterin der Hauptabteilung Diözesane Medien.
Kirchliche Organisationen und Vertreter sind seit langem Befürworter eines Lieferkettengesetzes. Im September 2020 forderten katholische Bischöfe aus 43 Staaten der Welt strengere Gesetze, um Unternehmen und Konzerne zu Umweltschutz und zur Achtung der Menschenrechte zu verpflichten. Wird der als "Meilenstein" gefeierte Entwurf der EU-Kommission auch vom Europäischen Parlament und Rat gebilligt, haben die EU-Mitgliedsstaaten in Folge zwei Jahre Zeit, die Richtlinie in nationale Gesetze zu überführen. Inzwischen gehen auch in Österreich Kampagnen mit Kirchenbeteiligung für das Gesetz weiter. So wird von Mitte Mai bis zum 12. Juni, dem Internationalen Tag gegen Kinderarbeit, österreichweit eine Kampagne unter dem Motto "Menschenkette gegen Kinderarbeit" ausgetragen. Ziel sei eine Beteiligung möglichst vieler Kinder und Jugendlicher, hieß es seitens der Dreikönigsaktion. (Infos: www.kinderarbeitstoppen.at)
Quelle: kathpress