Wie Ordensgemeinschaften die Liturgiereform des Konzils umsetzten
In den Ordensgemeinschaften im deutschen Sprachraum wurde die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) sehr unterschiedlich und ungleichzeitig umgesetzt. Die Pluralität der Rezeption war nicht nur durch die "Vielgestalt der spirituellen, rechtlichen, regionalen und geschichtlichen Hintergründe der einzelnen Orden" geprägt, sondern hing auch vom Engagement der Protagonisten in den einzelnen Gemeinschaften ab. So lautet das Fazit einer Tagung, die im Rahmen internationalen Forschungsprojektes in Klosterneuburg stattfand.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte und auf mehrere Jahre angelegte Projekt war mit einem Symposion in der süddeutschen Benediktinerabtei Beuron, die für die Liturgische Bewegung bekannt war, gestartet, eine weitere Tagung erfolgte coronabedingt digital. Diesmal wurde zum Abschluss bewusst das Chorherrenstift Klosterneuburg ausgewählt. Denn hier nahm mit dem Augustinerchorherren Pius Parsch (1884-1954) als Pionier die "Volksliturgische Bewegung" ihren Ausgang, die die Vorbereitung der Liturgiereform des Konzils wesentlich beeinflusste.
Über die Erneuerung der Liturgie im Stift Klosterneuburg und davon ausgehend berichtete der Direktor des Pius-Parsch-Instituts, Andreas Redtenbacher. Zum 100-Jahr-Jubiläum der ersten "volksliturgischen Messe", die Parsch am Himmelfahrtstag des Jahres 1922 in der Kirche St. Gertrud in Klosterneuburg zelebrierte, wird es am 25. Mai um 18 Uhr in der Kirche einen Festgottesdienst geben, dem der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried, Liturgiereferent der Österreichischen Bischofskonferenz, vorstehen wird. Im Anschluss an die Messe findet im Augustinussaal des Stiftes Klosterneuburg ein Festakt statt.
Konkrete Umsetzung in den Orden
Anhand unterschiedlicher Beispiele wurde die konkrete Umsetzung der Liturgiereform untersucht. Einen Einblick in seine über dreißigjährige Forschungsarbeit zur Liturgie des Deutschen Ordens gab der Linzer Ordinarius für Liturgiewissenschaft, Ewald Volgger. Als Mitglied des Ordens wirkt er auch gegenwärtig an der Reformarbeit mit. Aus der Perspektive eines Historikers, Kanonisten und Archivars blickte Peter Wiesflecker vom Steiermärkischen Landesarchiv Graz auf die Benediktinerinnen-Abtei St. Gabriel in der Oststeiermark. Weitere Fachleute widmeten sich der liturgischen Erneuerung bei den reformoffenen Salesianern Don Boscos und in der Benediktinerabtei Gerleve im Münsterland.
Die Tagungsteilnehmer trafen auch mit dem Administrator des Stiftes Klosterneuburg, Maximilian Fürnsinn, zu einem Kamingespräch zusammen. Dabei schilderte der frühere Propst des Stiftes Herzogenburg sein ganz persönliches Erleben der Veränderungen im Rahmen der Liturgiereform.
Anstoß für weitere Projekte
Ein Vortrag über die Liturgiereform in ausgewählten franziskanischen Frauengemeinschaften bot bereits einen Vorausblick auf die Fortsetzung des aktuellen Projekts: Der Fokus solle von den männlichen nun stärker auf die weiblichen Ordensgemeinschaften gerichtet werden, hieß es. Als lohnendes Forschungsfeld bezeichnete der Münchner Liturgiewissenschaftler und Gesamtleiter des Forschungsprojekts, Winfried Haunerland, außerdem die gezielte Analyse der sozio-ökonomischen Voraussetzungen der Liturgiereform.
Am Forschungsprojekt zur Liturgiereform-Rezeption sind Äbte und Obere sowie Liturgie-Experten und Professoren aus zahlreichen Gemeinschaften beteiligt; aus Österreich Abt Pius Maurer (Stift Lilienfeld), der an der KU Linz lehrende Prof. Volgger und Andreas Redtenbacher vom Stift Klosterneuburg. Zu den bisherigen Ergebnisse ist eine Publikation im Pustet Verlag angekündigt.
Quelle: Kathpress