Grazer Bischof: Beim Blick auf Kirche nicht nur den Mangel sehen
Zu einem Perspektivenwechsel in Kirche und Gesellschaft ermutigte der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in der Osternacht. Die österliche Hoffnungsbotschaft von der Auferstehung nannte Krautwaschl dabei als Anstoß, um anzuerkennen, "dass es Leben und nicht nur Tod gibt, dass etwas wächst und nicht nur alles schlecht ist oder den Bach runtergeht", sagte er in seiner Predigt beim Gottesdienst in der steirischen Pfarre Semriach.
Schwierigkeiten, etwa in der Kirche, müssen dabei aus Sicht des Bischofs nicht negiert werden, aber: "Hören wir, so gut es geht, damit auf, nur das Scheitern, das Unvollendete, den Mangel zu sehen", rief der Bischof laut Predigtmanuskript auf. "Schauen wir hin und entdecken wir, wie vielfältig der Gottesglaube Hand und Fuß bekommt bei Einzelnen, in Gruppen und Gemeinschaften, Pfarren und Familien, bei der Arbeit, in den Schulen und Kindergärten."
Ziel sei, Christi Botschaft zum Durchbruch zu verhelfen, betonte Krautwaschl. Gleichzeitig warnte er vor der Gefahr, sich Kirche "selbst zu stricken". Dies gelte "nicht nur für jene, die 'Reformer' genannt werden, sondern auch für jene, die sich fromm geben und für die alles Neue weit weg ist", so der Bischof.
Auch gesellschaftlich rief Krautwaschl auf, von einem bloß verzagten Blick wegzukommen. Konkret sprach der Bischof dabei die Debatte um Entscheidungen von Verantwortungsträgern an, die in der Pandemie versucht hätten, das Wohlergehen aller im Blick zu haben, so Krautwaschl. "Was da nicht alles und oft schnell schlechtgeredet wurde und wird - ohne zu bedenken: Es kann nie allen alles recht gemacht werden. In unseren Breiten bei Demonstrationen von 'Diktatur' zu schreien, ist ein Hohn angesichts dessen, was Demonstrierenden in vielen Staaten der Welt passiert."
Quelle: kathpress