Bischöfliche Hirtenworte in Krisenzeit: Trost durch Osterbotschaft
Hirtenworte in Zeiten von Krieg und Krise: Mit dem Hinweis auf die österliche Auferstehungsbotschaft haben österreichische Bischöfe in Kirchenzeitungen den Gläubigen Trost und Hoffnung zugesagt, ohne die gerade in der Ukraine erlebte "Karfreitagswirklichkeit" zu verharmlosen. Bischof Ägidius Zsifkovics (Eisenstadt) erinnerte im "martinus" angesichts dessen an den Gruß des Auferstandenen "Der Friede sei mit Euch!"; Bischof Wilhelm Krautwaschl betitelte sein Hirtenwort im steirischen "Sonntagsblatt" mit "Zukunft heißt Auferstehung"; der Linzer Bischof Manfred Scheuer beendete seinen Osterbrief in der "KirchenZeitung" mit der Frage: "Wann, wenn nicht zu Ostern, darf ich sagen: Ich hoffe auch auf das Wunder des Friedens."
Der Eisenstädter Bischof Zsifkovics ersetzte in seinem Osterbrief die durch die Pandemie geläufige 3G-Regel durch "3F" - Frustration, Fusion, Freude. Frustration hätten die Jünger Jesu unter dem Kreuz von Golgotha erlebt und sich wohl gefragt: "Waren die Verheißungen Gottes nur eine Utopie? Ist die Nachfolge Jesu nur eine Täuschung?" Am Karfreitag seien "alle Hoffnungen der Menschen mitgekreuzigt" worden und es schien: "Auf diesen Gott ist kein Verlass", wie Zsifkovics schrieb. Jesu Schrei am Kreuz "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" sei bis heute nicht verstummt. Er frage sich, "ob uns heute die Karfreitagswirklichkeit vielleicht doch näher ist als Ostern" - angesichts vieler Krisenphänomene auch in der Kirche.
Das zweite F - Fusion - könnte laut dem Bischof auch Gemeinschaft, Miteinander, Füreinander heißen: "Ob Fusion das neue Zauberwort für die Bewältigung der Gegenwart und der Zukunft ist?" Als ein Beispiel für einen neu aufgezeigten Weg, der Zusammenhalt erfordere, nannte Zsifkovics den synodalen Prozess, zu dem Papst Franziskus die ganze Kirche aufrief: Es sei für ihn beeindruckend gewesen, wie breit die Beteiligung daran bisher war. Die mehr als tausend Rückmeldungen allein von Kindern und Jugendlichen zeigten, "dass junge Menschen noch Erwartungen an die Kirche haben, auch wenn sie manches ärgert und stört". Und weit über die Kirche hinaus reicht der Appell des Bischofs: "Es braucht heute mehr denn je eine Fusion der Guten für das Gute!"
Das dritte F, die Freude, gründe in der Osterbotschaft, dass durch Jesu Auferstehung Angst, Hoffnungslosigkeit und der Tod überwunden werden. "Diese österliche Freude muss das Markenzeichen der Christen sein", betonte Zsifkovics. Sein tröstliches Resümee: "Trotz Frustration können wir in der Gemeinschaft der Kirche dem Auferstandenen begegnen, der still und verborgen durch die Höhen und Tiefen des Lebens mit uns unterwegs ist - das gibt Freude und Hoffnung!"
Scheuer: "Österliche Spuren" auch im Leid
"Das, was in der Ukraine geschieht, nimmt unweigerlich mit hinein in den Karfreitag", schrieb Bischof Scheuer an die Leserinnen und Leser der Linzer Kirchenzeitung. Tief bewegt hätte ihn eine ukrainische Frau, die nach ihrer Flucht am Bahnhof mit den Worten ankam: "Alles, was uns geblieben ist, ist das Leben." Scheuer erwähnte auch die Aussage eines Vaters, dessen zweijähriges Kind nach einem Bombenangriff in den Trümmern des ukrainischen Wohnhauses verstarb: "Ich habe meinen Glauben an Gott verloren." Das Leiden unschuldiger Menschen, die Sinnlosigkeit von Krieg, das gegenseitige Aufrüsten sowie die Hilflosigkeit und Ohnmacht der Menschen sind nach den Worten des Bischofs heuer am Todestag Jesu präsent. "Billige Vertröstung hilft nicht weiter", was bleibe, seien das Schweigen und die Traurigkeit der Mater Dolorosa, der Mutter Jesu, nach der Kreuzabnahme. "Solche Situationen sind Teil des menschlichen Lebens und Alltags", gab sich Scheuer illusionslos.
Zugleich gebe es eine "überwältigende" Hilfsbereitschaft in Österreich, es würden Unterkünfte organisiert, Kinder unterrichtet, hohe Summen gespendet. "Es scheint, als wurde nach und nach die Fassungslosigkeit über den Krieg von einer Solidarität verdrängt", so Scheuer. Sehr viele Menschen würden auch für Frieden beten - "aus der unerschütterlichen Hoffnung heraus ..., dass in allem Scheitern noch nicht das letzte Wort gesprochen ist". Es zeigten sich Spuren des Guten und des Lebens auch in dieser Zeit - laut dem Bischof "österliche Spuren". Ostern sei die erfüllte Hoffnung auf Leben: "Wir feiern die Auferweckung Jesu. Wir feiern das Wunder, dass Gott im Ende einen Anfang setzt."
Krautwaschl: Versöhnen ist Gebot der Stunde
"Versöhnen ist wohl das Gebot der Stunde" - und den Weg dorthin habe für Christen Papst Franziskus vorgezeichnet. Wie der Grazer Bischof Krautwaschl in seinem österlichen Hirtenwort hinwies, habe sich die Kirche bereits auf diesen synodalen "Weg des Einander-Hörens und Miteinander-Redens" begeben. Der Glaube an Christus ermutige, in aller Unterschiedlichkeit miteinander das Gespräch zu suchen. "Pflegen wir diese Gesprächskultur - auch um der Gesellschaft willen", appellierte Krautwaschl. Es brauche Räume für den Austausch. "Und dort, wo es nötig ist, ermöglichen wir neues Leben durch Versöhnung", die zu Ostern als Frohe Botschaft in die Welt kommen möge.
Der Bischof räumte ein, angesichts vieler Krisen sei es nicht einfach, Ostern als Fest des Lebens und des Sieges über den Tod zu feiern. Er verwies auf den "Krieg, der unsägliches Leid mit sich bringt", auf die Pandemie, den Klimawandel und noch nicht absehbare wirtschaftliche Folgen all dessen. Auch die Situation der Kirche sei nicht einfach, es gebe Priestermangel, Missbrauchs-Altlasten. Kirchenaustritte und Corona-bedingtes "Nicht-Sprechen-Wollen oder -Können über unterschiedliche Standpunkte".
Beispiele der Hoffnung seien vonnöten, schrieb Krautwaschl. Er wolle den steirischen Katholikinnen und Katholiken am Osterfest - "bei all den Herausforderungen, vor denen wir stehen und die wir, begleitet durch Gottes Geist, anpacken können und müssen - Mut und Freude zusprechen".
Quelle: Kathpress