Früherer Papst Benedikt XVI. vollendet 95. Lebensjahr
Joseph Ratzinger, der frühere Papst Benedikt XVI., vollendet am Samstag sein 95. Lebensjahr. Den Tag wird er in seinem Domizil, dem Kloster "Mater ecclesiae" im Vatikan, verbringen. Weil dies Karsamstag ist, ist keine größere Feier vorgesehen. Zudem ist Benedikt XVI. gesundheitlich inzwischen recht schwach. Ob Papst Franziskus seinem Vorgänger im Amt einen Besuch abstattet, ist denkbar, aber bisher nicht bekannt.
Der frühere Grazer Bischof Egon Kapellari hat indes an das bedeutungsvolle theologische Wirken von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erinnert. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress am Mittwoch bezeichnete Kapellari den Jubilar als "Jahrhunderttheologen und unverwechselbare Persönlichkeit". Das theologische Wirken Ratzingers inspiriere nach wie vor, wie beispielsweise die kürzlich vom slowenischen Theologen Anton Strukelj erschienene Publikation mit dem Titel "Schönheit und Heiligkeit" zeige, so Kapellari, der zu diesem Buch ein Vorwort verfasst hat.
Für Kapellari, der sei Jahrzehnten mit dem Jubilar verbunden ist, war der Besuch von Benedikt XVI. am 8. September 2007 zum 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell "ein Höhepunkt". Der emeritierte Papst war und bleibe "ein großer Christ und Lehrer inmitten der Kirche und der ganzen Menschheit".
Der am 16. April 1927 in Marktl am Inn geborene Joseph Ratzinger war vom 19. April 2005 bis zu seinem Rücktritt am 28. Februar 2013 der 265. Papst der römisch-katholischen Kirche. Benedikt XVI. war seit 720 Jahren der erste Papst, der freiwillig zurücktrat. Zuvor war Joseph Ratzinger über 23 Jahre lang Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation und von 1977 bis 1982 Erzbischof von München-Freising.
Als Professor für Fundamentaltheologie hatte Ratzinger seit 1958 an den Hochschulen Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg gelehrt. Am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) nahm er als Berater des Kölner Erzbischofs, Kardinal Josef Frings, teil. Ratzinger gilt als einer der angesehensten Theologen des 20. Jahrhunderts.
Durch das im Jänner dieses Jahres veröffentlichte Gutachten der Erzdiözese München-Freising zum Umgang mit sexuellem Missbrauch wurde auch Ratzingers Zeit als Münchner Erzbischof kritisch bewertet. Darin wird ihm vorgeworfen, Hinweisen auf mögliche Täter nicht konsequent genug nachgegangen zu sein. In späteren Jahren als Kurienkardinal und Papst hatte Ratzinger indes einige wichtige kirchenrechtliche Reformen im Kampf gegen Missbrauch eingeleitet.
Quelle: Kathpress