Evangelischer Bischof:
Karfreitag als Feiertag für alle
Evangelischer Bischof:
Karfreitag als Feiertag für alle
Die Evangelische Kirche wird nicht locker lassen und sich auch weiterhin für die Wiedereinführung des Karfreitags als Feiertag einsetzen. Das hat der lutherische Bischof Michael Chalupka im Interview der Nachrichtenagentur "Kathpress" (Mittwoch) bekräftigt. Die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag für die evangelischen Christen in Österreich sei eine offene und schmerzliche Wunde. Er hielte es für sinnvoll, den Karfreitag zum allgemeinen Feiertag für alle zu erklären, so der Bischof.
Alle Versuche, dies rückgängig zu machen, seien bislang am Unwillen der Regierung und an wirtschaftlichen Überlegungen gescheitert. Die Abschaffung sei aber unter einer Regierung und in einer Zeit passiert, "als man sich nicht vorstellen konnte, dass die Zukunft nicht planbar ist, dass die Wirtschaft nicht Vorrang hat". Nun erlebe man aber durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine, wie verletzlich die Welt sei. Umso wichtiger wäre es für die Zukunft, mit dem Karfreitag einen solchen Tag des Bedenkens der Verletzlichkeit für alle zu haben. "Ein Tag, an dem wir daran denken, dass wir nicht alles im Griff haben."
Die Politik sollte zur Besinnung kommen, so Chalupka "und den Karfreitag nicht als Privileg für die Evangelischen sehen, sondern als Zeichen für die Verletzlichkeit der Gesellschaft zu einem allgemeinen Feiertag erklären".
Ein zweiter Aspekt des Karfreitags: Die Republik Österreich habe sich mit der Abschaffung dieses besonderen Feiertags selbst auch einen Gedenktag genommen. "Einen Gedenktag, an dem die Geschichte des Umgangs mit den Evangelischen, mit einer religiösen Minderheit in Österreich, im Zentrum gestanden ist." Der Karfreitag sei so etwas wie "ein Denkmal für die schrecklichen Zeiten der Gegenreformation" gewesen, so Chalupka: "Dass es dieses Denkmal nicht mehr gibt, schmerzt uns immer noch. Und das wird auch so bleiben. Das heißt, diese Frage wird gelöst werden müssen."
Klimaschutz und Selbstverteidigung
Im Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Mittwoch) drängte der lutherische Bischof einmal mehr zum engagierten Klimaschutz. Zugleich räumte er ein: "Wir haben zu wenig getan - und das betrifft meine Generation. Wissen hätte man schon viel früher können, welche Entwicklung auf uns zukommt. Das gilt für mich persönlich wie auch für die Politik." Jetzt sei man an einem Punkt, "an dem wir noch sechs bis acht Jahre Zeit haben, um umzusteuern". Wichtig sei aber, nicht apokalyptisch zu werden. Chalupka: "Nur Angst zu haben und zu sagen, alles geht unter, hat keinen Sinn. Prophetie hatte in unserer Tradition immer einen Aspekt der Hoffnung. Es gibt die Möglichkeit, umzudenken und umzukehren. Und wir wollen daran arbeiten."
Seine Generation hatte in der Jugend mehr Grund, optimistisch zu sein, sagte der Bischof: "Es sollte uns Älteren zu denken geben, welche Welt wir den Jungen hinterlassen." Gleichzeitig müsse man gemeinsam an Bildern arbeiten, "die nicht von Einschränkungen und Wegsparen geprägt sind, sondern die eine klimaneutrale und lebenswerte Welt zeigen".
Zur Position der Evangelischen Kirche zum Krieg in der Ukraine verwies Chalupka auf Martin Luther: Der einzelne Christ könne auf Gewalt völlig verzichten, wie das Jesus auch getan hat. "Aber wenn die Nächsten in Gefahr sind, dann gilt es, diese zu verteidigen. Das Verteidigungsrecht kann man den Ukrainern nicht absprechen. Es wäre völlig zynisch, wenn wir da jetzt pazifistische Ratschläge geben würden."
Es gebe ein Recht auf Selbstverteidigung und auch das Österreichische Bundesheer sollte so ausgestattet sein, dass es dieser Aufgabe nachkommen kann, betonte der Bischof: "In den vergangenen Jahren hat man sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt."
Im Blick auf den Priestermangel in der Katholischen Kirche meinte Chalupka zu seiner Kirche: "Das kann man in der Dimension nicht vergleichen. Wir haben niemanden, der acht Pfarrgemeinden gleichzeitig betreuen muss. Trotzdem bemühen auch wir uns, neben Pfarrerinnen und Pfarrern andere kirchliche Berufe zu entwickeln." Was in der Evangelischen Kirche am ehesten einen Mangel verursacht, sei der Umstand, "dass wir diese Stellen finanzieren müssen. Das heißt: Wir haben so viele Geistliche, wie wir zahlen können. Aber natürlich hätten wir gerne mehr." Ein anderes Thema verbinde die evangelische Kirche mit der Ärzteschaft: "In Ballungszentren haben wir kein Problem, aber es wird immer schwieriger, bestimmte ländliche Gemeinden zu versorgen."
Quelle: Kathpress