Evangelische Kirche will beim freien Karfreitag "nicht aufgeben"
Für die Evangelische Kirche in Österreich ist die Debatte rund die Frage, ob evangelische Christen am Karfreitag einen freien Tag bekommen sollen, noch nicht beendet. "Dass uns der Karfreitag genommen wurde, hat sehr viel ausgelöst. Wir waren sehr betroffen, wie darüber befunden wurde. Darüber war die österreichische Gemeinde geradezu empört", betonte der Wiener Superintendent Matthias Geist zum Auftakt der Karwoche im ORF. Auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer kündigte am Montag an: "Wir wollen trotzdem nicht aufgeben, weil wir das als große Ungerechtigkeit empfinden, dass uns der Karfreitag als Feiertag gestohlen wurde. Wir werden noch einmal versuchen, eine Initiative von der Basis hier zu starten."
Geist fordert, den Karfreitag zum Feiertag für alle zu machen. Die ganze Diskussion um die Abschaffung des Feiertags habe vor drei Jahren für viel Aufsehen gesorgt, so der Wiener Superintendent; jetzt trete die Causa immer mehr in den Hintergrund. Er will nun wieder einen Fokus darauf legen, denn der Karfreitag gelte als identitätsstiftendes Merkmal der Protestanten. "Der Karfreitag ist ein zentraler Gedenk- und Feiertag. Er ermahnt uns dazu, als Menschen auch mit Situationen der Ohnmacht umzugehen", betonte Geist.
Am Karfreitag gebe es ein breites Angebot an Gottesdiensten über den ganzen Tag verteilt. Um diese tagsüber mitfeiern zu können, müssen evangelische Christen seit 2019 um einen "persönlichen Feiertag" ansuchen. "Es geht um die Aufhebung der Ungleichbehandlung. Deshalb fordern wir den Feiertag für alle, das heißt, für die gesamte Bevölkerung und Gesellschaft Österreichs", so Geist, der diesbezüglich "Signale zur Gesprächsbereitschaft" vonseiten der Politik ortet.
Hoffen auf katholische Unterstützung
Auch von Kärnten aus plane man einen neuerlichen Vorstoß bezüglich der Karfreitagsregelung, betonte Superintendent Sauer. Er hoffe dabei auch auf die Unterstützung der Katholischen Kirche: "Wir in Kärnten waren Vorreiter, ich kenne keine Diözese, wo sich die Katholische Kirche so stark gemeinsam mit uns für den Karfreitag eingesetzt hat." Seine Hoffnungen auf eine Änderung der Regelung gründet Sauer auf den Regierungswechsel. Die schwarz-grüne Koalition könnte das Thema anders sehen, so der Superintendent, der das Thema wieder auf die Tagesordnung bringen möchte. "Wir haben nach Ostern das Kirchen-Presbyterium in Salzburg, wo alle Superintendenten, Kuratorien und Kirchenleitung zusammenkommen. Ich werde das Thema dort noch einmal einbringen", kündigte Sauer an.
Der Karfreitag 2022 ist bereits der vierte, der kein Feiertag mehr für evangelische Arbeitnehmer ist. Zuvor hatte der Europäische Gerichtshof 2019 entschieden, dass die österreichische Gesetzeslage betreffend Karfreitag diskriminierend sei und der Karfreitag für alle ArbeitnehmerInnen unabhängig von ihrer Religion ein freier Tag sein müsse oder alternativ bei Arbeit am Karfreitag Feiertagsarbeitsentgelt zu zahlen sei, solange der Gesetzgeber nicht eine anderweitige diskriminierungsfreie Regelung trifft. Die damalige türkis-blaue Bundesregierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz schaffte daraufhin den Tag für Evangelische und Altkatholiken als gesetzlichen Feiertag ab. Wer trotzdem frei haben will, muss dazu einen Urlaubstag heranziehen, der als "persönlicher Feiertag" deklariert werden kann. Dieser Anspruch gilt für alle unabhängig vom Religionsbekenntnis.
Quelle: Kathpress