Südafrika: Schlimme Corona-Nachwirkungen für Jugend
Südafrika hat am Dienstag den nationalen Notstand infolge der Corona-Pandemie beendet. Die langfristigen Folgen für die Bevölkerung sind für das Land mit den meisten Corona-Toten Afrikas (95.000) dennoch verheerend, wie Vertreter der NGO "Masifunde" am Donnerstag im Interview mit Kathpress darlegten. Die Arbeitslosigkeit, die Kluft zwischen Arm und Reich, der Gewaltpegel wie auch die allgemeine Unzufriedenheit seien weiterhin extrem hoch und viele Jugendliche seien in verzweifelter Situation, berichteten die Projektpartner des Hilfswerks "Jugend Eine Welt" und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ADA bei einem Wien-Besuch.
Die Unruhen des vergangenen Sommers in mehreren Townships Südafrikas - mit damals über 70 Todesopfern und hunderten geplünderten Einkaufszentren - seien Symptome einer allgemeinen Frustration und Verzweiflung gewesen, die inzwischen weiter angewachsen ist, sagte der aus Deutschland stammende geschäftsführende "Masifunde"-Direktor Jonas Schumacher. "Die Schulen kehren erst jetzt gerade nach zweijähriger Unterbrechung wieder zurück in den Normalbetrieb. Hunderttausende haben inzwischen ihre Bildungslaufbahn abgebrochen, 75 Prozent der Jugendlichen sind derzeit ohne Job."
Die Krise werde sich noch weiter zuspitzen. Auslöser dafür, dass viele Menschen in Armut schlitterten, seien vor allem die harten Lockdowns gewesen, "die zwar anfangs bejubelt wurden, dabei aber die Wirtschaft zerstört haben. Viele Menschen verloren ihre Häuser, noch mehr ihren Arbeitsplatz", sagte Schumacher. In den Townships, wo auch "Masifunde" tätig ist, "kommen viele Eltern abends heim und bringen kein Essen mit, da sie an diesem Tag keine Einkünfte haben". Das Überleben werde zur Herausforderung, die Kriminalität und Gewalt, der Alkoholismus und das Drogenproblem nähmen vielerorts überhand.
Mit Unterstützung von "Jugend Eine Welt" versorgt die NGO "Masifunde" im Township Walner der Küstenstadt Port Elisabeth einerseits 400 Familien mit Nahrungsmitteln. Um den Auswirkungen der Corona-Krise langfristig zu begegnen, erhalten benachteiligte Jugendliche zudem eine gute Berufsausbildung oder werden bei ihrem Wunsch als Selbstständige beruflich aktiv zu werden, tatkräftig unterstützt. Durch das Programm konnte u.a. die Schulabbruchsrate stark gesenkt werden. Für viele junge Menschen sei diese Form der Hilfe die erste wirkliche Chance auf eine bessere Zukunft und ein Leben in Würde.
Weiters werden Jugendliche ab 14 Jahren zu "Changemakers" ausgebildet, um das Wissen über Corona-Prävention, gesunde Lebensweise und den Kampf gegen Gewalt weiterzugeben. An 45 Schulen sind solche Botschafter bereits im Einsatz und haben bisher 45.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. "Ziel des Trainings ist es, das eigene Potenzial zu entwickeln, eine Vision für das Leben zu entwickeln und Selbstvertrauen zu gewinnen", erklärte Andisiwe Mbelekane, die Koordinatorin der Initiative bei "Masifunde". Da auf diese Weise auch den grassierenden Problemen HIV/Aids sowie den Teenagerschwangerschaften entgegengewirkt wird, verändere diese Initiative die Gesellschaft zum Positiven, so die Expertin.
Quelle: kathpress