Zsifkovics: Synodaler Prozess darf keine kirchliche Nabelschau werden
Vor zu viel "Selbstgenügsamkeit und Nabelschau" der Kirche warnt Bischof Ägidius Zsifkovics mit Blick auf den von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten Synodalen Prozess. Kirchenferne und kirchenkritische Menschen sollten als "Segen", die gegenüber Gott Gleichgültigen als "Herausforderung" gesehen werden, forderte der burgenländische Bischof bei der Vorsynodalen Versammlung seiner Diözese am Freitag im Eisenstädter Martinsdom. Die Hoffnungen der Konzilsgeneration seien "zu schnell begraben" und die "Hausaufgaben des Konzils nur bruchstückhaft gemacht" worden. "Eine Gemeinschaft von Gläubigen, die aufhört, nach Katholizität und universaler Offenheit zu streben, hat ihre christliche Identität und Authentizität verloren", mahnte Zsifkovics.
Besonders zur Auseinandersetzung mit der heutigen Lebensrealität der Menschen rief der burgenländische Bischof die versammelten Delegierten auf. Wahres Christsein dürfe kein "platter Versuch, einen selbstgenügsamen Beitrag zu leisten" sein, sondern es gehe um "echte Nachfolge in der Vielstimmigkeit dieser Welt", sagte der Bischof. Mut sei vonnöten, um "auf den verschlungenen Pfaden der Welt die Fußspuren Jesu zu suchen". Ihre vielfach verloren gegangene Glaubwürdigkeit werde die Kirche erst dann zurückgewinnen, wenn sie die "Kultur der Angst und der Verdächtigung" überwinde und alles Vertrauensbildende - "nicht zuletzt das Gottvertrauen" - fördere.
Hinsichtlich des auf allen Kirchenebenen ausgerufenen Reformprozesses betonte Zsifkovics, den Burgenländern sei Synodalität nicht fremd: Die erst 1960 gegründete Diözese habe bereits Diözesansynoden, Diözesantage, den Dialog für Österreich und für das Burgenland erlebt sowie auch Initiativen wie den neuen pastoralen Weg. Dennoch laute auch jetzt die Aufforderung, sich "gemeinsam auf den Weg zu machen im aufeinander Hören, im Austausch von Ideen und Projekten, um Kirche sichtbar werden zu lassen als gastfreundliches Haus, dessen Türen für alle weit offenstehen". Dabei meine Synode nach den Worten von Papst Franziskus "kein Parlament", denn es gehe um "Einmütigkeit", nicht um Abstimmungen von Mehrheiten.
Die Synode sei als "geistlicher Prozess" zu verstehen, für welchen der Bischof die Mitglieder seiner Diözese Eisenstadt weiterhin zu Rückmeldungen an die Arbeitsgruppe aufrief - besonders "Menschen und Bereiche, die bisher kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden". Auch wenn bei der Versammlung im Eisenstädter Martinsdom bereits ein Bericht zur diözesanen Konsultation präsentiert wurde, sei dieser aufgrund einer erst geringen Beteiligung, einer zu kurzen Zeit und wegen Verzögerungen infolge der Pandemie noch nicht vollständig und daher erst ein Beitrag für eine noch zu erstellende spätere "Synthese".
In Richtung der Delegierten seiner Diözese appellierte der Bischof, "zuzuhören, zu unterscheiden und anzupacken", was "Offenheit, gegenseitige Wertschätzung und große Geduld" erfordere und vom Gebet begleitet sein solle. Die Kirche sei "keine perfekte Gesellschaft", sondern ein "Feldlazarett", bei welchem "der Arzt Christus ist und wir sind vielleicht Sanitäter". Weiters verglich Zsifkovics die Kirche auch mit einem "Orchester", mit dem Evangelium als Partitur und Jesus Christus als Dirigent, der "auch unsere Misstöne kennt", sowie als "Baustelle", die zwar fragmentarisch, fragil und unfertig sei, jedoch Jesus als Architekten und Fundament zugleich habe. Der Mut der Beteiligten müsse daher "stärker als alle Sorgen, Frustration und Resignation" sein.
Mit der vorsynodalen Versammlung sei ein "guter Anfang gewagt" worden, befand der Bischof in den Schlussworten des Treffens. Lobend hob er dabei besonders die Beteiligung von über tausend Schülerinnen und Schülern, die sich im Rahmen des Religionsunterrichtes zum synodalen Prozess geäußert hatten.
Quelle: kathpress